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Baumgarten, Fritz
Der Freiburger Hochaltar: kunstgeschichtlich gewürdigt — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 49: Straßburg, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.3955#0031
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- 25 —

IV.
Die vier Weihnachtsbilder.

In der Weihnachtszeit werden die Flügel des Hochaltars ge-
schlossen, und dann kommen vier Weihnachtsbilder [II, 4—7] zur
Erscheinung. Die Reihe beginnt mit dem englischen Gruss.
Der Vorgang ist in einen etwas rätselhaften Raum verlegt:
Säulen mit wunderlich flachen Teller-Kapitälen stützen die ge-
wölbte Decke; in massigem Abstand von den Kapitalen ist ein
Lattengefüge an die Säulen angenagelt, das u. a. zur Befestigung
des Betthimmels dient. Man denkt zunächst an Zugstangen,
wie sie besonders die Venetianer zwischen ihre Bögen einzu-
ziehen Anlass hatten und wie sie auch auf venetianischen
Bildern Carpaccios und Bellinis häufig vorkommen. Aber Zug-
stangen sind dies nicht. Eine ähnliche Verbindung von Ge-
wölbe, Säulen und horizontalen Verbindungsbalken ist mir
nur von altniederländischen Bildern bekannt: weist am
Ende diese seltsame Architektur auf ein niederländisches
Vorbild? Den Boden des Gemaches decken Marmorfliessen, die
stellenweise sehr natürlich gemalte Sprünge aufweisen. Die
Anordnung der Figuren ist die übliche, die durch Schongauer
kanonisch gewordene: der Engel kniet soweit zurück, dass
Maria ihn bloss hören, nicht auch sehen kann. Die Haltung
der Figuren ist geziert und z. T. unerfreulich verrenkt, wenn
auch lange nicht mehr so unnatürlich und manieriert, wie auf
der Verkündigung des Snewelin-Altars (Terey, 18 u. 19). Maria ist
eine andere, hübschere als die auf dem Krönungsbild; sie hat jetzt
doch Augenbrauen. Das weisse Tuch, das so seltsam über ihrem
linken Arme hängt, verdankt seine Anbringung lediglich dem
malerischen Bedürfnis nach einer hellen Partie. Ein sehr wun-
derliches Gesicht macht der Engel ;äl sein Lockenhaar flattert zur
Seite unter dem Windeswehen; das von der flatternden Taube
des hl. Geistes ausgeht. Das hellgrüne Gewand des Engels

S1 Es erinnert an eine Zeichnung, die v. Terey unter Nr. 14 publi-
ziert hat. Die Aehnlichkeit. die Janitschek (Geschichte d. d. Malerei, S. 407)
zwischen dem Engel und der himmlischen Liebe in Frankfurt (v. Terey,
Nr. 85) entdeckt, kann ich nicht sehen.
 
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