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Die Iohamnterkommende
Rüdigheim im Kreise Hanau und das von ihr
dependierende Iohanniterhaus zu Gelnhausen.
Von Or. Ernst Wenzel in Magdeburg.
Anfänge des Johanniterordens sind in einem der zu Jerusalem gegen Ende des 6. Jahrhunderts
^ von Papst Gregor gegründeten Hospitäler zur Pflege lateinischer Pilger zu suchen. Eines dieser Hospi-
! täler, das von Mönchen geleitet wurde, das Hospital bei der Kirche St. Maria Latin«, blühte um die
> Mitte des 11. Jahrhunderts durch Unterstützung von Kaufleuten aus Amalfi wieder auf. Zur Zeit der
Eroberung Jerusalems 1099 machte Gerhard aus der Provence, der Vorsteher des Hospitals, durch
Einführung einer neuen Regel der Augustiner Chorherren das Hospital zu einem selbständigen Institut. Sein Nach-
folger Raimund von
Puy (1120—1160) aus
der Dauphine, der erste
„Meister", gab ihm den
Charakter eines geist-
lichen Ritterordens zur
Pflege von Armen und
Kranken. Die Mitglie-
der des Ordens zer-
fielen in drei Klassen,
Ritter zur Kriegfüh-
rung gegen Angriffe
der Ungläubigen, Kap-
läne als Geistliche und
ssrvienti ck'armi, die-
nende Brüder zur
Krankenpflege. Diesel-
ben nannten sich Hospi-
taliter, Hospitalbrüder
oder nach dem Schutz-
patron ihrer 1048 ge-
gründeten Kirche, Jo-
hannes der Täufer, Jo-
hanniter. Ander Spitze
stand der Ordensmei-
ster. Ihre Güter und
ihr Ansehen mehrten
sich im Heiligen Lande
und vermöge ihrer
Beliebtheit auch auf
abendländischem Bo-
den. Sie genossen, von
Paschalis II. angefan-
Johanniter Haus in Gelnhausen.
gen, der 1113 ihre Re-
gel und ihren Besitz-
stand bestätigte, stets
den besonderen Schutz
der Päpste und wurden
von ihnen mit zahlrei-
chen Privilegien aus-
gestattet. Alle drei
Klassen der Johanniter
wurden auch auf die
Klostergelübde der Ar-
mut, des Gehorsams
und der Ehelosigkeit
verpflichtet.
Nach der Eroberung
Jerusalems durch Sul-
tan Saladin 1187 ver-
legte der Orden seinen
Sitz nach Ptolemäus;
als auch dieses ein
Jahrhundert später
verlorenging, begaben
sich die Ritter nach Zy-
pern, wo ihnen der
König von Zypern die
Stadt Limisso ein-
räumte. Dort saßen sie
aber nur 18 Jahre,
eroberten 1309 Rho-
dus und schlugen da-
selbst ihren Hauptsitz
auf, weshalb sie auch
Rhodiserritter genannt
wurden. Nach Aufhebung des Templerordens gingen deren Güter nach Bestimmung des Papstes Clemens V. in den
Besitz der Johanniter über. Ihr Vorsteher führte seit 1267 den von Papst Clemens IV. erteilten Titel „Großmeister."
Auf Rhodus hatten die Johanniterritter ernste Kämpfe mit den Türken zu bestehen und verteidigten 1480
ihren Besitz heldenhaft und glücklich gegen die Übermacht Mohammeds II. Erst Sultan Suleiman zwang die Johan-
niter zur Übergabe der Insel am 24. Dezember 1522. Danach verweilten die Ritter an verschiedenen Orten, bis ihnen
Karl V. 1530 die Inseln Malta, Gozzo und Comier als kaiserliches Lehen gegen die Verpflichtung überließ, ständig
gegen die Ungläubigen zu kämpfen und die Seeräuber zu verjagen. Seitdem nannten sich die Johanniter auch Malteser.
Ihre Kleidung unterschied sich von der gewöhnlichen durch schwarze Farben, schwarze Mäntel mit einem acht-
spitzigen Kreuz aus Leinen. Ein zweites gleichartiges Kreuz wurde auch auf die Brust geheftet. Das Kriegskleid aber
Die Iohamnterkommende
Rüdigheim im Kreise Hanau und das von ihr
dependierende Iohanniterhaus zu Gelnhausen.
