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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0654

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632 VASA NON SACRA. DRITTER ABSCHNITT. WEIHRAUCHBEIlÄLTER. LÖFFEL

das Aussehen eines Rauchfasses hat als das Rauchfaß zu Orvieto. Ein gutes Beispiel eines
ausgiebigst ornamentierten Barockrauchfasses von gefälliger Form ist das auf Tafel i36
wiedergegebene Rauchfaß im Schatz der ehemaligen Abteikirche zu Werden, das eines vor-
nehm und geschmackvoll verzierten, formal noch gotisierenden Renaissancerauchfasses
bietet ein zweites vordem in St. Michael befindliches Rauchfaß (Tafel 187).

DER WK1HRAUCHBER3LLTER UND DAS
WEIHRAUCHLOFFELCHEN

ERSTES KAPITEL

ALTER DES WEIHRAUCHBEHÄLTERS UND DES WEIHRAUCH-
LÖFFELCHENS

Ein Leute nirgends fehlendes Zubehör zum liturgischen Rauchfaß sind der
Behälter für den Weihrauch und das Löffelchen, mittels dessen der Weihrauch
diesem entnommen und auf die Kohlen gestreut wird. Sowohl das römische
Missale (1) als auch das Caeremoniale episcoporum (2) erwähnen beide.

Von einem besonderen Behälter für den Weihrauch ist bis zur Karolingerzeit
im Westen nie die Rede. Freilich muß es auch schon vor ihr einen solchen ge-
geben haben, doch wird man ihm keine besondere Bedeutung beigelegt, ihn als
bloßes Zubehör des Rauchfasses betrachtet und es darum nicht für nötig ge-
halten haben, ihn ausdrücklich zu erwähnen, sondern ihn als in den Begriff des
thymiamaterium oder thuribulum eingeschlossen betrachtet haben. In karo-
Hngischer Zeit hören wir dann jedoch auch von ihm, wie z. B. in den Gesta
abbatum Fontanellensium, (3) im Inventar von Staffelsee von ca. 810, (4) in
einer Schenkung Alfons' II. von 812 (5) und in einem Inventar von St-Trond
von 870, (6) indessen ist häufiger erst in Inventaren des 12. Jahrhunderts von
ihm die Sprache. Es sind aber fast ausschließlich Weihrauchbehälter aus Sil-
ber, Gold oder sonstigem edlen Material, die man in ihnen einer Erwähnung
für wert gehalten hat. Sehr oft wird seit dem i3. Jahrhundert der Weihrauch-
behältcr gedacht, in den Inventaren sogar fast regelmäßig, hauptsächlich wohl,
weil sich inzwischen eine Sonderform für ihn gebildet hatte, die rasch allge-
meine Aufnahme und Verbreitung fand und ihn als ein besonderes Gerät kenn-
zeichnete, die Schiffchenform.

Das Löffelchen, dessen man sich heute allgemein bedient, um dem Weih-
rauchbehälter den Weihrauch zu entnehmen und diesen auf die Kohlen zu
streuen, dürfte erst gegen Ende des ersten Jahrtausends in Gebrauch gekom-
men sein. Bis dahin wird man den Weihrauch entweder mit den Fingern aus
dem Behälter herausgeholt oder ihn unmittelbar aus demselben in das Rauch-
faß geschüttet haben. Seine früheste Erwähnung findet das Löffelchen in zwei

m Ritus celebr. tit.4, n.4. (2) L.l, c.23, n. 1. (3) C. 16 (M.G.SS.II, 292.
(4) M.G. Leg. Capit.I, 251. (5) Flohez XXXVII, 313. (6) Dehaiskes, Doc. 13.
 
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