Aus Thüringen.
„Nun, Baronchen? Du siehst ja ganz verteufelt vergnügt
aus, Dir muß was ganz absonderlich Erfreuliches passirt sein!"
„Das ist's auch, mes remis, das ist's auch."
„So erzähle rasch, hier ein Glas Champagner, daß die
Kehle flott wird."
„Danke! Na, Ihr wißt doch, mit der vermaledeiten Ge-
meindcordnung, was das für ein Scandal ist, da soll der
Rittergutsbesitzer mit zu den Gcmcindelasten beitragen. Scan-
dalös, sag' ich Euch, frappirt mich das, wenn der Gemcindc-
schulze kommt und Geld verlangt. Der imsamstc Posten ist
mir immer der Gehalt für den Nachtwächter gewesen, denkt
Euch, der Kerl verlangte und bekam 80 Thaler jährlich, nie-
derträchtig! Na, dachte ich, das muß bald anders werden. Ich
lasse also den Bürgermeister kommen, das ist, beiläufig gejagt,
mein Drescher. Ich konnte also auch ein Wörtchen mit ihm
sprechen. Ich diöponire denn auch glücklich den Kerl dazu,
daß ein Termin anberaumt wird, in welchem dem Mindest-
forderndcn der Nachtwächterpostcn zugeschlagen werden joll.
Ich gehe natürlich selbst hin in die Spelunke und richtig, der
alte Nachtwächter bietet 70 Thaler an, darauf will's so 'n
Kerl für 65 Thaler thun, nun steht das Bieten, das war
mir ganz recht, ich biete nun 64 Thaler. Kein Mensch regt
sich weiter. Der Bürgermeister ruft mein Gebot aus zum
ersten, zum zweiten, zum dritten Male, schlägt zu und — ich
bin Nachtwächter in Bclgcrsdorf. Ha, ha, ha, ist. das nicht
schnackisch! Das mußten die Bengels auch finden, denn sie
lachten und guckten mich mit weit aufgerissenen Mäuler» an,
als ich so den Posten ans dem Halse hatte. Ich dachte aber,
lacht Ihr nur zu, wer zuletzt lacht, lacht am besten,
lasse mir Spieß und Horn in's Schloß tragen und
! rufe nun meinen Großknecht vor. Kerl, sag' ich
zu ihm, willst Du 25 Thaler jährlich verdienen?
Warum nicht? meinte er. Nun, dann mußt Du
j dafür die Nachtwache im Orte verrichten, hier ist
Spieß und Horn, heut' Abend nach dem Füttern
trittst Du an. Da zog der Lümmel freilich ein
langes Gesicht, indessen was hals's, er mußte an-
j beißen. Er ist vcrhcirathct und weiß schon sonst
noch, warum er mir die kleine Gefälligkeit nicht
j abschlagcn darf, ich Hab' ihn einmal über was betroffen
j und vorläufig die Augen zugedrückt. Man muß die
Verhältnisse benützen. Nun seht, Hab' ich nicht ein
gutes Geschäft gemacht?"
„Magnifique, hindouable, ans Bankkrisis, es
lebe der Nachtwächter von Bclgersdorf!"
Zn kleinen Dosen,
oder
That und Wirkung.
Patient. „Na, aber g'spassig treiben sic's jetzt schon,
die Doctoren! Jetzt sagt mir mein Medicinalrath, ich sollt'
die Pulver ja nur in kleinen Dosen nehmen! — Nun, in
Gotteö Namen, was thut man nicht Alles, um gesund zu
werden! — Aber brennen thu'n sie schon, wie's Fegfeuer!"
Der Morgenbesuch.
A. „Aber, mein Gott, lieber Freund, es hat
so eben zehn Uhr geschlagen und Sie liegen noch
im Bette!"
B. „Ach, Theurer, mir ist sehr unwohl;
schon seit drei Stunden liege ich im heftigen Trans-
parent und doch ist im Zimmer ein kühles Tempe-
rament. "
Medicinalrath. „Nun, haben die Pulver schon einen Effekt
gemacht?"
Patient. „Ja — und — was für einen! Daß es Gott er-
barm'! — Da schauen Sie nur her!"
„Nun, Baronchen? Du siehst ja ganz verteufelt vergnügt
aus, Dir muß was ganz absonderlich Erfreuliches passirt sein!"
„Das ist's auch, mes remis, das ist's auch."
„So erzähle rasch, hier ein Glas Champagner, daß die
Kehle flott wird."
„Danke! Na, Ihr wißt doch, mit der vermaledeiten Ge-
meindcordnung, was das für ein Scandal ist, da soll der
Rittergutsbesitzer mit zu den Gcmcindelasten beitragen. Scan-
dalös, sag' ich Euch, frappirt mich das, wenn der Gemcindc-
schulze kommt und Geld verlangt. Der imsamstc Posten ist
mir immer der Gehalt für den Nachtwächter gewesen, denkt
Euch, der Kerl verlangte und bekam 80 Thaler jährlich, nie-
derträchtig! Na, dachte ich, das muß bald anders werden. Ich
lasse also den Bürgermeister kommen, das ist, beiläufig gejagt,
mein Drescher. Ich konnte also auch ein Wörtchen mit ihm
sprechen. Ich diöponire denn auch glücklich den Kerl dazu,
daß ein Termin anberaumt wird, in welchem dem Mindest-
forderndcn der Nachtwächterpostcn zugeschlagen werden joll.
Ich gehe natürlich selbst hin in die Spelunke und richtig, der
alte Nachtwächter bietet 70 Thaler an, darauf will's so 'n
Kerl für 65 Thaler thun, nun steht das Bieten, das war
mir ganz recht, ich biete nun 64 Thaler. Kein Mensch regt
sich weiter. Der Bürgermeister ruft mein Gebot aus zum
ersten, zum zweiten, zum dritten Male, schlägt zu und — ich
bin Nachtwächter in Bclgcrsdorf. Ha, ha, ha, ist. das nicht
schnackisch! Das mußten die Bengels auch finden, denn sie
lachten und guckten mich mit weit aufgerissenen Mäuler» an,
als ich so den Posten ans dem Halse hatte. Ich dachte aber,
lacht Ihr nur zu, wer zuletzt lacht, lacht am besten,
lasse mir Spieß und Horn in's Schloß tragen und
! rufe nun meinen Großknecht vor. Kerl, sag' ich
zu ihm, willst Du 25 Thaler jährlich verdienen?
Warum nicht? meinte er. Nun, dann mußt Du
j dafür die Nachtwache im Orte verrichten, hier ist
Spieß und Horn, heut' Abend nach dem Füttern
trittst Du an. Da zog der Lümmel freilich ein
langes Gesicht, indessen was hals's, er mußte an-
j beißen. Er ist vcrhcirathct und weiß schon sonst
noch, warum er mir die kleine Gefälligkeit nicht
j abschlagcn darf, ich Hab' ihn einmal über was betroffen
j und vorläufig die Augen zugedrückt. Man muß die
Verhältnisse benützen. Nun seht, Hab' ich nicht ein
gutes Geschäft gemacht?"
„Magnifique, hindouable, ans Bankkrisis, es
lebe der Nachtwächter von Bclgersdorf!"
Zn kleinen Dosen,
oder
That und Wirkung.
Patient. „Na, aber g'spassig treiben sic's jetzt schon,
die Doctoren! Jetzt sagt mir mein Medicinalrath, ich sollt'
die Pulver ja nur in kleinen Dosen nehmen! — Nun, in
Gotteö Namen, was thut man nicht Alles, um gesund zu
werden! — Aber brennen thu'n sie schon, wie's Fegfeuer!"
Der Morgenbesuch.
A. „Aber, mein Gott, lieber Freund, es hat
so eben zehn Uhr geschlagen und Sie liegen noch
im Bette!"
B. „Ach, Theurer, mir ist sehr unwohl;
schon seit drei Stunden liege ich im heftigen Trans-
parent und doch ist im Zimmer ein kühles Tempe-
rament. "
Medicinalrath. „Nun, haben die Pulver schon einen Effekt
gemacht?"
Patient. „Ja — und — was für einen! Daß es Gott er-
barm'! — Da schauen Sie nur her!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"In kleinen Dosen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Kopfbinde <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 29.1858, Nr. 698, S. 159
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg