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Lebensrcgcln eines altern Dummelbecker Buchhändlers re.
mich dann ne Stunde ftafeu. Bon drei bis finbe sreibe ich Briefe
und lese die vaterländischen Blätter! dann sneide ich mich en
Stück Slackwursd ab, selbstmachene! Meine letzten Seligen wogen
über 300 Fund! gehe auf den Keller bis Puncto achte, dann
gehe ich zum Abendessen, zanke während den Essen mit meiner
Frau, bin freindlich mit meiner Ladenjungser. Nach Dische gehe
> ich in die Harmonie, da sbrechen wir über die flechten Haus-
halte unserer Nachbaren, puncto zehne gehe ich zu Hause, ver-
fluche meine Dochter und gehe zu Bette. Wenn ich an meinen
lieben Gott gedacht habe, zanke ich mit meiner Frau, daß se
. so lange sich auszieht und slafe darüber ein."
Und so leben Sie, Jahr aus Jahr ein, einen Tag wie den
anderen auf dieselbe Weise."
„Rein, lassen se sich sagen, der Sonndag macht neu Unter-
schied; der ist ganz meinen Schöpfer und den Bergnigen gewidmet
Nachdem ich des Morgens meine Frau gezankt, meinen Caffe ge-
trunken, meine Dochter verflucht und en reines Hemd angezogen
habe, gehe in die Kirche und Here unseren Herren Pastor
predigen, denn es geht nichts über so eine luttersche
Predigd; man kann an Alles dabei denken. Ich habe
schon emal ein neues Wurstrezebt dabei erfunden. Ein
einzigmal bin ich aber in meiner Andacht gesdert worden:
Ich war wieder während der Predigt in Gedanken ver-
sunken, und dacht eben darüber nach, warum unsere Seel-
sorger ihre Buchhändler-Rechnungen so liederlich bezahlten;
da donnerte unser Herr Pastor von der Kanzeln der ist
' Werth, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und
er erseift wird, im Meere, wo es am diefsten isd!
da sah ich auf das Rad um seinen Halse, und seid der '
Zeit kommen mir immer Zweifel, ob denn Alles Wahr-
heid isd, was sie im Namen Gottes reden, und ob ihre
Profession eine gottgefälligere isd, als die der Sneider
und Schuster."
Lebensrcgcln eines altern Dummelbecker Buchhändlers re.
mich dann ne Stunde ftafeu. Bon drei bis finbe sreibe ich Briefe
und lese die vaterländischen Blätter! dann sneide ich mich en
Stück Slackwursd ab, selbstmachene! Meine letzten Seligen wogen
über 300 Fund! gehe auf den Keller bis Puncto achte, dann
gehe ich zum Abendessen, zanke während den Essen mit meiner
Frau, bin freindlich mit meiner Ladenjungser. Nach Dische gehe
> ich in die Harmonie, da sbrechen wir über die flechten Haus-
halte unserer Nachbaren, puncto zehne gehe ich zu Hause, ver-
fluche meine Dochter und gehe zu Bette. Wenn ich an meinen
lieben Gott gedacht habe, zanke ich mit meiner Frau, daß se
. so lange sich auszieht und slafe darüber ein."
Und so leben Sie, Jahr aus Jahr ein, einen Tag wie den
anderen auf dieselbe Weise."
„Rein, lassen se sich sagen, der Sonndag macht neu Unter-
schied; der ist ganz meinen Schöpfer und den Bergnigen gewidmet
Nachdem ich des Morgens meine Frau gezankt, meinen Caffe ge-
trunken, meine Dochter verflucht und en reines Hemd angezogen
habe, gehe in die Kirche und Here unseren Herren Pastor
predigen, denn es geht nichts über so eine luttersche
Predigd; man kann an Alles dabei denken. Ich habe
schon emal ein neues Wurstrezebt dabei erfunden. Ein
einzigmal bin ich aber in meiner Andacht gesdert worden:
Ich war wieder während der Predigt in Gedanken ver-
sunken, und dacht eben darüber nach, warum unsere Seel-
sorger ihre Buchhändler-Rechnungen so liederlich bezahlten;
da donnerte unser Herr Pastor von der Kanzeln der ist
' Werth, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und
er erseift wird, im Meere, wo es am diefsten isd!
da sah ich auf das Rad um seinen Halse, und seid der '
Zeit kommen mir immer Zweifel, ob denn Alles Wahr-
heid isd, was sie im Namen Gottes reden, und ob ihre
Profession eine gottgefälligere isd, als die der Sneider
und Schuster."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Lebensregeln eines älteren Dummelbecker Buchhändlers an einen jüngeren Collegen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 12.1850, Nr. 282, S. 138
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg