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—BukunftsiDifticbon.
lalz mit dem fflugappacat flog aus der Kneip' ec nack
Kaufe —
Leise, die Schub’ in der Kund, fcblicb ec die toppe empor!
0. £. w.
_ ~.<z. Verdächtig.
„Warum läufst De denn so, Ede? Hast wohl 'ic Alibi-
beweis nötig?"
Der Brandstlfrcr.
er Schneidhofbaucr ging mitten in der Nacht, um ;o Uhr,
mutterseelenallein nach lhause. Er war beim wastl-vetiern
Moosfeld gewesen und hatte dortselbst als Taufpate seines
Jüngsten fungiert. Der Schneidhofbaucr war ganz zufrieden, das
merkte man; denn er summte das Lied: „Dirnderl, geh' her zum
o)aun vor sich hin und rauchte eine dicke Zigarre; welche Sorte
cs war, das wußte er nicht, weil er sie vom wastl - vettern be-
kommen hatte, weshalb sollte er auch nicht zufrieden gewesen
sein? Der Bub' des vettern war jetzt ein richtiger Lhrist, das
Schweinerne war nicht schlecht und der wein mar sogar sehr
süffig gewesen. Und heimtückisch war er auch noch, der wein;
jetzt stieg er ihm erst in den obern Stock und die Lüße schlugen
fortwährend die Richtung gegen den Straßengraben ein.
Langsam torkelte der Bauer seinem lsofe zu und freute sich
darüber, daß morgen Sonntag war. Plötzlich, als er an seinem
Stadel vorübcrkam, erschrak er, daß ihm die Zigarre aus dein
Munde fiel und er sich an einem Zwetschgenbaum anhalten mußte,
um nicht umzufallen; denn er hatte vom Dache seines Stadels
Der Brand st ifter.
ganz deutlich zwei große Lunken aufsteigen gesehen, wer da
nicht erschrickt, der hat kein Perz mehr im Leibe. „Jessas und
Joseph," keuchte der todblasse Bauer, „dö verdammte Schalup'n
brennt schon wieder und is nöt amal no' versichert!" vor elf Mo-
naten mar ihm sein alter Stadel abgebrannt; doch um den war
nimmer viel schad gewesen, weil er versichert und mack'lig war,
aber der jetzige?! Lauter schweres lholz, a' feines Schindeldach
und d'rinnen a' Dreschmaschin'i wenn die auch hin wäre, konnte
er wieder mit dem Dreschflegel Hinklopfen und würde abends
keine lhand und keinen Luß mehr spüren vor lauter Müdigkeit.
„Aber," denkt der Bauer weiter, „wann erst Lunken aufsteig'n,
so muß der Lump, der elendige, der mir den Stad'l angeziindet
hat, noch d'rin sein; und den sangst d' jetzt."
So rasch er konnte, stürmte er zum Scheunentor. Als er um
die Ecke bog, bekam er einen heftigen Schlag über die linke Ge-
sichtshälfte, gleichzeitig stolperte er über irgend etwas und bums
— — — lag er im Grase. Lr war auf die Zähne eines an die
Scheunenwand gelehnten Rechens getreien und der Stiel desselben
hatte ihn an das Sprichwort: „Eile mit weile" gemahnt. Doch
der Schneidhofbauer halte jetzt keine Zeit, auf zarte Stimmen zu
lauschen; er war überzeugt, daß ihm der Brandstifter eines über
den Aopf versetzt hatte und er infolge des Schlages zu Boden
gestürzt war. Jetzt war's aber mit seiner Lourage zu Ende und
er schrie, so laut er konnte: „Seppl, Seppl, kumm g'schmind, er
derschlagt mi\"
Seppl, der Anecht, lag in der Hafertruhe, weil es ihm im
Bett zu heiß war. Der Hafer war schön kühl und es schlief sich
prächtig in demselben. Als er den Bauer so jämmerlich um I^ilfc
rufen hörte, erschrak auch er, denn erschrecken kann ja ein Mensch
bald, und steckte den Aopf aus der Truhe heraus. Als er nichts
mehr hörte, dachte er: „Den Bauern hat er schon derschlag'n;
bald i' aussi geh', derschlagt er ini' aa' noch und wer soll nach« um
den Pfarrer und den Dokter fahr'n?" Damit klappte er den
Truhendeckel, der bislang offen gewesen, schön langsain zu und
ließ den Bauer draußen liegen.
