-■-^esC- Die höchste
Ehrung.
'U
^rgjV-r Tenor der kleinen
<^g) Residenzstadt, lvilli
bald Siegfried - recte
Strampelmeier — hatte un-
ter seinen Kollegen keine
freunde. Mohl war er ein
hübscher stattlicher Mann;
aber damit erschien auch die
Fülle seiner Gaben erschöpft.
Den Aiangel an Geist glich
er durch entsprechenden Hoch-
mut aus, und was ihm an
Stimme sehlte, das ersetzte
et durch das schwere Geld, welches er mit der angejahrten und
'ucht gerade liebreizenden Tochter der einflußreichsten Familie der
-ladt erheiratet hatte.
Auf diese Macht gestützt, tyrannisierte er den nachgiebigen
Direktor und seine Berussgcnosscn, die ihm in Anbetracht
Ieiner künstlerischen Leistungen deir Rainen „Knöbelmeicr bei
;*eIe9t hatten. Längst schon gedachten sie ihm einmal einen gc-
Trigen Denkzettel zn geben. . . und nun sollte die Stunde dafür
kommen.
Am ersten April war Siegfrieds Benefiz ^ auch eine A»s-
.irichnung, die von allen Künstlern nur ihm bewilligt
schätzte sic aber nicht so sehr wegen der damit verb
Einnahmen als nur der Ehrungen willen, die er dabei von seinen
- r> wandten und ihrer zahlreichen Anhängerschaft erfuhr.
. Auch heute war das Theater ausverkauft. ~S'n eigenen Zwei-
lpäunigen Magen, der während der ganzen Vorstellung ans ihn
warten mutzte, kam er angefahren. Er sang den „Troubadour",
-chon bei seinem ersten Auftreten wurde er „enthusiastisch
empfangen.
wurde,
bundenen
c in einem
Selbst die landesfürstliche Schwiegermutter, d, ^
Schlosse ein Stündchen außerhalb der Stadt wohnte,
schienen und ilickte ihin gnädig zu. ......a... Keanr-
j Siegfried schwelgte im Triumph, der mit dm ^>st > ?
spenden wuchs — wenn er sie auch großen * errcidjt
hcitte. Den Höhepunkt seines Glückes aber schien
zu haben, als ihn
ein Lakai der Fürstin
hinter den Kulissen
aufsuchte mit der
Einladung, nach dein
Ende der Oper im
Kostüm auf das
Schloß zu kommen
und dort einige Lie-
der zu singen. Sein
ganzes Gesicht strahlte
bei dieser Nachricht
und er ahnte bereits
Orden uiid Boftitel. - Aber cs sollte noch besser kommen.
Gegen Schluß der Vorstellung suchte ihn ganz erregt der
Regisseur ans. „Bert Siegfried", rief er, „denken Sic sich....
noch nie dagewesen.... sic wollen Ihnen daiin die Pferde
ausspannen!"
Er stand einen Augenblick starr vor Entzücken.
Das hätte selbst er iiicht zu träumen gewagt!
In der nächsten Minute -aber faßte er sich schon und ließ
seinen alten Kutscher rufen.
„Johann", sagte er mit einer gewissen Feierlichkeit, „es
werden dann Menschen konnnen — viele begeisterte Menschen —,
welche die Pferde am Magen ausspannen wollen! Du wirst
ihnen das indessen nicht verwehren, sondern die Pferde ruhig
heitnführcn — denn meinen Magen werden heute meine Verehrer
ziehen!" Der Alte sah ihn ziemlich verständnislos an, brummte
etwas und ging.
Mic „Knödelmeier" voransgesagt, so geschah es. Als er
aus dein Theater trat — im leichten Kostüm mit einem dünnen
seidenen Mäntelchen — empfing ihn eine enthusiasmierte Schar
mit Nachrufen und Burrahs, hob ihn trotz seiner scheinbaren
Abwehr in den Magen, spannte im Nu die Pferde aus — und
schon ging es mit Vivat und Lärmen durch das Spalier bildende
Publikum in die Stadt hinein. — „Aber, Kinder, ich muß ja zur
Durchlaucht aufs Schloß!" rief Siegfried aus dem Magen.
„Macht nichts! Zum Schloß! Zum Schloß!" cntgegneten die
begeisterten „Rosse" und schleppten
das Gefährt im Laufschritt gegen
das Stadttor zu. Ein feiner durch-
dringender Aprilregen begann all-
mählich vom Bimmel zu sprühen,
gegen den sich aber Strampelmeier
nicht zu schützen vermochte, da die
Männer in ihrem Enthusiasmus
mit dem Magen gegen einen Baum
gerannt waren und dabei die Span-
gen .des Daches so verbogen hatten,
daß alle Mühe, es aufzuschlagen,
vergeblich war. Doch das küm-
merte den Troubadour nicht viel,
der freudestrahlend, begeistert und gerührt im Fond seines Ma-
gens lehnte... Die lieben guten Iungens! Mohl hatte er unter
den Schlapphüten, in den Mänteln keinen erkannt — aber was
Ehrung.
