Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
43

—..h==3. Sehr beschäftigt.

Fremder: „Was macht denn eigentlich Ihr Sohn, Herr Wirt? Ich hätte ihn gerne 'mal gesehen!" -
Wirt: „Ja wissen S', diese Woch' is der net z' sprechen. Da hab'n f nämlich im Dorf a' freiwillige Feuerwehr
gegründet und a' Spritzen angeschafft — jetzt fährst: ff den gairzen Tag in der Umgegend Tum und schauen, ob's
net irgendwo brennt."

XVcr mir Blindheit geschlagen isk, kann nichr sehen.

M/Mbu Baldar den Sabu, der Derwisch, saß aus seinein Kiffen
V'JäU und blies von Zeit zu Zeit einen langen Dampsstrich vor
sich hin, der sich allmählich kräuselte und in phantastische wolken-
gebilde zerfloß. Neben Abu Baldar den Sabu saßen seine vier
freunde, rauchten und schwiegen; da erhob der Derwisch seine
Stimme und sprach langsam und gedehnt: „freunde, ich habe am
Brunnen einen Dolch gefunden; köstlich ist seine Scheide, aber
köstlicher noch ist sein Griff und am köstlichsten seine Klinge und
scharf wie der Blick Allahs, was soll mir, dem Diener Gottes,
ein Dolch? Nennet jeder eine Tat, die er für die kühnste seines
Gebens hält, und der Preis für die kühnste dieser kühnsten Taten
sei der Dolch." Aus den galten seines Mantels zog Abu Baldar
ben Sabu den Dolch und legte ihn neben das Gefäß seiner pfeife.
Die Edelsteine des Griffes gleißten, die goldverschlungenen Zeich-
nungen der Scheide glitzerten und der Silberstahl der halb aus der
Scheide geglittenen Klinge blinkte kühl und ernst wie der Mond.
Da warfen die vier Freunde begehrliche Blicke auf den Dolch, und
der älteste unter ihnen sprach: „Vor vier Monden überfielen 7nich

vier Räuber, als ich heimwärts zog; und ich tötete alle vier in
offeneni Kampfe, und der Kampf währte vier Stunden."

Und der zweite sprach: „Das war, als der große Brand den
Basar verheerte; da stürzte ich zweimal nackt in die lodernden
Flammen und trug meinen Vater und trug dann meine Mutter
in's sichere Freie."

Der dritte sprach: „Als ich mit meiner Barke zur Lust den
Golf durchsegelte, fiel Iussuf, mein Sängerknabe, über Bord der
Barke; und ich warf mich ihm nach, trotzdem der Vater der Ge-
fräßigkeit, der grausame ksai, seinen Kriegstanz um uns her
tanzte; und ich rettete das Leben meines Iussuf."

Mohammed el Maffru, der vierte der Freunde, aber sah nach-
denklich in das blaue Licht der Lampe, die von des Zeltes Decke
hinabhing und sagte: „Ich nahm ein Weib. . . ."

Da reichte ihm Abu Baldar ben Sabu, der Derwisch, den
Dolch, dessen edelsteinbesetzter Griff in verhaltenem Feuer glühte,
dessen Scheide leuchtete wie die sinkende Sonne und dessen Klinge
so kühl und hell war wie das kjerz eines Kriegers.

4*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Sehr beschäftigt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Krombach, Paul
Entstehungsdatum (normiert)
1911 - 1911
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 136.1912, Nr. 3470, S. 43

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen