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Matz, Friedrich [Editor]; Andreae, Bernard [Editor]; Robert, Carl [Editor]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0048
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TROISCHER KREIS

Maeandersystem mit drei verschiedenartigen Rosetten; da
an der Vorderseite die oblongen Vertiefungen fehlen, wird
der schon zu Lombardi's Zeit verlorene Deckel nicht die
Gestalt der Kline sondern des Giebeldaches gehabt haben.

Auf der Vorderseite Fig. 22 die Entdeckung des
Achilleus. Die Darstellung ist etwas anders gegliedert als
auf 20 und 21 j die sitzende Lykomedestochter ist nämlich
zur Mittelgruppe gezogen, so dass diese nun aus vier, die
Eckgruppen aus drei Figuren bestehen.

In der Mitte Achilleus wie auf 20, nur hält er hier
in der Rechten sicher die Lanze. Deidameia, in gleicher
Gewandung wie auf 20, jedoch noch durch ein Diadem
ausgezeichnet, wirft sich hier dem Achilleus nicht zu Füssen,
sondern eilt neben dem Fortstürmenden her, ändern sie,
um ihn zu beschwichtigen und zurückzuhalten, mit der
rechten Hand seinen Arm berührt. Links die Amme und
die sitzende Lykomedestochter wie auf 20, nur trägt
letztere die sog. attische Frisur.

In der linken Seitengruppe, die hier nur durch die
achaeische Gesandtschaft gebildet wird, ist zunächst Odys-
seus kenntlich, nicht erstaunt zurückprallend wie auf 20.
21, sondern heftigen Schrittes mit vorgestrecktem rechtem
Arm auf Achilleus zueilend, als riefe er: „Der ist's". Be-
kleidet ist er mit Pilos und einem um den Unterkörper
und den linken Arm geschlungenen langen Mantel; an dem
über den Rücken laufenden Gurt trägt er das an der linken
Hüfte zwischen den Falten des flatternden Mantels sichtbar
werdende Schwert, dessen Griff die linke Hand, wie die
Armhaltung erkennen lässt, umfasst hat. Links von ihm
ein etwas kleinerer alter Mann mit dünnen langen Locken
und kurzem Vollbart; er trägt auf dem Haupt einen spitzen
mit Rand versehenen Hut, nicht den Pilos, sondern eher
eine Art von Petasos, ferner einen weiten, langen Aermel-
chiton, ein kurzes, auf der rechten Schulter geheftetes
Mäntelchen, Stiefel und in der rechten Hand einen derben
Stock, also das Pädagogencostüm; es ist Phoinix. Links
von ihm Diomedes, wie auf 20. 21. An der Ecke ein
halbgeöffneter Thürflügel, über welchem als Bekrönung der
Thürpfosten eine liegende Sphinx sichtbar wird. Auf der
linken Schmalseite Fig. 22 a sieht man die von einem
Bogen überspannte Thüröffnung. Der Beschauer soll sich
offenbar vorstellen, dass die drei Achaeer eben durch diese
Thür in das Frauengemach getreten sind. Denkbar ist auch,
dass die sammt dem Unterarm abgebrochene rechte Hand
des Diomedes den Thürgriff fasste.

Die rechte Seitengruppe fast genau wie auf 20. 21; nur
macht die auf dem übrigens genau wie auf 20 verzierten
Sessel sitzende Königin mit der rechten Hand nicht den
Gestus der Rede, sondern ist im Begriff, den vom Rocken
gezogenen Faden zwischen Daumen und Zeigefinger zu
drehen (prono in pollice torquens Catull. LXIV V. 313). Der
die rechte Ecke markirende Pfeiler trägt einen bärtigen
Triton, welcher in der Linken ein Ruder hält (s. Fig. 22 b).

Linke Schmalseite Fig. 22a: Chiron den Achilleus
im Faustkampf unterweisend, wie auf 20b. 21b.

Rechte Schmalseite Fig. 22b: Achilleus in Frauen-
kleidern unter den Töchtern des Lykomedes die
Leier spielend; dieselben Figuren wie auf 20a, nur in
etwas anderer Gruppirung. Achilleus sitzt hier in Vorder-
ansicht, in der Linken die sehr zerstörte Phorminx, in der
Rechten das Plektron. Neben ihm sitzt, sich an ihn schmie-
gend und die Linke auf seine Schulter legend, hier un-
verkennbar Deidameia, im gegürteten ärmellosen Peplos
und Mantel, das Haar in einen Knoten zusammengebunden;
die rechte Hand ruht müssig im Schooss. Rechts sitzt eine
zweite Lykomedestochter in derselben Gewandung, wie
ihre Schwester. Die linke Hand in den Schooss gelegt, den
rechten Ellenbogen auf das Knie gestützt lauscht sie in etwas
vorgebeugter Haltung dem Spiel des Achilleus.

An den Ecken der Rückseite Fig. 22 c Büffelköpfe; an
ihren Hörnern sind Guirlanden befestigt, deren anderes Ende
auf den Schultern eines die Mitte der Relieffläche einneh-
menden Adlers aufliegt. Ueber den von den Guirlanden
gebildeten Bögen zwei einander entgegenspringende ge-
flügelte Löwen. Vgl. 69 c.

Arbeit des zweiten Jahrhunderts.1)

*) Ueber eine muthmassliche weitere Replik von 20—22 theilt Eugen
Petersen brieflich mit: „Wahrscheinlich liegt ein Sarkophag mit Darstellung
von Achilleus' Entdeckung in Skyros auch in den Ruinen von Tcrmessos
maior, in einem der grossen Grabbauten des unteren Stadttheiles. Ich habe das
Stück erst gesehen, als wir auf dem Abmarsch von Termessos nach Sagalassos,
während Gepäck und Leute schon vorauf waren, noch in diesen gewaltigen
Gräberresten herumsuchten. Ich konnte weder die Hauptseite noch die auch
erhaltene r. anstossende Seite ordentlich sehen. Letztere war völlig verdeckt
durch nicht zu rührende Massen, die erstere konnte ich nur mühsam durch-
blickend soweit erkennen, dass ich eine in heftiger Bewegung nach links
eilende Figur zu sehen meinte der Art, dass das rechte Bein fast ganz ent-
blösst aus dem Frauengcwandc hervortrat, daneben r. eine nach rechts
bewegte weibliche Figur, das r. Bein vorsetzend, vielleicht noch eine ähnliche
weiter rechts. Links dagegen von jenem Jüngling (?) in Frauenkleidern ein
sitzender Mann nach rechts, Scepter in der Linken haltend. Von der r. Neben-
seite notirte ich: ein liegender Mann?"
 
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