Diesem war nach dem Hiebe alle Lust, den Brandstifter zu
fangen, vergangen. Die Hauptsache war jetzt, Lärm zu schlagen
und den Hornisten, welcher vier Däuser weiter oben wohnte und
auf dem Dachboden schlief, zu verständigen; also schrie er dreimal
kräftig: „Leier I"
Der Seppl in der Hafertruhe hob den Deckel ein wenig,
lauschte und legte sich beruhigt wieder nieder. „God sei Dank,
gar so g'fährli' muaß mit'n Bauern no' nöt sein, weil er no' so
stark schrei'n kann; aber g'arbeit' muaß er den Bauern schon an-
ständig hob'n, denn der sogt nöt leicht 'was." Damit meinte er
den Aerl, welcher dem Bauern das Lell gerbte. Dem Leuerrufe
legte er weiter keine Bedeutung bei, weil man bei solchen Ge-
legenheiten gerne Leuer schrie, um Hilfe herbeizurufen.
Der Bauer aber lief zum Hansjörgl, dem Hornisten. „Lrcili',"
dachte er unterwegs, „mit der Leuerwehr is's aa' a' so a'
Gschicht'; sö bringen halt nir recht wcita, treten viel Gras und
Salat z'samm', a' jeder woaß alles besser wia der Hauptmann
selber, dö Spritz'n hat meistens an' Effekt und geht 's zehntcmal
gar nöt und überhaupt, wann der narrische Schuaster dabei
is, nacha is der Wirrwarr ferti'. Lrei zum Davonrennen is's
inanchmal, wann man da zuaschaut, ja — wenn's an' Menschen
wenigstens zuaschau'n lass'n tät'n, aber pump'n muaß ma', und
fest aa' no' dazua. llud den Durscht, den s' nacha hab'n, frei nöt
zum Derlösch'n."
Unterdessen mar der Schneidhofbaucr beim Hause des Hor-
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—BukunftsiDifticbon.
lalz mit dem fflugappacat flog aus der Kneip' ec nack
Kaufe —
Leise, die Schub’ in der Kund, fcblicb ec die toppe empor!
0. £. w.
_ ~.<z. Verdächtig.
„Warum läufst De denn so, Ede? Hast wohl 'ic Alibi-
beweis nötig?"
Der Brandstlfrcr.
er Schneidhofbaucr ging mitten in der Nacht, um ;o Uhr,
mutterseelenallein nach lhause. Er war beim wastl-vetiern
Moosfeld gewesen und hatte dortselbst als Taufpate seines
Jüngsten fungiert. Der Schneidhofbaucr war ganz zufrieden, das
merkte man; denn er summte das Lied: „Dirnderl, geh' her zum
o)aun vor sich hin und rauchte eine dicke Zigarre; welche Sorte
cs war, das wußte er nicht, weil er sie vom wastl - vettern be-
kommen hatte, weshalb sollte er auch nicht zufrieden gewesen
sein? Der Bub' des vettern war jetzt ein richtiger Lhrist, das
Schweinerne war nicht schlecht und der wein mar sogar sehr
süffig gewesen. Und heimtückisch war er auch noch, der wein;
jetzt stieg er ihm erst in den obern Stock und die Lüße schlugen
fortwährend die Richtung gegen den Straßengraben ein.
Langsam torkelte der Bauer seinem lsofe zu und freute sich
darüber, daß morgen Sonntag war. Plötzlich, als er an seinem
Stadel vorübcrkam, erschrak er, daß ihm die Zigarre aus dein
Munde fiel und er sich an einem Zwetschgenbaum anhalten mußte,
um nicht umzufallen; denn er hatte vom Dache seines Stadels
Der Brand st ifter.
ganz deutlich zwei große Lunken aufsteigen gesehen, wer da
nicht erschrickt, der hat kein Perz mehr im Leibe. „Jessas und
Joseph," keuchte der todblasse Bauer, „dö verdammte Schalup'n
brennt schon wieder und is nöt amal no' versichert!" vor elf Mo-
naten mar ihm sein alter Stadel abgebrannt; doch um den war
nimmer viel schad gewesen, weil er versichert und mack'lig war,
aber der jetzige?! Lauter schweres lholz, a' feines Schindeldach
und d'rinnen a' Dreschmaschin'i wenn die auch hin wäre, konnte
er wieder mit dem Dreschflegel Hinklopfen und würde abends
keine lhand und keinen Luß mehr spüren vor lauter Müdigkeit.
„Aber," denkt der Bauer weiter, „wann erst Lunken aufsteig'n,
so muß der Lump, der elendige, der mir den Stad'l angeziindet
hat, noch d'rin sein; und den sangst d' jetzt."
So rasch er konnte, stürmte er zum Scheunentor. Als er um
die Ecke bog, bekam er einen heftigen Schlag über die linke Ge-
sichtshälfte, gleichzeitig stolperte er über irgend etwas und bums
— — — lag er im Grase. Lr war auf die Zähne eines an die
Scheunenwand gelehnten Rechens getreien und der Stiel desselben
hatte ihn an das Sprichwort: „Eile mit weile" gemahnt. Doch
der Schneidhofbauer halte jetzt keine Zeit, auf zarte Stimmen zu
lauschen; er war überzeugt, daß ihm der Brandstifter eines über
den Aopf versetzt hatte und er infolge des Schlages zu Boden
gestürzt war. Jetzt war's aber mit seiner Lourage zu Ende und
er schrie, so laut er konnte: „Seppl, Seppl, kumm g'schmind, er
derschlagt mi\"
Seppl, der Anecht, lag in der Hafertruhe, weil es ihm im
Bett zu heiß war. Der Hafer war schön kühl und es schlief sich
prächtig in demselben. Als er den Bauer so jämmerlich um I^ilfc
rufen hörte, erschrak auch er, denn erschrecken kann ja ein Mensch
bald, und steckte den Aopf aus der Truhe heraus. Als er nichts
mehr hörte, dachte er: „Den Bauern hat er schon derschlag'n;
bald i' aussi geh', derschlagt er ini' aa' noch und wer soll nach« um
den Pfarrer und den Dokter fahr'n?" Damit klappte er den
Truhendeckel, der bislang offen gewesen, schön langsain zu und
ließ den Bauer draußen liegen.
Diesem war nach dem Hiebe alle Lust, den Brandstifter zu
fangen, vergangen. Die Hauptsache war jetzt, Lärm zu schlagen
und den Hornisten, welcher vier Däuser weiter oben wohnte und
auf dem Dachboden schlief, zu verständigen; also schrie er dreimal
kräftig: „Leier I"
Der Seppl in der Hafertruhe hob den Deckel ein wenig,
lauschte und legte sich beruhigt wieder nieder. „God sei Dank,
gar so g'fährli' muaß mit'n Bauern no' nöt sein, weil er no' so
stark schrei'n kann; aber g'arbeit' muaß er den Bauern schon an-
ständig hob'n, denn der sogt nöt leicht 'was." Damit meinte er
den Aerl, welcher dem Bauern das Lell gerbte. Dem Leuerrufe
legte er weiter keine Bedeutung bei, weil man bei solchen Ge-
legenheiten gerne Leuer schrie, um Hilfe herbeizurufen.
Der Bauer aber lief zum Hansjörgl, dem Hornisten. „Lrcili',"
dachte er unterwegs, „mit der Leuerwehr is's aa' a' so a'
Gschicht'; sö bringen halt nir recht wcita, treten viel Gras und
Salat z'samm', a' jeder woaß alles besser wia der Hauptmann
selber, dö Spritz'n hat meistens an' Effekt und geht 's zehntcmal
gar nöt und überhaupt, wann der narrische Schuaster dabei
is, nacha is der Wirrwarr ferti'. Lrei zum Davonrennen is's
inanchmal, wann man da zuaschaut, ja — wenn's an' Menschen
wenigstens zuaschau'n lass'n tät'n, aber pump'n muaß ma', und
fest aa' no' dazua. llud den Durscht, den s' nacha hab'n, frei nöt
zum Derlösch'n."
Unterdessen mar der Schneidhofbaucr beim Hause des Hor-
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Verdächtig"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1912
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 137.1912, Nr. 3500, S. 91
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg