Fliegende Blätter (12.1850 (Nr. 265-288))

Der alte Fritz und der Schneider.

So ließ er einst entbieten den Schneider Lobesam,

Daß er nach Kunst und Regel zum Rocke Maß ihm nahm; —

Im feinsten Gallakleide mit goldbrokat'nem Schooß

Lief schmunzelnd flugs der Schneider in's königliche Schloß.

Der König schrieb, den Rücken der Thüre zugekehrt,

Und blieb so unbeweglich, als hält' er nicht gehört,

Wie hinter ihm der Schneider, den er im Spiegel sah,
Durch Räuspern sich bemühte zu zeigen, er sei da!

Des langen Harrens nmde, schlich mit betrübtem Blick
Der Schneider leisen Schrittes in's Vorgemach zurück —
Klagt's dort dem Kammerdiener, der sprach: „Jch rath' Euch fein,
Geht nur im Hausornate zum alten Fritz hinein!" —

Bald kam der Schneider wieder mit Elle, Scheer' und Maß,
Wie unter den Gesellen er in der Werkstatt saß.

„Gott grüß Ihn, lieber Meister!" trat diesmal freundlich schier
Der König ihm entgegen schon in der offnen Thür.

„Ich will Ihm," sprach der König, da Alles wohl vollbracht,
„Ein Bibelverslein lehren, das nehm' Er fein in Acht;

In Daniel dem Propheten, im achten Capitel mag
Den achten Vers Er lesen frühmorgens jeden Tag!"

Voll Freuden dieser Gnade kehrt er zurück vom Schloß —
Da aber stand geschrieben: „Der Ziegenbock ward groß,

Und da er ward am stärksten, brach ihm das große Horn —!"
(O bräch' den heut'gen Böcken doch auch dasselbe Horn!)

Hermann Krone.

Guter Rath. 111

Oberst. „Ich glaube, Sie sind geschnürt, junger Mann,
das müssen Sie nicht thun, es ist nicht gesund, sehen Sie, ich
habe einen Husarenoffizier gekannt, der hat sich auch so geschnürt
und die Folge war, daß er vier Jahre früher gestorben ist."

Beitrag zur Einkommensteuer.

Beamter. „Was wollen Sie?"

Bürger. „Ich bin vorgeladen, um mein Einkommen

zur Regulirung der Einkommensteper anzugeben."