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m eine schwester und die Schwarze-Einser-Bayern.

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Ich war empört und entmutigt. — „Aber der bferr Greve
hat's mir doch versprochen", sing ich an zu heulen.

„Wer?" sragte plötzlich interessiert meine Schwester.

„Der Greve", sagte ich hoffnungsvoller mit dein Akzent auf
der letzten Silbe und war erstaunt darüber, wie der Name dieses
Menschen einen größeren Eindruck machen konnte als die Schwarze-
Einser-Bayern. —

An, Montag traf ich den Greve wieder im bsausgang.

„kfer mit der Schwarzen-Einser-Bayern l" sagte ich lakonisch.
Denn ich hatte meine Schwester ain Sonntag vormittag in den
chofgarten gehen sehen.

Und was gab der freche Mensch zur Antwort?

„Ich Hab' inir's überlegt," sagte er, „ich kaim Dir die Schwarze-
Einser-Bayern doch erst geb'n, wenn Du's machen kannst, daß
Dein Vater nichts dagegen hat, wenn ich Deine Schwester Heirat'."

Aber ich hatte inir's gleich gedacht, daß er seinen Preis für
die Schwarze-Einser-Bayern Häher schrauben würde. . . Nun —
schließlich, eine Verheiratung meiner Schwester war ja die Schwarze-
Einser-Bayern wert, nach meiner Schätzung damals.

Und wenn's auf inich allein angekommen wäre: Für eine
2chmarze-Einser-Bayern hätte ich meine Schwester damals an irgend
lemand glatt und platt verhandelt. Bitte, bitte — inan zeige mir den
Jungen mit einem Markenalbum, einen Jungen, dem die Schwarze-
Einser-Bayern fehlt, der's nicht auf's kfaar ebenso gemacht hätte.

Also ging ich zuerst zu meiner Schwester.

„Marie," sagte ich feierlich, „Du sollst den Greve heiraten."

„Der kann inich gern hab'n" sagte sie kurz und bündig.
--Der kann mich gern hab'n", bedeutet nämlich in Bayern genau
so viel wie „Der kann mich nicht gern hab'n".

Der Greve schien also gar keinen Eindruck auf sie gemacht
Zu haben. — „Aber, Marie," sagte ich ein wenig vorwurfsvoll,
»or gibt mir dann wirklich seine Schwarze-Einser-Baycrn."

„Du kannst inich auch gern hab'n mit Deiner Schwarzen-
Einser-Bayern," gab sie brüsk zur Antwort.

Entrüstet ging ich zum Papa.

„Papa, Paxa, die Marie gibt inir ineine Schwarze-Einser-
Bayern nicht I"

Es ist wahr, ich hatte mit dieser Aussage die beiden zu-
sainmenhängenden Fakten stark verkürzt. Und der Vater, der
inich über alles Maß verzog, machte schon ein dräuendes Gesicht
in der Richtung nach der Marie ihrem Zimmer. Aber dann
besann er sich doch noch: „Gehört der schwarze Bayern-Einser"
— es ist unglaublich mit den Vätern: er kannte nicht einmal die
richtige technische Bezeichnung der Schwarzen-Einser-Bayern —
„gehört die Marke denn der Marie?" fragte er.

„Nein, dem Greve."

„Welchem Greve?"

„Deinem Greve halt — in Deinem Bureau ist er."

„Was will denn der Greve?"

„Heiraten will er sie, Papa."

„Wen? Die Bayern-Einser?" und er lachte.

„Nein, die Marie, Papa."

Und dann ward es ihm klar. Und er lachte noch viel iiiehr.
Ich glaube, eine ganze Viertelstunde lang. Und ich glaube, er
hat es auch weiter erzählt. Denn ain nächsten Tage strich mir
ein wildfremder Herr auf der Straße über den Kopf, hob inir
das Rinn in die Höhe und sagte: „Soso, das ist also der Junge,
der seine eigene Schwester gegen eine Briefinarke verschachern
will, soso, soso . .."

Und ich ärgerte inich fürchterlich. Aber es half gar nichts.

Denn ich habe die Schwarze-Linser-Bayern heute noch nicht
in meinem Albuin.

Trotzdeni meine Schwester längst verheiratet ist.

Allerdings nicht an den betriebsamen Herrn Greve.

Der

kleine Raufbold.

Wegen einer Schlägerei haben
sich zwei Arbeiter vor Gericht
zri verantworten. Ein Schuster-
jnnge, der während derselben zu-
geschaut hat, ist zu dem Termin
auch als Zeuge geladen.

Richter: „Run, »rein Junge,
erzähl' Du 'mal, wie die Schlä-
gerei eigentlich war."

Schusterjunge (begeistert,
mit leuchtenden Augen): „Det
hädden Se seh'n missen, Herr-
Richter — det war einfach jroß-
artig."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der kleine Raufbold"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsdatum
um 1912
Entstehungsdatum (normiert)
1907 - 1917
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 136.1912, Nr. 3486, S. 237

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