Von Or. Ernst Wenzel in Magdeburg.
Anfänge des Johanniterordens sind in einem der zu Jerusalem gegen Ende des 6. Jahrhunderts
^ von Papst Gregor gegründeten Hospitäler zur Pflege lateinischer Pilger zu suchen. Eines dieser Hospi-
! täler, das von Mönchen geleitet wurde, das Hospital bei der Kirche St. Maria Latin«, blühte um die
> Mitte des 11. Jahrhunderts durch Unterstützung von Kaufleuten aus Amalfi wieder auf. Zur Zeit der
Eroberung Jerusalems 1099 machte Gerhard aus der Provence, der Vorsteher des Hospitals, durch
Einführung einer neuen Regel der Augustiner Chorherren das Hospital zu einem selbständigen Institut. Sein Nach-
folger Raimund von
Puy (1120—1160) aus
der Dauphine, der erste
„Meister", gab ihm den
Charakter eines geist-
lichen Ritterordens zur
Pflege von Armen und
Kranken. Die Mitglie-
der des Ordens zer-
fielen in drei Klassen,
Ritter zur Kriegfüh-
rung gegen Angriffe
der Ungläubigen, Kap-
läne als Geistliche und
ssrvienti ck'armi, die-
nende Brüder zur
Krankenpflege. Diesel-
ben nannten sich Hospi-
taliter, Hospitalbrüder
oder nach dem Schutz-
patron ihrer 1048 ge-
gründeten Kirche, Jo-
hannes der Täufer, Jo-
hanniter. Ander Spitze
stand der Ordensmei-
ster. Ihre Güter und
ihr Ansehen mehrten
sich im Heiligen Lande
und vermöge ihrer
Beliebtheit auch auf
abendländischem Bo-
den. Sie genossen, von
Paschalis II. angefan-
Johanniter Haus in Gelnhausen.
gen, der 1113 ihre Re-
gel und ihren Besitz-
stand bestätigte, stets
den besonderen Schutz
der Päpste und wurden
von ihnen mit zahlrei-
chen Privilegien aus-
gestattet. Alle drei
Klassen der Johanniter
wurden auch auf die
Klostergelübde der Ar-
mut, des Gehorsams
und der Ehelosigkeit
verpflichtet.
Nach der Eroberung
Jerusalems durch Sul-
tan Saladin 1187 ver-
legte der Orden seinen
Sitz nach Ptolemäus;
als auch dieses ein
Jahrhundert später
verlorenging, begaben
sich die Ritter nach Zy-
pern, wo ihnen der
König von Zypern die
Stadt Limisso ein-
räumte. Dort saßen sie
aber nur 18 Jahre,
eroberten 1309 Rho-
dus und schlugen da-
selbst ihren Hauptsitz
auf, weshalb sie auch
Rhodiserritter genannt
wurden. Nach Aufhebung des Templerordens gingen deren Güter nach Bestimmung des Papstes Clemens V. in den
Besitz der Johanniter über. Ihr Vorsteher führte seit 1267 den von Papst Clemens IV. erteilten Titel „Großmeister."
Auf Rhodus hatten die Johanniterritter ernste Kämpfe mit den Türken zu bestehen und verteidigten 1480
ihren Besitz heldenhaft und glücklich gegen die Übermacht Mohammeds II. Erst Sultan Suleiman zwang die Johan-
niter zur Übergabe der Insel am 24. Dezember 1522. Danach verweilten die Ritter an verschiedenen Orten, bis ihnen
Karl V. 1530 die Inseln Malta, Gozzo und Comier als kaiserliches Lehen gegen die Verpflichtung überließ, ständig
gegen die Ungläubigen zu kämpfen und die Seeräuber zu verjagen. Seitdem nannten sich die Johanniter auch Malteser.
Ihre Kleidung unterschied sich von der gewöhnlichen durch schwarze Farben, schwarze Mäntel mit einem acht-
spitzigen Kreuz aus Leinen. Ein zweites gleichartiges Kreuz wurde auch auf die Brust geheftet. Das Kriegskleid aber