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Der gute Sohn. -«—>

SöHuchen (mahnend): „Vater, 's ist die höchste Zeit; die Mutter ■ . . — Vater: „Eine Maß trink'

ich noch, Schorschl... Du kannst ja derweil über eine Ausrede Nachdenken."

Das G e l) e i tn n i s.

11 die £cni ist zn den „Massen" cingerückt — unter die
„Fahne Stefans" — als Briefträgerin. Der Krieg
draußen braucht die Männer — und die friedliche Vrd-
niing daheim die Frauen und Dirndln, lind die Leni wird wähl
eines der frischesten, kräftigsten, lustigsten Dirndln sein, nicht bloß
im Dörfl, sondern meitum. Da paßt sie ja schon von lhaus
ans zur Briefträgerin, weil sic ununterbrochen springen, laufen,
kraxeln muß, wie's im Gebirg' schon einmal nicht anders geht —
dann aber ganz besonders, weil sie keine Grantigkeit kennt, son-
dern alleweil pfeift und singt und dadurch eine fröhliche Post noch
froher inacht; aber auch einer ernsten weiß sie mit ein paar freund-
lichen Morten doch schon ein bißl den Eingang zu mildern.

lfent' indes tnacht die Leni ein ganz merkwürdig finsteres
bitteres Gesicht. Nicht einmal den Leuten dankt sie, die ihr unter-
wegs auf ihreni Bestellgang ein „Grüßgottl" bieten, so daß manch'
einer und eine stehenbleibt und verwmtdert murmelt: „Ja, was
hat denn die Leni heut'?!"

Ja, was sie hat! — Linen Brief hat sie — einen Brief
zum Bestellen — an ihren Schah — den Michelbartl — den
Tropfen, den elendigen! — Mas braucht denn der einen Brief
zn kriegen, einen Brief von weiblicher lfand, von einer lhand,

die sic noch dazu von der Schul' her an der Schrift ganz gut kennt?!
— Sternscitcu l — Mie sic den Brief zum Ztistcllen bekommen
hat, hat sie ihn in der ersten Mut schon gleich mit einem schnellen
Griff aufreißen wollen: Mas braucht denn die M n l l c r r o s l,
die ihn schon so alleweil so verliebt anschant, wo sic kann — was
braucht denn die M n l l c r ro s l dem M i ch c l b a r t l zu schreiben,
dein Schatz von der Leni — Sternseiten? I Lin ganzer Lifer-
suchtsvnlkan brennt in ihrem Herzen lichterloh auf und das Feuer
fahrt ihr bei den Angen heraus..

Also, wie gesagt, schon will sie den Brief aufreißeu und die
ganze Geschichte brühwarm lesen, die da drinn' steht — da plumpst
ihr mit Zentnerschwere die dienstliche Instruktion auf's
Gewissen, die ihr der Herr Postsekretär gegeben hat, wie sie als
Briefträgerin angelernt und mit ihren Pflichten vertrant gemacht
worden ist: Das Briefgeheimnis, das Dienstgeheimnis
steht auf einmal großmächtig mie der Geigelstein vor ihr und hebt
drohend den Finger auf: „Leni! Lcni! Mas willst dn tun?! Nicht
nur, daß überhaupt niemand den Brief eines anderen anf-
machcn darf, du, Leni, als Beamtin, als Briefträgerin schon
gleich gar nicht! Das wär' ja das schönste verbrechen im Amt
mit Dienstverlust, Verhandlung, Gefängnis, Schimpf und Schand'I"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der gute Sohn"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Graetz, Theodor
Entstehungsdatum (normiert)
1915 - 1915
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Fliegende Blätter, 144.1916, Nr. 3675, S. 10

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