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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 33.1932

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Die Burgenfahrt am Rhein 1932 und die Schwarzwald-Burgenfahrt 1933
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Hofmann-Arzberg, Hans: Die Oberpfalz ein verkanntes deutsches Burgenland
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https://doi.org/10.11588/diglit.35022#0004
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Aus der Fülle der Burgen, die wir besuchen können, nennen wir nur Burg Hohenbaden, Burg Windeck,
Hausach und Murg, Burg Schauenburg, Burg Hohengeroldseck, Schenkenzell, Castelburg, Ortenberg, Waldau
Staufenberg, Hohenkrähen und Hohentwiel. Viele Burgen bleiben noch ungenannt, denn überraschend groß ist
die Zahl von fast unbekannten Burgen des Schwarzwaldes.
Als Dauer der Fahrt sind etwa 4 bis 5 Tage in Aussicht genommen, um die Kosten so niedrig wie möglich
zu halten, doch wird sich leicht für den einen oder anderen noch eine Fahrt an den Bodensee anschließen lassen.
Von seiten städtischer oder staatlicher Behörden, der Reichsverkehrswerbung usw. wird gerade jetzt wieder
auf den wirtschaftlichen Nutzen solcher Reisen hingewiesen, uns treibt vor allem die Liebe zu unserem schönen
Baterlande und zu den großen Werken unserer Väter hinaus.
Nie war mehr eine Stärkung unseres Willens zum Leben durch Zusammenschluß im gleichgesinnten Kreise
nötiger wie heute.
Daher: Auf zur Burgenfahrt in den Schwarzwald.


Die Oberpfalz ein verkanntes deutsches Burgenland.
Von Hans Hofmann-Arzberg, München.
er von der bayerischen Landeshauptstadt nach Berlin fährt, beobachtet, daß kurz vor Regensburg alles
zur rechten Seite drängt und über die flimmernde Donauniederung nach dem dunklen Höhenzug, auf
dem im lichten Weiß der Säulenbau der Walhalla steht, blickt. Sobald aber nach Verlassen des Regens-
burger Bahnhofs der Blick zur Walhalla versperrt wird und endlich auch noch links im Hintergründe
die Türme des Regensburger Domes verschwinden, ist alle Aufmerksamkeit der Reisenden für die Land-
schaft vorbei. Achtlos saust man durch das mit dem Namen „Steinpfalz" ja genügend gekennzeichnete Land, das
man keines Blickes würdigt. Ja, die Walhalla, die kennt man. Die muß man kennen. Aber vom Hinterlande der
Walhalla, dem Gebiete nördlich der Donau, da weiß man nichts. Nur so eine dunkle, unschöne Vorstellung von einer
„Steinpfalz" trägt man in sich und verbindet damit den Begriff von einer nicht mehr zu überbietenden Eintönigkeit.
Das ist die tiefe Tragik der Oberpfalz. Das Verkanntsein. Man weiß nichts von den Schönheiten eines Ober-
pfälzer Waldes, weiß nichts von einem Steinwald und weiß verdammt wenig von der tiefen Tragik und Not, die über
diesem deutschen Grenzgebiet lastet und unter der das Land schwer leidet.
Der einst uüter dem Namen Nordgau bekannte Landstrich von Regensburg bis hinauf zum Fichtelgebirge
wird im Verhältnis zu anderen deutschen Gegenden in jeder Weise unterschätzt. Gewiß, mit der Fruchtbarkeit des
Bodens ist es schlecht bestellt. Der Bauer und Kleinhäusler kämpft schwer mit seiner Heimaterde, bis sie karge Ernte
gibt. Hier steht das Land hintan gegenüber anderen deutschen Gauen. Wohl kann es sich aber mit seinen Naturschön-
heiten, seinen großen Wäldern, engen, tiefeingerissenen Tälern, schwermütigen Sumpfweihern und stillen Mooren,
seinen grotesken Felsszenerien, seinen sanften Hügeln und anmutigen Gipfelbildungen messen. Es gibt Kämme und
Kuppen in der Oberpfalz, von denen man die weite Landschaft von den Bergen des Fichtelgebirges im Norden bis
hinab zu den Hängen und Höhen im Süden an der Donau übersehen kann.
Alte liebliche Städtchen und Marktflecken, sehenswerte Klosterbauten und schlichte Bergkirchlein heben allerorts
den herben Charakter dieses verkannten Landes.
Aber der Schmuck dieses, eine Fülle von Merkwürdigkeiten und Schönheit bergenden einstigen
Nordgaues sind seine Burgen und seine unzähligen Ruinen.
Nordgau-Burgen! Bergverwachsen, trutzig und kühn ragen sie in die Wolken. Kraftvoll und mächtig schauen
sie in das fülle Land, das sie beherrschen. Burgen in anderen deutschen Landen sind im Vergleich zu diesen Titanen-
werken nur feudale Wohnungen eines prachtliebenden Rittertums. Zweckbauten, Kampfanlagen gegen die mannig-
fachen Feinde, die das Land einst in Besitz nehmen wollten, Sperrland gegen den immer wieder vortreibenden
Slawenkeil bedeutete diese Burgenkette.
Die zwischen den Jurabergen im Westen und den bayrisch-böhmischen Urgesteinsmassen im Osten liegenden
Flußgebiete der Nab, der Vils, der Schwarzen Laaber und des Regens waren schon in ältesten Zeiten Schutzland
gegen die Slawenflut. Der Nordgau war ein Wehrgebiet, ein Land der Burgen, nicht der Städte.
Stauf (Donaustauf), Wörth, Falkenstein, Regenpeilstein, Cham, Runding, Parkstein, Flossenbürg,
Eger zeigt die Wehrlinie im Osten. Punkte, die für den Geopolitiker meist auch heute noch von größter Wichtig-
keit sind. Eger, das 1322 durch Ludwig dem Bayern an König Johann von Böhmen törichterweise verpfändet wurde,
war der natürliche Endpunkt des Bollwerks. Weißenstein, Wald eck, Falkenberg, Leuchtenberg, Obermur ach,
Schwarzwihrberg bei Rötz liegen mit einer Reihe kleinerer Wehranlagen hinter und zwischen der östlichen Burgen-
linie. Obwohl der unter Verwendung und Ausnutzung aller Möglichkeiten mittelalterlicher Baukunst errichtete
Befestigungsgürtel für die seinerzeitigen Verhältnisse kaum zu durchstoßen war, schützte im Hinterland noch ein zweiter:
die aus Wehranlagen entstandenen Städte mit ihren Befestigungen, wie Burglengenfeld, die alte Burg an der
 
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