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Moderner Briefsteller.
schon aus gelöst? Es ist Schade, wenn ihr sie
verfallen laßt. Auch kannst Du Deinem Papa sagen,
daß er sich Abends vor keinem Spektakel zu fürchten
braucht, denn der Schuster war heute schon da,
und hat wegen lumpiger 9 fl. geschrieen, daß das
ganze Haus zusammenlief. Ich muß Dir offen ge-
stehen, solche Scenen geniren mich sehr, und
ich möchte fast lieber, daß die Mutter, statt Soi-
röen zu geben, die Handwerksleute zahlte,
aber dann sehe ich halt meinen schwarzen Prakti-
kanten nicht, der immer auf unsere Soiröen geht,
und Dein Buchhalter ist dann auch halb verloren.
Vom Schnabelmaier haben wir zwei prächtige Lam-
pen entlehnt, und der Konditor Zuckerer nahm keinen
j Anstand, Mama Torten und sonstige Confitüren zu
! schicken, da wir noch nicht lange in dieser Straße
wohnen. Mein Gott! Da fällt mir das ewige Aus-
ziehen wieder ein. Wie wird's uns diesmal
j mit dem Zins gehen? Komm Du etwas früher,
um uns ankleiden zu helfen, und bringe an alten
Federn, Bändern rc. mit, was Du hast. Also,
kommt präcis 7 Uhr; Du etwas früher mit den
Löffeln, Servietten und Bändern.
Deine Freundin WilhrlmiNt.
Der große Ochs.
(Im R i e s e r Dialekt.)
(Schluß folgt.)
Neue Version eines alten Themas.
Herr N. „Wollen Sie jefälligst die Jüte haben,
mir statt des Stockfisches Dampfnudeln zu jeden?"
Kellnerin (ruft in die Küche hinaus). „Frau!
! für'» Stockfisch zwoa Dampfnudln."
Im Wirthshaus z' Dörfling bin a mol
I bei da Baura g'wesa,
Dia hont se unterhalta guat,
Doch wärle net mit lesa.
Denn Karta sind ihr liabstes Buach,
Dös leses ohne nöatha.
Oft sitzt d'r Pfarrer oh d'rbei,
Thuat mit a weng laweata.
Doch sellmols sind sia gar vergnüagt
Theant eifring dischgarira,
Und i sitz do und höar so zua,
Dös thuat sia nit schenira.
Do redes halt von allerlei,
Von guat' und böasa Sacha,
Und huir git's Widder Koara gnuag,
Do loßt se älles macha.
Nor Polizeistund ischt n z' bald
Dös kennes net verschnaufa:
A Bauer, moinens, ka' doch oh
So viel, wia d' Heara saufa.
Doch oiner sagt: „O loß halt sei',
„Dös loß i mi net quäla.
„Da Heara wurd doch ebba oh
„Was'os hont manchmal fehla.
Moderner Briefsteller.
schon aus gelöst? Es ist Schade, wenn ihr sie
verfallen laßt. Auch kannst Du Deinem Papa sagen,
daß er sich Abends vor keinem Spektakel zu fürchten
braucht, denn der Schuster war heute schon da,
und hat wegen lumpiger 9 fl. geschrieen, daß das
ganze Haus zusammenlief. Ich muß Dir offen ge-
stehen, solche Scenen geniren mich sehr, und
ich möchte fast lieber, daß die Mutter, statt Soi-
röen zu geben, die Handwerksleute zahlte,
aber dann sehe ich halt meinen schwarzen Prakti-
kanten nicht, der immer auf unsere Soiröen geht,
und Dein Buchhalter ist dann auch halb verloren.
Vom Schnabelmaier haben wir zwei prächtige Lam-
pen entlehnt, und der Konditor Zuckerer nahm keinen
j Anstand, Mama Torten und sonstige Confitüren zu
! schicken, da wir noch nicht lange in dieser Straße
wohnen. Mein Gott! Da fällt mir das ewige Aus-
ziehen wieder ein. Wie wird's uns diesmal
j mit dem Zins gehen? Komm Du etwas früher,
um uns ankleiden zu helfen, und bringe an alten
Federn, Bändern rc. mit, was Du hast. Also,
kommt präcis 7 Uhr; Du etwas früher mit den
Löffeln, Servietten und Bändern.
Deine Freundin WilhrlmiNt.
Der große Ochs.
(Im R i e s e r Dialekt.)
(Schluß folgt.)
Neue Version eines alten Themas.
Herr N. „Wollen Sie jefälligst die Jüte haben,
mir statt des Stockfisches Dampfnudeln zu jeden?"
Kellnerin (ruft in die Küche hinaus). „Frau!
! für'» Stockfisch zwoa Dampfnudln."
Im Wirthshaus z' Dörfling bin a mol
I bei da Baura g'wesa,
Dia hont se unterhalta guat,
Doch wärle net mit lesa.
Denn Karta sind ihr liabstes Buach,
Dös leses ohne nöatha.
Oft sitzt d'r Pfarrer oh d'rbei,
Thuat mit a weng laweata.
Doch sellmols sind sia gar vergnüagt
Theant eifring dischgarira,
Und i sitz do und höar so zua,
Dös thuat sia nit schenira.
Do redes halt von allerlei,
Von guat' und böasa Sacha,
Und huir git's Widder Koara gnuag,
Do loßt se älles macha.
Nor Polizeistund ischt n z' bald
Dös kennes net verschnaufa:
A Bauer, moinens, ka' doch oh
So viel, wia d' Heara saufa.
Doch oiner sagt: „O loß halt sei',
„Dös loß i mi net quäla.
„Da Heara wurd doch ebba oh
„Was'os hont manchmal fehla.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der große Ochs" "Neue Version eines alten Themas"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 12.1850, Nr. 274, S. 79
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg