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Die Grenzsperre
In Ocsterreichisch - Gallizien, weit hinten im Tarnower
Kreise, liegt ein Dorf, das seither die meisten seiner kleinen
Bedürfnisse aus der Stadt Sandomirz in Russisch-Polen bezo-
gen hat. Zu diesen Bcdürfniffcn gehört auch der Barbier; jeden
Sonnabend ging er von Sandomirz in das ungefähr eine halbe
Stunde entfernte österreichische Dorf, und entledigte den Guts-
herrn nebst seinen Bauern ihres üppigen Haarwuchses. Nun
aber kam die orientalische Frage, mit derselben die österreichisch-
russische Differenz und in Folge dieser die Grenzsperre läng-
Gallizien hin. Wollte der Barbier nicht Bekanntschaft mit
Sibirien oder der österreichischen Trommel machen, so durfte
er sich nimmer über die Grenze wagen; noch weniger aber
hatten unter solchen Umständen die Bauern Lust, auf russischem
Boden sich umzusehen. Nun war guter Rath theuer, denn ein
Barbier war auf diesseitigem Bode» weit und breit nicht zu
finden. Doch ein Genie weiß sich zu helfen. Der Barbier
bestellt nun am Rasirtag seine Kunden an die Grenze. Die
Bauern stellen sich in Reih' und Glied auf österreichischem
Boden auf, der Bartkünstler aber verrichtet an ihnen sein Ge-
schäft vom russischen Grund und Boden aus. Auf diese Weise
entledigen sich die Bauern ihrer Bärte, ohne daß das Bölker-
oder Kriegsrecht irgend verletzt wird.
Die Grenzsperre
In Ocsterreichisch - Gallizien, weit hinten im Tarnower
Kreise, liegt ein Dorf, das seither die meisten seiner kleinen
Bedürfnisse aus der Stadt Sandomirz in Russisch-Polen bezo-
gen hat. Zu diesen Bcdürfniffcn gehört auch der Barbier; jeden
Sonnabend ging er von Sandomirz in das ungefähr eine halbe
Stunde entfernte österreichische Dorf, und entledigte den Guts-
herrn nebst seinen Bauern ihres üppigen Haarwuchses. Nun
aber kam die orientalische Frage, mit derselben die österreichisch-
russische Differenz und in Folge dieser die Grenzsperre läng-
Gallizien hin. Wollte der Barbier nicht Bekanntschaft mit
Sibirien oder der österreichischen Trommel machen, so durfte
er sich nimmer über die Grenze wagen; noch weniger aber
hatten unter solchen Umständen die Bauern Lust, auf russischem
Boden sich umzusehen. Nun war guter Rath theuer, denn ein
Barbier war auf diesseitigem Bode» weit und breit nicht zu
finden. Doch ein Genie weiß sich zu helfen. Der Barbier
bestellt nun am Rasirtag seine Kunden an die Grenze. Die
Bauern stellen sich in Reih' und Glied auf österreichischem
Boden auf, der Bartkünstler aber verrichtet an ihnen sein Ge-
schäft vom russischen Grund und Boden aus. Auf diese Weise
entledigen sich die Bauern ihrer Bärte, ohne daß das Bölker-
oder Kriegsrecht irgend verletzt wird.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Grenzsperre"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Schlagbaum <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 20.1854, Nr. 477, S. 164
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg