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Schlechtes Gewisse n.
. Erinnern Sie sich denn meiner nicht mehr? . . Schulze . . Heinz
Adam Erhard Schulze." — „Schulze . . Schulze . . nein, wahrhaftig nicht!"
— „Aber Sie könncn's ja ganz ruhig sagen: mir sind Sic noch nichts
schuldig!" — „Richtig, richtig, jetzt kenn' ich Sie wieder — Servus, lieber
alter Freund Schulze!"
Auf der Wassersnpp'n . . .
Zur AprachKritiK von Fritz Müller, Zürich.
Mister Watson ist ein Philologe.
Mister Watson reist durch Bayern. Dritter Klasse
selbstverständlich „on account of echtes Bolkstnm,
you know“.
Plötzlich sagt ein Fahrgenosse: „Was meinen
denn, Herr Nachbar, ich bin auch nicht ans der Wasser-
supp'n daherg'schwumma kunnna. ."
„Ooh," sagt Mister Watson interessiert, zieht sein
Notes ans der Tasche und zückt seinen Bleistift, „ooh,
uas ist,gschwunnna knmma'?"
„.Geschwoinmrn gekomnien', Mister Watson," ex-
plizier' ich.
„Ooh, ,geschwommen gekommen' — very fine —
'Alliteration im inneren Vokal, nicht wahr, mein Herr?"
sagt er zu dem Manne, der behauptet hatte, er sei
nicht ans einer Wassersuppe hergeschwommen 'kommen.
,,Ka' scho' sei'", sagt dieser brummend.
„Also, .geschwommen gekommen'," fährt Mister
Watson weiter fort mit mir zu sprechen, „aber sagen
Sie, uo sagt dieser Mann, daß er geschwommen ist?"
„Auf der Wassersuppe, sagt er, sei er nicht gc-
schwommen."
„Uasscrsuppc? Uassersnppe? sagt er — sagen Sie,
uas ist Uassersnppe?"
,,A' Snpp'n ans Wasser halt", sagt der Nachbar
hilfsbereit.
„Ooh, ans Uasser-Halt — ooh, ich verstehe —
aber sagen Sie, können Sie auf einer Uassersnppe
schwimmen?"
„Na!"
„Das ist bildlich gemeint, Mister Watson", sage ich.
„Bildlich? Ooh — metaphorically, ich verstehe.
Aber sagen Sic — nas nill bedeuten die ganze —
die ganze Uassersnppe?"
„Sie meinen, lvas der ganze Ausdruck sagen
will? Der Mann hat sagen wollen, Mister Watson,
er sei auch keine cxuantits nögligeablo, wie man sich
in Frankreich ausdrückt."
Auch ich bin ausgedrückt, erschöpft von der Er-
klärerei. Der ganze schöne Volksausdruck kommt mir
jetzt vor wie ein philologisch abgenagter fader Knochen,
den kein Hund mehr anrührt.
Mister Watson hat eine lange Weile nachgcdacht.
Dann fängt er wieder an zu fragen. Diesmal unfern
Nachbarn.
„Ooh — sehr gut — sehr gut — aber sagen
Sie, na rum . . .?"
„Am Buckel steig' mir 'nauf", sagt der.
„Ooh — am Buckel, sagen Sie, am Buckel?
klar um am Buckel?"
„Weilst a' damischer Hanswurst bist mit Deiner
Fraatschlerei."
Es pfeift der Zug und hält.
„Ooh — ein damischer — uas?" wendet sich
nun Mister Watson wieder interessiert an mich.
„Ei-n Ha-ans-wu-nrscht!" wiederhole ich von
Herzensgrund und steige aus.
Verantwortlicher Redakteur: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München. — In Österreich-Ungarn für Herausgabe
u. Redaktion verantwortlich: Oskar Lechner in Wien I. — E. Mühlthaler's Buch- u. Kunstdruckerei A.G. in München. — Hierzu das Beiblatt.
Schlechtes Gewisse n.
. Erinnern Sie sich denn meiner nicht mehr? . . Schulze . . Heinz
Adam Erhard Schulze." — „Schulze . . Schulze . . nein, wahrhaftig nicht!"
— „Aber Sie könncn's ja ganz ruhig sagen: mir sind Sic noch nichts
schuldig!" — „Richtig, richtig, jetzt kenn' ich Sie wieder — Servus, lieber
alter Freund Schulze!"
Auf der Wassersnpp'n . . .
Zur AprachKritiK von Fritz Müller, Zürich.
Mister Watson ist ein Philologe.
Mister Watson reist durch Bayern. Dritter Klasse
selbstverständlich „on account of echtes Bolkstnm,
you know“.
Plötzlich sagt ein Fahrgenosse: „Was meinen
denn, Herr Nachbar, ich bin auch nicht ans der Wasser-
supp'n daherg'schwumma kunnna. ."
„Ooh," sagt Mister Watson interessiert, zieht sein
Notes ans der Tasche und zückt seinen Bleistift, „ooh,
uas ist,gschwunnna knmma'?"
„.Geschwoinmrn gekomnien', Mister Watson," ex-
plizier' ich.
„Ooh, ,geschwommen gekommen' — very fine —
'Alliteration im inneren Vokal, nicht wahr, mein Herr?"
sagt er zu dem Manne, der behauptet hatte, er sei
nicht ans einer Wassersuppe hergeschwommen 'kommen.
,,Ka' scho' sei'", sagt dieser brummend.
„Also, .geschwommen gekommen'," fährt Mister
Watson weiter fort mit mir zu sprechen, „aber sagen
Sie, uo sagt dieser Mann, daß er geschwommen ist?"
„Auf der Wassersuppe, sagt er, sei er nicht gc-
schwommen."
„Uasscrsuppc? Uassersnppe? sagt er — sagen Sie,
uas ist Uassersnppe?"
,,A' Snpp'n ans Wasser halt", sagt der Nachbar
hilfsbereit.
„Ooh, ans Uasser-Halt — ooh, ich verstehe —
aber sagen Sie, können Sie auf einer Uassersnppe
schwimmen?"
„Na!"
„Das ist bildlich gemeint, Mister Watson", sage ich.
„Bildlich? Ooh — metaphorically, ich verstehe.
Aber sagen Sic — nas nill bedeuten die ganze —
die ganze Uassersnppe?"
„Sie meinen, lvas der ganze Ausdruck sagen
will? Der Mann hat sagen wollen, Mister Watson,
er sei auch keine cxuantits nögligeablo, wie man sich
in Frankreich ausdrückt."
Auch ich bin ausgedrückt, erschöpft von der Er-
klärerei. Der ganze schöne Volksausdruck kommt mir
jetzt vor wie ein philologisch abgenagter fader Knochen,
den kein Hund mehr anrührt.
Mister Watson hat eine lange Weile nachgcdacht.
Dann fängt er wieder an zu fragen. Diesmal unfern
Nachbarn.
„Ooh — sehr gut — sehr gut — aber sagen
Sie, na rum . . .?"
„Am Buckel steig' mir 'nauf", sagt der.
„Ooh — am Buckel, sagen Sie, am Buckel?
klar um am Buckel?"
„Weilst a' damischer Hanswurst bist mit Deiner
Fraatschlerei."
Es pfeift der Zug und hält.
„Ooh — ein damischer — uas?" wendet sich
nun Mister Watson wieder interessiert an mich.
„Ei-n Ha-ans-wu-nrscht!" wiederhole ich von
Herzensgrund und steige aus.
Verantwortlicher Redakteur: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München. — In Österreich-Ungarn für Herausgabe
u. Redaktion verantwortlich: Oskar Lechner in Wien I. — E. Mühlthaler's Buch- u. Kunstdruckerei A.G. in München. — Hierzu das Beiblatt.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Schlechtes Gewissen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1912
Entstehungsdatum (normiert)
1907 - 1917
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 136.1912, Nr. 3480, S. 172
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg