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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0028
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182

HIPPOLYTOS

Das Fragment Fig. 153 stammt von der rechten Schmal-
seite eines ähnlichen Sarkophags wie 152. Hinter den
Köpfen der beiden Figuren erkennt man noch einen Rest
desselben Akanthosornaments wie dort. Die zwei Leier-
spielerinnen sind diesmal beide stehend dargestellt und an
die rechte Ecke gesetzt, so dass Phaidra links gesessen
haben muss; s. 154b. Beide spielen auf demselben Saiten-
instrument, dass sie mit der linken Hand, die eine oben
die andere unten, gefasst halten, während die rechten Hände
in die Saiten greifen. Die Blicke beider waren auf Phaidra
gerichtet. Beide tragen die sogenannte Melonenfrisur, Chiton

— die links den dorischen mit gegürtetem Ueberschlag, die
rechts den ionischen mit kurzen geknöpften Aermeln —
und einen Mantel.

154} S. St. Petersburg, Ermitage (191). Fig. 154.
Fig.i54a. Fig.i54b. Fig.i54c. L. 2,34. H. 1,25. T. 1,19.
Rh. der Vorderseite und der r. Schmalseite 0,12, der 1.
Schmalseite 0.07, der Rückseite 0,04. Die Vorderseite und
rechte Schmalseite sind stark ergänzt und geputzt. Die
linke Schmalseite ist bei der gegenwärtigen Aufstellung
nur unvollkommen, die Rückseite überhaupt nicht sichtbar.
Fig. 154 und Fig. 154b Zeichnung von Eichler nach Photo-
graphie, Fig. 154 a und Fig. 145 c nach Monumenti deW
Institute VI tav. 2 und 3.

Gefunden im Februar 1853 an der Via Aurelia bei der Zoll-
station del Chiarone zwischen Montalto und Cosa, wo nach Brunn's
Vermuthung die Station ad nonas lag. Das aus Ziegelmauerwerk er-
baute Grab bestand aus zwei Kammern, von denen die vordere einen
oblongen Gmndriss hatte. Sie enthielt drei Sarkophage, ausser 151
noch 161 (Hippolytos) und 198 (Marsyas). Das Grab zeigte Spuren
einer früheren Beraubung, wobei die Sarkophage beschädigt wurden;
die drei Sarkophage kamen in die Sammlung des Marchese Cam-
pana, bei deren Verkauf 1859 dieser griechische Hippolytos-Sarkophag
für die Ermitage erworben wurde. Die Restauration der Vorderseite
ist vor 1857 erfolgt; die der rechten Schmalseite und die der Rück-
seite, an der jetzt auch die linke obere Ecke ergänzt ist, scheint
erst kurz vor der Ueberführung nach St. Petersburg vorgenommen
worden zu sein.

Abbildungen: Monumenti deW Institute VI tav. 1—3 (vor der
zweiten Ergänzung). Danach Brunn Kleine Schriften I S. 20f. S. 23.

— d'escamps Dcscripiion des Marbrcs antiques du Musee Campana
2 ed. 1868//. 42. 42 a (Vorderseite und rechte Schmalseite, gleichfalls
vor der zweiten Egänzung)! — G. Kieseritzki Museum der alten
Skulpturen in der Kaiserlichen Ermitage (in russischer Sprache) 1901
S. 90 f. (Vorderseite und beide Schmalseiten, im jetzigen Zustand).

Litteratur: Brunn Archaeologischer Anzeiger 1853 S. 345*);
Ders. Annali deW Instituto XXIX 1857 p.^öss. (Kleine Schriften
I S. 19ff.); Cataloghi del Museo Campana (1858) Classe VII, Scultura
greco-romana, p. 6 nr. 312; Stephani a. a. O. S. 178 Nr. 8; Guedeonow
Ermitage Imperial, Musee de sculpture antique, 2 ed., 1865 p.$os.
nr. 191; H. HlNCK a.a.O./. 109; D'ESCAMPS a.a.O./. 42 (mit falscher
Fundangabe); Dobbert Ueber den Styl Niccolo Pisano's und dessen

Ursprung 1873 S. 49; A. Kalkmann a.a.O. S. 65 fr. (A); Puntoni
a. a. O. p. 8 ss.; LECHAT Bulletin de correspondance hellenique XIII
1889 ^.324 n.i. />.331 n.i; Br. Sauer a.a.O. S.2iff.; Kieseritzki
a. a. O. S. 90 Nr. 191.

Die Decoration des Sarkophags, bei der wieder die
Vorderseite und rechte Schmalseite bevorzugt, hingegen die
linke Schmalseite und die Rückseite vernachlässigt sind, ist
ähnlich wie die von 152; die des oberen Randes der Vor-
derseite und der rechten Schmalseite stimmt sogar voll-
ständig mit jener überein, nur dass an der rechten oberen
Ecke der Vorderseite noch ein kleines geflügeltes Medusen-
haupt angebracht ist. Dagegen zeigt der Sockel dieser
Seiten über der mit Akanthos und Rankenwerk geschmückten
Euthynteria Flechtband und lesbisches Kyma, wie die
griechischen Sarkophage II 23. III 144, darüber aber als Ab-
schluss wieder Zahnschnitt, wie 152. Die Eckpostamente der
Vorderseite tragen am oberen Rand Spiralen, am unteren
nach unten gekehrte Blüthen. Auf dem linken sind zwei
aus einem Krater trinkende Löwen, auf dem rechten zwei
ebenso beschäftigte Löwinnen angebracht, ein namentlich zur
Decoration der Rückseite beliebtes Motiv; vgl. unten 161 c
S. 200 und 216 c. Die Eckpostamente der rechten Schmal-
seite sind am oberen Rand mit Palmetten, am unteren mit
zwei liegenden Zweigen verziert; auf dem linken ein Hase,
auf dem rechten ein Eber, beide von einem mächtigen
Hunde verfolgt; links beide Male ein Baum. Auch die
Sockel der linken Schmalseite und der Rückseite sind dies-
mal, wenn auch weniger reich, decorirt; dort ein ranken-
artiges Blattornament, hier ein Spiralornament, darunter
vermuthlich eine Guirlande von Eichenblättern. Doch ist
der Stich der Monumenti del! Instituto, auf den wir für die
Rückseite ausschliesslich angewiesen sind, wie ein Vergleich
von Fig. 154. 154 a. mit der dortigen Wiedergabe zeigt,
hinsichtlich der Ornamentik keineswegs zuverlässig.

Der Deckel war als Kline gebildet und trug eine ge-
lagerte männliche Figur. Brunn berichtet darüber Annali
del/' Instituto XXIX 1857 p. 37 (Kleine Schriften I S. 22):
II coperchio ancora era formato dalla statua del defunto cori-
cato sul suo letto, ma disgraziatamente rotto in piü pezzi;
e siecome la figura di per se era di poco Interesse, cosi si e
tralasciato un ristauro costoso.

Auf der Vorderseite Fig. 154 ist wieder, wie auf 152,
der Antrag der Amme jedoch in etwas anderer Weise
dargestellt. Die Amme in derselben Tracht wie auf 152
reicht Hippolytos eben erst den Brief der Phaidra hin,
indem sie das Gesicht mit geöffnetem Mund und stark
frivolem Ausdruck zu ihm emporhebt. Ihre emporgehobene
Linke wird vom Mantel verdeckt. Hippolytos macht
mit erhobener Rechten einen entrüsteten Gestus der Ab-
weisung. Er trägt Chlamys und Schwert und hält mit der
Linken sein nach rechts schreitendes Ross am Zügel. Rechts
von ihm zwei Jagdhunde, der eine im Vordergrund sitzend
 
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