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MATERIALIEN ZUR GESCHICHTE DER ÄGÄISCHEN
WANDERUNG IN KLEINASIEN.
In den letzten Jahrhunderten des II. Jahrtausends waren
die östlichen Mittelmeerländer der Schauplatz jener gewaltigen
und folgenschweren Völkerbewegungen, die wir als ägäische
Wanderung bezeichnen. Den damit verbundenen Umwälzungen
fielen etwa um 1200 unter anderem das hethitische Großreich
und die achäische Staatengemeinschaft zum Opfer, also gerade
jene Mächte, welche in ihren kulturellen Leistungen zwar mitunter
den Stempel des Epigonentumes nicht verleugneten, die aber in
technischer und militärischer Hinsicht alle bisherigen Errungen-
schaften älterer Kulturnationen bei weitem übertroffen hatten.
Die verschiedenen Wechselfälle, welche die ägäische Wan-
derung mit sich brachte, vermögen wir vielfach nur zu ahnen,
und manches wird uns wohl dauernd verborgen bleiben. Immer-
hin dürfte es nicht unmöglich sein, erhöhte Klarheit wenigstens
über die Frage zu gewinnen, welche Rolle in dieser bewegten
Zeit die aus dem bisher noch barbarischen Europa stammenden
und nun in das Kulturland vorstoßenden Völkerschaften gepielt
haben. Einen Beitrag hiezu mögen die nachstehenden Aus-
führungen liefern. Wir wollen das archäologische Material
Kleinasiens daraufhin untersuchen, ob es uns in der Zeit um
1200 das Auftreten von bisher nur in Europa vorgebildeten
Neuerungen erkennen läßt. Diese Fragestellung bietet uns
einerseits die Möglichkeit, den Problemen der ägäischen
Wanderung mit ernsthafteren Methoden gegenüberzutreten, als
dies bisher geschehen, andererseits finden wir dadurch Gelegen-
heit, einen wenn auch nur vorläufigen Überblick über die Ge-
samtheit des früharchäologischen Materiales Kleinasiens zu
gewinnen und damit die Beseitigung der hier in der archäologi-
schen Literatur noch klaffenden Lücke wenigstens vorzubereiten1.
1 Ausgeschieden habe ich nur die systematische Behandlung des
baugeschichtlichen Materiales, da solches nur bis 1200 vorliegt, dann
MATERIALIEN ZUR GESCHICHTE DER ÄGÄISCHEN
WANDERUNG IN KLEINASIEN.
In den letzten Jahrhunderten des II. Jahrtausends waren
die östlichen Mittelmeerländer der Schauplatz jener gewaltigen
und folgenschweren Völkerbewegungen, die wir als ägäische
Wanderung bezeichnen. Den damit verbundenen Umwälzungen
fielen etwa um 1200 unter anderem das hethitische Großreich
und die achäische Staatengemeinschaft zum Opfer, also gerade
jene Mächte, welche in ihren kulturellen Leistungen zwar mitunter
den Stempel des Epigonentumes nicht verleugneten, die aber in
technischer und militärischer Hinsicht alle bisherigen Errungen-
schaften älterer Kulturnationen bei weitem übertroffen hatten.
Die verschiedenen Wechselfälle, welche die ägäische Wan-
derung mit sich brachte, vermögen wir vielfach nur zu ahnen,
und manches wird uns wohl dauernd verborgen bleiben. Immer-
hin dürfte es nicht unmöglich sein, erhöhte Klarheit wenigstens
über die Frage zu gewinnen, welche Rolle in dieser bewegten
Zeit die aus dem bisher noch barbarischen Europa stammenden
und nun in das Kulturland vorstoßenden Völkerschaften gepielt
haben. Einen Beitrag hiezu mögen die nachstehenden Aus-
führungen liefern. Wir wollen das archäologische Material
Kleinasiens daraufhin untersuchen, ob es uns in der Zeit um
1200 das Auftreten von bisher nur in Europa vorgebildeten
Neuerungen erkennen läßt. Diese Fragestellung bietet uns
einerseits die Möglichkeit, den Problemen der ägäischen
Wanderung mit ernsthafteren Methoden gegenüberzutreten, als
dies bisher geschehen, andererseits finden wir dadurch Gelegen-
heit, einen wenn auch nur vorläufigen Überblick über die Ge-
samtheit des früharchäologischen Materiales Kleinasiens zu
gewinnen und damit die Beseitigung der hier in der archäologi-
schen Literatur noch klaffenden Lücke wenigstens vorzubereiten1.
1 Ausgeschieden habe ich nur die systematische Behandlung des
baugeschichtlichen Materiales, da solches nur bis 1200 vorliegt, dann