'njvCb' Erkenntnis, 'S
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CV^on Jetnöc« umringt!" — Welch packender Titel
" ^ §ür ein Äolportageromankapitel,
Für ein schauriges Drama in Graus und Nacht,
§ür ein Abenteuer in blutiger Schlacht! —
„Von Feinden umringt!" — Man liest es mit Beben!
Und doch sind wir's stets im profanen Leben!
®. s. <m.
Druckfehler.
(Aus einem Zeitungsbericht.)
„ . . . Das im modernsten Stile gehaltene
Denkmal wird ewig fortbestehen als ein Wahn-
zeichen unserer heutigen Kunst."
Bessere K u n d s ch a f t.
Junger Verteidiger (der bis jetzt nur Spitzbuben und
allerlei Gesindel zu vertreten hatte): „Nächste Woche Hab' ich einen
Mörder vor dem Schwurgericht zu verteidigen!" — Frau:
„Endlich 'mal 'was Besseres!"
-i#| Das ITC e t jt e t ft ü ck. •■#*•••
ucft," sagte der Zauberer Grammaxandl zu seinem
Lehrling, „so geht es mit Dir nicht mehr fort! Du
wirst immer zerstreuter und zerfahrener und bringst
wich in die größten Verlegenheiten! Wo sollen wir 'denn da der
Konkurrenz gegenüber, die stets kecker und skrupelloser auftritt,
hinkommen? Gestern telephonierte mich die Fee Pipsiana ganz
erzürnt an, weil Du ihr statt des lhirschen, den sie für ihren
lDinterschlitten bestellt hatte, aus der grünen Blattlaus in Deiner
Träumerei einen Hirschkäfer gezaubert hast, mit dem sie natürlich
nichts anfangen kann — und heute schreibt mir der Elfenkönig
-lrickrack einen bohnenstrohgroben Brief. Denn die Verschwind-.
Pillen, die Du ihm gedreht, sind so miserabel ausgefallen, daß er
neulich, wie ihn: seine Frau einen großen Krach gemacht, nicht
verschwinden konnte, obwohl er eine ganze Schachtel voll zu sich
genommen hat. Das geht einmal nicht so weiter! Auf diese
lVeise wirst Du nie Geselle werden und mich bringst Du ganz
um mein Renommee. Wenn Du Dich nicht außerordentlich besserst,
uinß ich Dich davonschicken, so leid es mir tut!"
Mucki bekam einen roten Kopf und setzte sich tief betrübt
Das Meisterstück.
auf die Bank vor den:
Zauberschloß. Der Abend
war wunderschön. Die
Grillen zirpten, die Ler-
chen schwangen sich noch
einmal in die Lüfte
und die Glocken läute-
ten vom Dorf herüber
so süß und feierlich, daß
es der reinste Gesang
war. Dem armen Lehr-
ling kamen die Tränen
in die Augen und er
seufzte tief auf. Er
seufzte um so tiefer, als
jetzt auch noch die bild-
hübsche Loni mit gesenk-
tem Kopf an ihm vor-
überging und ihn gar
nicht bemerkte.
Ach, er kannte ihr
Leid ja genau. Sie war
so arm wie eine Kirchen-
maus und ihr steinreicher
Vnkel, bei dem sie als
Magd diente, behandelte
sie, obwohl sie eine Dop-
pelwaise war, alle Tage
schlechter und schlechter.
Der Mann hatte kein
Herz — daran lag's. wenn er ihr nur einen kleinen Teil seines
Reichtums gegeben hätte, wäre ihr ein für alleinal geholfen ge-
wesen — und sie hätte es so sehr verdient. Und auch dein Mucki
wäre geholfen gewesen.
Er hatte die Loni ja so lieb — so ungemein lieb, wie nur
je ein Zauberlehrling ein zauberhaft hübsches, braves und gutes
Menschenkind liebhaben konnte. Freilich hatte er ihr's noch nie
zu gestehen getraut. Denn was hätte das auch genützt: Er
hatte doch nichts und sie auch nichts. Aber wenn der Gnkel
ein Herz besessen und ihr nur ein wenig was von seinem Geld
gegeben hätte, dann hätte der Mucki sie heiraten können, und
sie hätten sich selber eine kleine Zauberei gekauft und ihr eigenes
Geschäft betrieben, und er wäre die Fuchserei und das Schelten
und Plagen los gewesen . ..
Mit einem Male sprang er auf. Die Liebe zu dem süßen
Dirndl und die Sehnsucht nach ihr gaben ihm eine ungeahnte
Kraft. Er stürmte zu dem Zauberer hinein und rief: „Herr!
Herr! Ich will mein Meisterstück machen — ein Meisterstück,
mit dem Ihr gewiß zu-
frieden seid!"
Erstaunt sah Gram-
maxandi von dem Stein
der Weisen ans, an dem
er schon lange herum-
probierte, stellte die Re-
torte beiseite und guckte
den jungen Burschen
über die Brille hinweg
an: „Du — Dein Meister-
stück?" sagte er ungläubig.
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CV^on Jetnöc« umringt!" — Welch packender Titel
" ^ §ür ein Äolportageromankapitel,
Für ein schauriges Drama in Graus und Nacht,
§ür ein Abenteuer in blutiger Schlacht! —
„Von Feinden umringt!" — Man liest es mit Beben!
Und doch sind wir's stets im profanen Leben!
®. s. <m.
Druckfehler.
(Aus einem Zeitungsbericht.)
„ . . . Das im modernsten Stile gehaltene
Denkmal wird ewig fortbestehen als ein Wahn-
zeichen unserer heutigen Kunst."
Bessere K u n d s ch a f t.
Junger Verteidiger (der bis jetzt nur Spitzbuben und
allerlei Gesindel zu vertreten hatte): „Nächste Woche Hab' ich einen
Mörder vor dem Schwurgericht zu verteidigen!" — Frau:
„Endlich 'mal 'was Besseres!"
-i#| Das ITC e t jt e t ft ü ck. •■#*•••
ucft," sagte der Zauberer Grammaxandl zu seinem
Lehrling, „so geht es mit Dir nicht mehr fort! Du
wirst immer zerstreuter und zerfahrener und bringst
wich in die größten Verlegenheiten! Wo sollen wir 'denn da der
Konkurrenz gegenüber, die stets kecker und skrupelloser auftritt,
hinkommen? Gestern telephonierte mich die Fee Pipsiana ganz
erzürnt an, weil Du ihr statt des lhirschen, den sie für ihren
lDinterschlitten bestellt hatte, aus der grünen Blattlaus in Deiner
Träumerei einen Hirschkäfer gezaubert hast, mit dem sie natürlich
nichts anfangen kann — und heute schreibt mir der Elfenkönig
-lrickrack einen bohnenstrohgroben Brief. Denn die Verschwind-.
Pillen, die Du ihm gedreht, sind so miserabel ausgefallen, daß er
neulich, wie ihn: seine Frau einen großen Krach gemacht, nicht
verschwinden konnte, obwohl er eine ganze Schachtel voll zu sich
genommen hat. Das geht einmal nicht so weiter! Auf diese
lVeise wirst Du nie Geselle werden und mich bringst Du ganz
um mein Renommee. Wenn Du Dich nicht außerordentlich besserst,
uinß ich Dich davonschicken, so leid es mir tut!"
Mucki bekam einen roten Kopf und setzte sich tief betrübt
Das Meisterstück.
auf die Bank vor den:
Zauberschloß. Der Abend
war wunderschön. Die
Grillen zirpten, die Ler-
chen schwangen sich noch
einmal in die Lüfte
und die Glocken läute-
ten vom Dorf herüber
so süß und feierlich, daß
es der reinste Gesang
war. Dem armen Lehr-
ling kamen die Tränen
in die Augen und er
seufzte tief auf. Er
seufzte um so tiefer, als
jetzt auch noch die bild-
hübsche Loni mit gesenk-
tem Kopf an ihm vor-
überging und ihn gar
nicht bemerkte.
Ach, er kannte ihr
Leid ja genau. Sie war
so arm wie eine Kirchen-
maus und ihr steinreicher
Vnkel, bei dem sie als
Magd diente, behandelte
sie, obwohl sie eine Dop-
pelwaise war, alle Tage
schlechter und schlechter.
Der Mann hatte kein
Herz — daran lag's. wenn er ihr nur einen kleinen Teil seines
Reichtums gegeben hätte, wäre ihr ein für alleinal geholfen ge-
wesen — und sie hätte es so sehr verdient. Und auch dein Mucki
wäre geholfen gewesen.
Er hatte die Loni ja so lieb — so ungemein lieb, wie nur
je ein Zauberlehrling ein zauberhaft hübsches, braves und gutes
Menschenkind liebhaben konnte. Freilich hatte er ihr's noch nie
zu gestehen getraut. Denn was hätte das auch genützt: Er
hatte doch nichts und sie auch nichts. Aber wenn der Gnkel
ein Herz besessen und ihr nur ein wenig was von seinem Geld
gegeben hätte, dann hätte der Mucki sie heiraten können, und
sie hätten sich selber eine kleine Zauberei gekauft und ihr eigenes
Geschäft betrieben, und er wäre die Fuchserei und das Schelten
und Plagen los gewesen . ..
Mit einem Male sprang er auf. Die Liebe zu dem süßen
Dirndl und die Sehnsucht nach ihr gaben ihm eine ungeahnte
Kraft. Er stürmte zu dem Zauberer hinein und rief: „Herr!
Herr! Ich will mein Meisterstück machen — ein Meisterstück,
mit dem Ihr gewiß zu-
frieden seid!"
Erstaunt sah Gram-
maxandi von dem Stein
der Weisen ans, an dem
er schon lange herum-
probierte, stellte die Re-
torte beiseite und guckte
den jungen Burschen
über die Brille hinweg
an: „Du — Dein Meister-
stück?" sagte er ungläubig.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Meisterstück"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1912
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 136.1912, Nr. 3478, S. 139
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg