Dramatische Seenen
Von gute» Freunden fernher senden läßt
Und worin das zu treibende Papier
Zum Kauf in großen Massen wird bestellt.
Solch' eine Nachricht läßt zufällig man
Dort an der Börse aus der Tasche gleiten;
Der Eine sicht's und rafft's begierig auf,
Er ließt und — triumphirt, denn diese Nachricht
Ist Goldes Werth, wenn rasch man kauft
Von den darin so stark bestellten Aktien.
Der Finder hat woh) zwei, drei Freunde noch,
Die er ln sein Vertrauen eilig zieht
Und plötzlich ändert sich das Ansehn nun
Des gestern noch verachteten Papiercs.
Man sucht, man kauft, man treibt sich gegenseitig
Mit toller Ueberstürzung in die Höhe
Und — unser Zweck ist völlig nun erreicht!
Verstehst Du jetzt den wohldurchdachten Plan?
Oberfaul.
Oh, ich versteh' ihn und bcwundre Dich!
Fuchs.
So laß mich jetzt zu meinem Werke schreiten,
Du aber folge meinem Rath' genau
Und kaufe von den Nordbahnacticn heute
So viel Du zu erlangen noch vermagst,
Denn Morgen muß die Operation,
Die kühn gewagte, rasch begonnen werden. (Beide ab.)
Zweite Scene.
Auf der Börse am Tage nachher.
I (Der Börsensaal ist schon mit Besuchern gefüllt, die gruppen-
aus dem Alltagsleben. 4-S
weift zusammensteh'n. L u r ist bemüht, aus den Gruppen seine ;
Anhänger an sich zu ziehen, worauf sich die Baisse-Partei
nach einem entlegenen Theilc des Saales begicbt.)
L ur.
Versammelt Euch, Ihr Vielgctreuen, jetzt
Und hört den Plan, der Heute zu verfolgen.
Chor der Baissiers.
Wir lauschen Dir, erhab'ncr Genius!
! Befiehl, was fürder wir beginnen solle»;
Du siehst bereit uns, freudig zu gehorchen.
Lur.
Ich danke Euch für so viel guten Willen,
Doch unjer Werk verlangt auch Einigkeit.
Vereint gelingt es uns, den schändlichen
Haussiers die Spitze kräftig schon zu bieten
Und unsre Rassen wohlgefüllt zu sehn.
! Du, Löw, durchschreite jetzt die Hallen
Der Börse, mische Dich in die Gespräche
Der Makler, Wechsler und der Speculanten
Und lasse dabei Andeutungen hören
Von böse» Nachrichten, die aus Paris
Durch einen Freund Dir sind geschrieben worden.
L ö w.
j Ich eile auf der Stelle dicß zu thun,
Du sollst mit mir gewiß zufrieden sein. (Ab)
Lur.
Du, Wolf, Du mußt auf and'ren Seiten sucken,
Solch' ähnliche Gerüchte auszustreuen.
Leg' Dein Gesicht in kummerschwere Falten,
Geh' seufzend bei den Gruppen dort vorbei,
Blick' oft vcrzwciflungsvoll in Dein Notizbuch
Und schlag' gelegentlich auch wohl einmal
Dich an die Stirn, gleichsam als wolltest Du
Den Kopf bestrafen, der zu übereilten
Geschäften Dich gedrängt! Und fragt man Dich:
„Was ist eö, Wolf, das Dich so sehr bedrückt?" —
Dann laß', wenn's möglich ist, zwei Thränen fallen
Und sprich von einer großen Handelskrise,
Die bald in England auszubrechcn drohe, •
Dir dabei schreckliche Verluste brächte
Und alle Coursc tief, tief stürzen werde!
Wolf.
Oh, Dank Dir, Lur, für diesen schönen Auftrag,
Der meinen Neigungen so herrlich zusagt.
Du weißt es, wie zu jammern ich verstehe,
Ich mache, gilt's, die ganze Börse stau
Und wegen ein'gcr wirkungsvoller Thränen
Sei unbesorgt, ich will so wahrhaft weinen,
Daß alle Course drei Prozent gleich sinken! (Ab>
(Schluß folgt.)
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Von gute» Freunden fernher senden läßt
Und worin das zu treibende Papier
Zum Kauf in großen Massen wird bestellt.
Solch' eine Nachricht läßt zufällig man
Dort an der Börse aus der Tasche gleiten;
Der Eine sicht's und rafft's begierig auf,
Er ließt und — triumphirt, denn diese Nachricht
Ist Goldes Werth, wenn rasch man kauft
Von den darin so stark bestellten Aktien.
Der Finder hat woh) zwei, drei Freunde noch,
Die er ln sein Vertrauen eilig zieht
Und plötzlich ändert sich das Ansehn nun
Des gestern noch verachteten Papiercs.
Man sucht, man kauft, man treibt sich gegenseitig
Mit toller Ueberstürzung in die Höhe
Und — unser Zweck ist völlig nun erreicht!
Verstehst Du jetzt den wohldurchdachten Plan?
Oberfaul.
Oh, ich versteh' ihn und bcwundre Dich!
Fuchs.
So laß mich jetzt zu meinem Werke schreiten,
Du aber folge meinem Rath' genau
Und kaufe von den Nordbahnacticn heute
So viel Du zu erlangen noch vermagst,
Denn Morgen muß die Operation,
Die kühn gewagte, rasch begonnen werden. (Beide ab.)
Zweite Scene.
Auf der Börse am Tage nachher.
I (Der Börsensaal ist schon mit Besuchern gefüllt, die gruppen-
aus dem Alltagsleben. 4-S
weift zusammensteh'n. L u r ist bemüht, aus den Gruppen seine ;
Anhänger an sich zu ziehen, worauf sich die Baisse-Partei
nach einem entlegenen Theilc des Saales begicbt.)
L ur.
Versammelt Euch, Ihr Vielgctreuen, jetzt
Und hört den Plan, der Heute zu verfolgen.
Chor der Baissiers.
Wir lauschen Dir, erhab'ncr Genius!
! Befiehl, was fürder wir beginnen solle»;
Du siehst bereit uns, freudig zu gehorchen.
Lur.
Ich danke Euch für so viel guten Willen,
Doch unjer Werk verlangt auch Einigkeit.
Vereint gelingt es uns, den schändlichen
Haussiers die Spitze kräftig schon zu bieten
Und unsre Rassen wohlgefüllt zu sehn.
! Du, Löw, durchschreite jetzt die Hallen
Der Börse, mische Dich in die Gespräche
Der Makler, Wechsler und der Speculanten
Und lasse dabei Andeutungen hören
Von böse» Nachrichten, die aus Paris
Durch einen Freund Dir sind geschrieben worden.
L ö w.
j Ich eile auf der Stelle dicß zu thun,
Du sollst mit mir gewiß zufrieden sein. (Ab)
Lur.
Du, Wolf, Du mußt auf and'ren Seiten sucken,
Solch' ähnliche Gerüchte auszustreuen.
Leg' Dein Gesicht in kummerschwere Falten,
Geh' seufzend bei den Gruppen dort vorbei,
Blick' oft vcrzwciflungsvoll in Dein Notizbuch
Und schlag' gelegentlich auch wohl einmal
Dich an die Stirn, gleichsam als wolltest Du
Den Kopf bestrafen, der zu übereilten
Geschäften Dich gedrängt! Und fragt man Dich:
„Was ist eö, Wolf, das Dich so sehr bedrückt?" —
Dann laß', wenn's möglich ist, zwei Thränen fallen
Und sprich von einer großen Handelskrise,
Die bald in England auszubrechcn drohe, •
Dir dabei schreckliche Verluste brächte
Und alle Coursc tief, tief stürzen werde!
Wolf.
Oh, Dank Dir, Lur, für diesen schönen Auftrag,
Der meinen Neigungen so herrlich zusagt.
Du weißt es, wie zu jammern ich verstehe,
Ich mache, gilt's, die ganze Börse stau
Und wegen ein'gcr wirkungsvoller Thränen
Sei unbesorgt, ich will so wahrhaft weinen,
Daß alle Course drei Prozent gleich sinken! (Ab>
(Schluß folgt.)
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Dramatische Scenen aus dem Alltagsleben"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Frankfurt <Main> / Alte Börse <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 29.1858, Nr. 684, S. 43
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg