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mit dem zufrieden sein, was uns geworden ist. Ein armer Mann
darf nichts tragen, was nicht zu seiner dürftigen Kleidung passt;
denn wäre es noch so echt, er könnte dem Verdacht nicht ent-
gehen, dass er sich mit falschem Schmucke brüstet!“
„Die Lehre ist damit noch nicht zu Ende!“ sagte Ibrahim.
„Ich wollte Dir zeigen, dass der Reiche auch unechte Dinge tragen
darf, ohne seinerseits sich einem solchen Verdacht auszusetzen.
So sehr beurteilt die Welt alles nach dem äusseren Schein.
Behalte den Ring — er ist wirklich falsch!“
Philipp Burger.
Besorgt.
„Sic ist'», Herr Doktor," fragt der Taschendieb seinen Ver-
teidiger, „soll ich weinen bei Ihrer Rede?" — „Na," meint der
Anwalt, „es kann ja nicht schaden, wenn Sie einige Tränen vergießen,
sobald Sie merken, daß ich an den Schluß komme." — Das
Plädoyer des Verteidigers beginnt. Er redet und redet immer
weiter. Plötzlich aber, wie er mitten im Flusse ist, fängt sein
Mandant fürchterlich zu heulen an. „Seien Sic doch still!" flüstert
er. „ES ist zu früh — ich bin noch nicht am Ende!" — „Ich
mcm' halt," entgegnet der Taschendieb ebenso, „es wär' doch besser,
Herr Doktor, wenn Sie aufhören täten!"
Macht der Gewohnheit.
„Was der Operntenor Gröhler, der seit ein paar Tagen m
unserem Hotel wohnt, für einen festen Schlaf hat! . . Der wacht
nur ans, wenn man ihn aus dem Bette 'rausklatscht I"
Al'crkwürdiges Gesch ich tch cn.
Die wohnten in demselben Hanse und trafen sich fast täglich
ans der Treppe. Sic im schmucken, zweifarbigen Tuch, kokett ihr
Schnnrrbärtchen zwirbelnd, er mit blonden Ohrschnecken und aller-
liebsten Stirnlöckchen. Er mit der Müsikmappe unterm Arm, sie
mit dem stattlichen Degen an der Seite. Sie grüßte ihn immer
militärisch, und dann errötete er lieblich, was ihm entzückend
stand. Einmal warf sic ihm im Borübergehen ein wundervolles
Veilchenstränßchen zu. Aber dann ereignete sich folgendes: Eines
Tages, als e r wieder die Treppe zierlich herabtänzelte, faßte s i c
sich ein Herz, fing ihn in ihren Armen auf und versetzte ihm
einen innigen Kuß auf seine Rosenlippen. Doch da versetzte er
ihr eine schallende Ohrfeige, so daß ihr die bunte Mütze vom
Kopfe fiel, und dann entfloh er, tief gerötet vor Scham; denn er
war ein sechzehnjähriger.Backfisch und Sie — die Ordonnanz vom
Herrn Hgnptmann! r
■^=S5>* Ermahnung.
E "ich' schaukelst b|e””fn °uf dem Ozeanries
'm &k 5nI,rt ""ch Amerika antritt)
Und daß Du
mit dem zufrieden sein, was uns geworden ist. Ein armer Mann
darf nichts tragen, was nicht zu seiner dürftigen Kleidung passt;
denn wäre es noch so echt, er könnte dem Verdacht nicht ent-
gehen, dass er sich mit falschem Schmucke brüstet!“
„Die Lehre ist damit noch nicht zu Ende!“ sagte Ibrahim.
„Ich wollte Dir zeigen, dass der Reiche auch unechte Dinge tragen
darf, ohne seinerseits sich einem solchen Verdacht auszusetzen.
So sehr beurteilt die Welt alles nach dem äusseren Schein.
Behalte den Ring — er ist wirklich falsch!“
Philipp Burger.
Besorgt.
„Sic ist'», Herr Doktor," fragt der Taschendieb seinen Ver-
teidiger, „soll ich weinen bei Ihrer Rede?" — „Na," meint der
Anwalt, „es kann ja nicht schaden, wenn Sie einige Tränen vergießen,
sobald Sie merken, daß ich an den Schluß komme." — Das
Plädoyer des Verteidigers beginnt. Er redet und redet immer
weiter. Plötzlich aber, wie er mitten im Flusse ist, fängt sein
Mandant fürchterlich zu heulen an. „Seien Sic doch still!" flüstert
er. „ES ist zu früh — ich bin noch nicht am Ende!" — „Ich
mcm' halt," entgegnet der Taschendieb ebenso, „es wär' doch besser,
Herr Doktor, wenn Sie aufhören täten!"
Macht der Gewohnheit.
„Was der Operntenor Gröhler, der seit ein paar Tagen m
unserem Hotel wohnt, für einen festen Schlaf hat! . . Der wacht
nur ans, wenn man ihn aus dem Bette 'rausklatscht I"
Al'crkwürdiges Gesch ich tch cn.
Die wohnten in demselben Hanse und trafen sich fast täglich
ans der Treppe. Sic im schmucken, zweifarbigen Tuch, kokett ihr
Schnnrrbärtchen zwirbelnd, er mit blonden Ohrschnecken und aller-
liebsten Stirnlöckchen. Er mit der Müsikmappe unterm Arm, sie
mit dem stattlichen Degen an der Seite. Sie grüßte ihn immer
militärisch, und dann errötete er lieblich, was ihm entzückend
stand. Einmal warf sic ihm im Borübergehen ein wundervolles
Veilchenstränßchen zu. Aber dann ereignete sich folgendes: Eines
Tages, als e r wieder die Treppe zierlich herabtänzelte, faßte s i c
sich ein Herz, fing ihn in ihren Armen auf und versetzte ihm
einen innigen Kuß auf seine Rosenlippen. Doch da versetzte er
ihr eine schallende Ohrfeige, so daß ihr die bunte Mütze vom
Kopfe fiel, und dann entfloh er, tief gerötet vor Scham; denn er
war ein sechzehnjähriger.Backfisch und Sie — die Ordonnanz vom
Herrn Hgnptmann! r
■^=S5>* Ermahnung.
E "ich' schaukelst b|e””fn °uf dem Ozeanries
'm &k 5nI,rt ""ch Amerika antritt)
Und daß Du
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ermahnung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1912
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 137.1912, Nr. 3511, S. 228
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg