Sultan. „Wollen Sie jetzt unverzüglich mein Zimmer
räumen oder ich beiß'?!"
Ein neues Mittel, seine Schulden zu bezahlen.
Schuster. „Herr, bezahlen Sie mir endlich meine Rech-
nung oder ich werde grob!"
Herr. „Mein Bester, Geld habe ich nicht, aber ich will
Ihnen eine Anweisung auf Herrn H... geben, welcher mir
schon seit undenklichen Zeiten eine bedeutende Summe schuldet!
Hier nehmen Sie dieses versiegelte Schreiben an ihn, aber
lasten Sie sich ja nichts merken, daß Sie von der Geschichte
wissen!"
Der Schuster begiebt sich freudig zu Herrn H... und
übergiebt ibm den Brief. Dieser liest:
„Lieber H...! Der Uebcrbringcr dieses, ein unglücklicher,
aber redlicher Mann, hat in der letzten Woche Krau und Kinder
verloren und steht außerdem auf dem Punkte, in's Schuld-
gefängniß abgeführt zu werden! Ueberzeugt, daß Sic gerne
jede Gelegenheit ergreifen, einem Unglücklichen zu helfen, em-
pfehle ich denselben Ihrem Wohlwollen. Ihr ergebener C."
H... betrachtet tief gerührt den Schuster und drückt ibm
endlich fünf Thaler in die Hand! Der Schuster entfernt sich
fröhlich, nicht ahnend, daß man ihn für einen Bettler gehalten.
„Die Krcnk! was thut mci' Kop so weh,
Der Schmerz läßt mich »it schlofe!
Weeß Gott! mer springt nu 's Härn entzwee,
Ich hep — mcen' ich — z'viel g'soffe!
Ich lieg' stcehart, wie uff ein Brett,
Wann ich doch schlofe könnt!"
So klagend wälzte sich im Bett
Ein reicher Consulent.
„Hann-Jörg!" — so hieß sein Famulus —
„Hann-Jörg!" Dich mecn' ich, härscht?
Was ich doch alsfort kraische muß,
Bis Tu 'mal wack'rig wärscht.
Zapp' Dich in's kleenc Stübche 'miss —
Laaf' g'schwind, was d'Been' Dich trage —
Und weck' mer meinn Schreiber uff,
Ich muß ihm cbbes sage!"
Und bald darauf kam athcmlos
Da« Schreibcrlcin gerannt,
Ein Bein beklrid't, das and're bloß,
Ein' Stiefel in der Hand;
Stellt ängstlich hin sich vor das Bett
Des Prinzipals und fragt,
Was er ibm noch zu sagen hätt'
So spät nach Mitternacht.
„Die Krenk! beim Dienscht kenn' ich kee Zeit,
Lb's Tag isch oder Nacht,
Und korz und gut, ich hätt' es heut'
Beim Tag scho' gern gesagt,
Daß Euer Schrift von jeher nie
Recht deutlich isch gewcßt,
Weil Ihr alsfort beim klecne i
Die Diplicher vergeßt!" Karl Hof,»an».
Ein nicht geladener Gast.
Wichtige Dienstsachen nach Mitternacht.
räumen oder ich beiß'?!"
Ein neues Mittel, seine Schulden zu bezahlen.
Schuster. „Herr, bezahlen Sie mir endlich meine Rech-
nung oder ich werde grob!"
Herr. „Mein Bester, Geld habe ich nicht, aber ich will
Ihnen eine Anweisung auf Herrn H... geben, welcher mir
schon seit undenklichen Zeiten eine bedeutende Summe schuldet!
Hier nehmen Sie dieses versiegelte Schreiben an ihn, aber
lasten Sie sich ja nichts merken, daß Sie von der Geschichte
wissen!"
Der Schuster begiebt sich freudig zu Herrn H... und
übergiebt ibm den Brief. Dieser liest:
„Lieber H...! Der Uebcrbringcr dieses, ein unglücklicher,
aber redlicher Mann, hat in der letzten Woche Krau und Kinder
verloren und steht außerdem auf dem Punkte, in's Schuld-
gefängniß abgeführt zu werden! Ueberzeugt, daß Sic gerne
jede Gelegenheit ergreifen, einem Unglücklichen zu helfen, em-
pfehle ich denselben Ihrem Wohlwollen. Ihr ergebener C."
H... betrachtet tief gerührt den Schuster und drückt ibm
endlich fünf Thaler in die Hand! Der Schuster entfernt sich
fröhlich, nicht ahnend, daß man ihn für einen Bettler gehalten.
„Die Krcnk! was thut mci' Kop so weh,
Der Schmerz läßt mich »it schlofe!
Weeß Gott! mer springt nu 's Härn entzwee,
Ich hep — mcen' ich — z'viel g'soffe!
Ich lieg' stcehart, wie uff ein Brett,
Wann ich doch schlofe könnt!"
So klagend wälzte sich im Bett
Ein reicher Consulent.
„Hann-Jörg!" — so hieß sein Famulus —
„Hann-Jörg!" Dich mecn' ich, härscht?
Was ich doch alsfort kraische muß,
Bis Tu 'mal wack'rig wärscht.
Zapp' Dich in's kleenc Stübche 'miss —
Laaf' g'schwind, was d'Been' Dich trage —
Und weck' mer meinn Schreiber uff,
Ich muß ihm cbbes sage!"
Und bald darauf kam athcmlos
Da« Schreibcrlcin gerannt,
Ein Bein beklrid't, das and're bloß,
Ein' Stiefel in der Hand;
Stellt ängstlich hin sich vor das Bett
Des Prinzipals und fragt,
Was er ibm noch zu sagen hätt'
So spät nach Mitternacht.
„Die Krenk! beim Dienscht kenn' ich kee Zeit,
Lb's Tag isch oder Nacht,
Und korz und gut, ich hätt' es heut'
Beim Tag scho' gern gesagt,
Daß Euer Schrift von jeher nie
Recht deutlich isch gewcßt,
Weil Ihr alsfort beim klecne i
Die Diplicher vergeßt!" Karl Hof,»an».
Ein nicht geladener Gast.
Wichtige Dienstsachen nach Mitternacht.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein nicht geladener Gast" "Wichtige Dienstsachen nach Mitternacht"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 20.1854, Nr. 480, S. 190
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg