Im Zweifel.
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gehen oder noch hier bei der Rätin bleiben?" — Er:
„Das hängt ganz davon ab: ob Dn lieber mit der Olga
über die Rätin oder mit der Rätin über die Olga
schimpfen tvillst!"
^^^er erste Ratgeber eines mächtigen indischen Fürsten war
C'Tt/1 gestorben, und der Herrscher suchte unter den Edlen des
Landes einen Nachfolger für das freigewordene, verant-
wortungsvolle Amt. Doch stellte er die Bedingung, daß der Be-
werber, der sich auch einer Probe zu unterziehen hätte, noch ein
junger Mann sein müsse; denn der Fürst wollte keine Greise
als Ratgeber um sich sehen. Die Erfahrung, so dachte ex, be-
sitze er selbst und deshalb müsse er von seinem Ratgeber neben
Klugheit auch Mut und kühne Entschlossenheit fordern. Doch
keiner der zahlreichen Edlen war bisher auch nur annähernd
in Betracht gekommen, da sich der Fürst durch einige an sie
gestellte Fragen schnell von ihrer Unbrauchbarkeit überzeugt
hatte und somit kein Anlaß vorlag, sie einer weiteren Probe
auf ihren Mut und ihre Klugheit zu unterziehen.
Eines Tages, als der mißvergnügte Fürst schon bereit
schien, doch wieder einem alten erfahrenen Manne das Amt zu
übertragen, meldete sich ein neuer Bewerber, der zwar nicht
von edler Abstammung war, dessen jugendliche, gefällige Gestalt
jedoch sofort die Sympathien des Herrschers gewann. Nachdem
Rajama, so hieß der Jüngling, auch die Fragen des Fürsten
zur Zufriedenheit beantwortet hatte, lud ihn dieser ein,
vorläufig als Gast im Palastc Wohnung zu nehmen, und
stellte ihm zwanzig Sklaven zur Verfügung, mit dem Bedeuten,
daß er sich am nächsten Tage einer Prüfung unterziehen müsse,
von deren Ergebnis es abhängig sei, ob ihm das angestrebte
Amt verliehen würde.
Hoffnungsfreudig lustwandelte Rajama abends bei Mond-
schein in dem prächtigen Palmengartcn — als er aus einem
kleinen, mit vergoldeten Türmen gezierten, prunkvollen Palaste,
der inmitten eines köstlich duftenden Blumcnhaines stand, eine
„Soll ich jetzt schon mit meiner Freundin Olga
GS-v. Im Zweifel, yeo
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gehen oder noch hier bei der Rätin bleiben?" — Er:
„Das hängt ganz davon ab: ob Dn lieber mit der Olga
über die Rätin oder mit der Rätin über die Olga
schimpfen tvillst!"
^^^er erste Ratgeber eines mächtigen indischen Fürsten war
C'Tt/1 gestorben, und der Herrscher suchte unter den Edlen des
Landes einen Nachfolger für das freigewordene, verant-
wortungsvolle Amt. Doch stellte er die Bedingung, daß der Be-
werber, der sich auch einer Probe zu unterziehen hätte, noch ein
junger Mann sein müsse; denn der Fürst wollte keine Greise
als Ratgeber um sich sehen. Die Erfahrung, so dachte ex, be-
sitze er selbst und deshalb müsse er von seinem Ratgeber neben
Klugheit auch Mut und kühne Entschlossenheit fordern. Doch
keiner der zahlreichen Edlen war bisher auch nur annähernd
in Betracht gekommen, da sich der Fürst durch einige an sie
gestellte Fragen schnell von ihrer Unbrauchbarkeit überzeugt
hatte und somit kein Anlaß vorlag, sie einer weiteren Probe
auf ihren Mut und ihre Klugheit zu unterziehen.
Eines Tages, als der mißvergnügte Fürst schon bereit
schien, doch wieder einem alten erfahrenen Manne das Amt zu
übertragen, meldete sich ein neuer Bewerber, der zwar nicht
von edler Abstammung war, dessen jugendliche, gefällige Gestalt
jedoch sofort die Sympathien des Herrschers gewann. Nachdem
Rajama, so hieß der Jüngling, auch die Fragen des Fürsten
zur Zufriedenheit beantwortet hatte, lud ihn dieser ein,
vorläufig als Gast im Palastc Wohnung zu nehmen, und
stellte ihm zwanzig Sklaven zur Verfügung, mit dem Bedeuten,
daß er sich am nächsten Tage einer Prüfung unterziehen müsse,
von deren Ergebnis es abhängig sei, ob ihm das angestrebte
Amt verliehen würde.
Hoffnungsfreudig lustwandelte Rajama abends bei Mond-
schein in dem prächtigen Palmengartcn — als er aus einem
kleinen, mit vergoldeten Türmen gezierten, prunkvollen Palaste,
der inmitten eines köstlich duftenden Blumcnhaines stand, eine
„Soll ich jetzt schon mit meiner Freundin Olga
GS-v. Im Zweifel, yeo
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Anno dazumal" "Im Zweifel" "Die Probe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1905 - 1905
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 123.1905, Nr. 3144, S. 201
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg