Fliegende Blätter (12.1850 (Nr. 265-288))

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Muster zu Novelletten, die Geld eintragen.

„Edgar," sprach die rasch athmende, tanzerhitzte Braut,
„wenn Sie mich lieben, so schassen Sie mir schnell ein Glas
Eis!" —

„Aber, meine Beste, cs könnte Ihnen schaden!" warf be-
sorgt der Fürst ein.

Sie ließ den Cashemirshawl, bei Rupfegut und Söhnen
gekauft, von den Marmorschultern fallen. „Edgar, Sie lieben
mich nicht!" rief zürnend die Schöne — und der Fürst flog
und kehrte mit dem Eis zurück.

Tie zierliche Glasvase, aus der Fabrik von Baldentzwey
seel. Wittwe, wurde mit dem vergoldeten Silberlöffelchen, das
Schiefwinkel, Ueberecks und Comp, gefertigt, hastig geleert—und:

„Das war köstlich!" rief die Erfrischte.

Am Arm des Geliebten kehrte sie in den Ballsaal zurück,
wo die geschmackreiche Bronze-Pendule, von Ungewiß und
Consorten, vor dem gewaltigen Spiegel der Jesaias Kopf-
hänger'schen Hütte, eben zwei Uhr kündete.

Kaum aber schlug dieses Kunstwerk die folgende Stunde,
als die Gäste rasch nach einander den Saal verließen, die
Musik verstummte, die Diener änstlich hin- und herliefen.
Die Königin des Festes war plötzlich erkrankt und lag, von
heftigen Krämpfen durchzuckt, im Kreise der Ihrigen, unter
Obhut des berühmten Medicinalraths vr. Eulenschrei und des
trefflichen Chirurgen Zapseab. Aber wären auch noch Profes-
sor Schluckerasch, der erfahr'ne und die Hofräthe Mundauf
und Augenzu, die empehlenswerthen, zugegen gewesen —
menschliche Kunst hätte hier doch nicht mehr gerettet. Sie
starb die herrliche Braut und lag bald, bekleidet mit dem

Talare, den Jda Bienenstachcl gefertigt, im eleganten Todten-
schrein, aus dem Sarg-Magazin von Griesgram und Comp.,
bekränzt mit Rosen aus der Kunstgärtnerei von Kaspar Tuli-
pan, auf der Bahre.

Wenige Tage nachher zogen des Grafen herrliche vier Rap-
pen, dem herrschaftlichen Gestüte zu Stopshorn entstammt,
den Trauerwagen mit der Frühverblichenen zum Familien-
begräbniß, welches Bildhauer Liefreviel so meisterhaft ver- j
ziert hat. Unter den zahlreichen Wagen des Leichen-Condukts
zeichnete sich vor allen der des Fürsten Sperlingsky durch
Eleganz aus — konnte dies aber anders sein, da er, so
wie das Geschirr der Pferde, von Wasistas, Bache und Comp,
war? Die Livreen der Dienerschaft des Barons Lehnappel
verdienen gleichfalls ehrende Erwähnung — Schneidermeister
Trabelius, ein wahrer Künstler, hat sie erfunden.

Langsam schwankte der Zug aus dem Thore. UnterGesang,
geleitet von Herrn Cantor Brodtlos, wurde der Sarg in
die Gruft gesenkt und Herr Hofprediger Dr. Klaglied hielt
eine sehr ansprechende nicht zu lange Trauerrede.

So war sie dem kühlen Schooß der Erde übergeben die
holde Blüthe, die früh geknickte Rose und, Thränen im Auge, !
lasen die Bewohner der Residenz, am Begräbnißtage die To-
des-Anzeige in derweitverbreitetenWcstenknopf'schen Zeitung— !
die Todes-Anzeige, welche, im Namen der betrübten Aeltern,
verfertigt hatte Abraham Kiimmrrniß,

bei welchen!, Paradiesgassel dir». 14 auch die
Adressen sämmtlicher in obiger Novelle ge- !
nannten Handelsleute rc. rc. zu haben sind, j

Redactiom Casp. Braun und Fr Schneider — München, Verlag von Braun & Schneider.

Kgl. Hof- und Univerfiläts-Buchdruckerei von vr. C. Wolf & Sohn in München.