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^rgjV-r Tenor der kleinen
<^g) Residenzstadt, lvilli
bald Siegfried - recte
Strampelmeier — hatte un-
ter seinen Kollegen keine
freunde. Mohl war er ein
hübscher stattlicher Mann;
aber damit erschien auch die
Fülle seiner Gaben erschöpft.
Den Aiangel an Geist glich
er durch entsprechenden Hoch-
mut aus, und was ihm an
Stimme sehlte, das ersetzte
et durch das schwere Geld, welches er mit der angejahrten und
'ucht gerade liebreizenden Tochter der einflußreichsten Familie der
-ladt erheiratet hatte.
Auf diese Macht gestützt, tyrannisierte er den nachgiebigen
Direktor und seine Berussgcnosscn, die ihm in Anbetracht
Ieiner künstlerischen Leistungen deir Rainen „Knöbelmeicr bei
;*eIe9t hatten. Längst schon gedachten sie ihm einmal einen gc-
Trigen Denkzettel zn geben. . . und nun sollte die Stunde dafür
kommen.
Am ersten April war Siegfrieds Benefiz ^ auch eine A»s-
.irichnung, die von allen Künstlern nur ihm bewilligt
schätzte sic aber nicht so sehr wegen der damit verb
Einnahmen als nur der Ehrungen willen, die er dabei von seinen
- r> wandten und ihrer zahlreichen Anhängerschaft erfuhr.
. Auch heute war das Theater ausverkauft. ~S'n eigenen Zwei-
lpäunigen Magen, der während der ganzen Vorstellung ans ihn
warten mutzte, kam er angefahren. Er sang den „Troubadour",
-chon bei seinem ersten Auftreten wurde er „enthusiastisch
empfangen.
wurde,
bundenen
c in einem
Selbst die landesfürstliche Schwiegermutter, d, ^
Schlosse ein Stündchen außerhalb der Stadt wohnte,
schienen und ilickte ihin gnädig zu. ......a... Keanr-
j Siegfried schwelgte im Triumph, der mit dm ^>st > ?
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hcitte. Den Höhepunkt seines Glückes aber schien
zu haben, als ihn
ein Lakai der Fürstin
hinter den Kulissen
aufsuchte mit der
Einladung, nach dein
Ende der Oper im
Kostüm auf das
Schloß zu kommen
und dort einige Lie-
der zu singen. Sein
ganzes Gesicht strahlte
bei dieser Nachricht
und er ahnte bereits
Orden uiid Boftitel. - Aber cs sollte noch besser kommen.
Gegen Schluß der Vorstellung suchte ihn ganz erregt der
Regisseur ans. „Bert Siegfried", rief er, „denken Sic sich....
noch nie dagewesen.... sic wollen Ihnen daiin die Pferde
ausspannen!"
Er stand einen Augenblick starr vor Entzücken.
Das hätte selbst er iiicht zu träumen gewagt!
In der nächsten Minute -aber faßte er sich schon und ließ
seinen alten Kutscher rufen.
„Johann", sagte er mit einer gewissen Feierlichkeit, „es
werden dann Menschen konnnen — viele begeisterte Menschen —,
welche die Pferde am Magen ausspannen wollen! Du wirst
ihnen das indessen nicht verwehren, sondern die Pferde ruhig
heitnführcn — denn meinen Magen werden heute meine Verehrer
ziehen!" Der Alte sah ihn ziemlich verständnislos an, brummte
etwas und ging.
Mic „Knödelmeier" voransgesagt, so geschah es. Als er
aus dein Theater trat — im leichten Kostüm mit einem dünnen
seidenen Mäntelchen — empfing ihn eine enthusiasmierte Schar
mit Nachrufen und Burrahs, hob ihn trotz seiner scheinbaren
Abwehr in den Magen, spannte im Nu die Pferde aus — und
schon ging es mit Vivat und Lärmen durch das Spalier bildende
Publikum in die Stadt hinein. — „Aber, Kinder, ich muß ja zur
Durchlaucht aufs Schloß!" rief Siegfried aus dem Magen.
„Macht nichts! Zum Schloß! Zum Schloß!" cntgegneten die
begeisterten „Rosse" und schleppten
das Gefährt im Laufschritt gegen
das Stadttor zu. Ein feiner durch-
dringender Aprilregen begann all-
mählich vom Bimmel zu sprühen,
gegen den sich aber Strampelmeier
nicht zu schützen vermochte, da die
Männer in ihrem Enthusiasmus
mit dem Magen gegen einen Baum
gerannt waren und dabei die Span-
gen .des Daches so verbogen hatten,
daß alle Mühe, es aufzuschlagen,
vergeblich war. Doch das küm-
merte den Troubadour nicht viel,
der freudestrahlend, begeistert und gerührt im Fond seines Ma-
gens lehnte... Die lieben guten Iungens! Mohl hatte er unter
den Schlapphüten, in den Mänteln keinen erkannt — aber was
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die höchste Ehrung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1906
Entstehungsdatum (normiert)
1901 - 1911
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 124.1906, Nr. 3158, S. 57
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg