JOACHIM RINGELNATZ
GEMÄLDE »POLAR-EIS«
KUNST UND SPORT
Ebensowenig wie es möglich ist, sich aus dem
„sportlichen Erleben" eine Weltanschauung
zu formen, ebensowenig haben Kunst und Sport
etwas mit einander zu tun. Heute so wenig wie
im vielgepriesenen klassischen Hellas. Der Sport
an sich, die Sportidee ist als seelischer Gegen-
stand für ein Kunstwerk einfach untauglich.
So sehr sich unsere Zeit bemüht, den (durchaus
sehr notwendigen u. nützlichen) Sportgedanken
als einen allgemein beglückenden Menschheits-
gedanken zu verkünden und ihn mit Olympia-
den, Ministerreden, Weltverbrüderungen und
— Kunstausstellungen zu verklären, eine gei-
stige Gleichung bringt sie niemals zustande.
Das künstlerisch Belangvolle am Sport ist
gerade das sportlich Unwesentliche, die ebenso
zufälligen wie unvermeidlichen Nebenerschei-
nungen : der schöne menschliche Körper und das
ästhetische Wohlmaß seiner Bewegung. — Die
Ästhetik des Körpers kann zu eigentlicher Aus-
druckskultur nur außerhalb der rein sportlichen
Aufgabe gesteigert werden. Doch verliert sie
hierbei ihren sozusagen öffentlichen Charakter,
ihre Gemeinschafts- und Massenbedeutung, die
gerade von unserer Zeit betont wird.
Das Kunstschaffen der Gegenwart — besser:
ein Teil dieses Kunstschaffens spekuliert mit
dem Sportmotiv nach dem wirtschaftlichen Er-
folg. Die Konzession wird offenbar: entweder
künstlerische Gestaltungeinesbewegtenmensch-
lichen Körpers oder naturalistische Fixierung
eines Sportmomentes. Im ersten Falle die zu-
fällige Beziehung zum Sport, im zweiten die un-
vermeidliche Darstellung eines Bewegungsmo-
tives, das dem Ausdrucke einer beherrschenden
sportlichen Geste dient. .
HERBERT BOFMANN.
GEMÄLDE »POLAR-EIS«
KUNST UND SPORT
Ebensowenig wie es möglich ist, sich aus dem
„sportlichen Erleben" eine Weltanschauung
zu formen, ebensowenig haben Kunst und Sport
etwas mit einander zu tun. Heute so wenig wie
im vielgepriesenen klassischen Hellas. Der Sport
an sich, die Sportidee ist als seelischer Gegen-
stand für ein Kunstwerk einfach untauglich.
So sehr sich unsere Zeit bemüht, den (durchaus
sehr notwendigen u. nützlichen) Sportgedanken
als einen allgemein beglückenden Menschheits-
gedanken zu verkünden und ihn mit Olympia-
den, Ministerreden, Weltverbrüderungen und
— Kunstausstellungen zu verklären, eine gei-
stige Gleichung bringt sie niemals zustande.
Das künstlerisch Belangvolle am Sport ist
gerade das sportlich Unwesentliche, die ebenso
zufälligen wie unvermeidlichen Nebenerschei-
nungen : der schöne menschliche Körper und das
ästhetische Wohlmaß seiner Bewegung. — Die
Ästhetik des Körpers kann zu eigentlicher Aus-
druckskultur nur außerhalb der rein sportlichen
Aufgabe gesteigert werden. Doch verliert sie
hierbei ihren sozusagen öffentlichen Charakter,
ihre Gemeinschafts- und Massenbedeutung, die
gerade von unserer Zeit betont wird.
Das Kunstschaffen der Gegenwart — besser:
ein Teil dieses Kunstschaffens spekuliert mit
dem Sportmotiv nach dem wirtschaftlichen Er-
folg. Die Konzession wird offenbar: entweder
künstlerische Gestaltungeinesbewegtenmensch-
lichen Körpers oder naturalistische Fixierung
eines Sportmomentes. Im ersten Falle die zu-
fällige Beziehung zum Sport, im zweiten die un-
vermeidliche Darstellung eines Bewegungsmo-
tives, das dem Ausdrucke einer beherrschenden
sportlichen Geste dient. .
HERBERT BOFMANN.