46 Bilder aus Schleswig.
pani ich stand, haben wir seks Peer Peersen gewesen, saa
sjikken König ein Ordden for Peer Peersen, inen Oberst weis
niks, wem sie soll haben. Da sreiben dem Oberst su König
un sie sjikken noch fünf Dannebrogsorden mehr for alle Peer
Peersen bei Kunipanic. Sie kriegen einen für und treffen
der Richtige."
Äas Portrait.
Herr A.: „Was tragen Sie dort für ein Portrait,
Madame?"
Pastorin B.: „Ihm ist das Brystbildportrait von
mein salig Mann, sie trag ich en miniatüre in Lebensgröse
auf mein Herfen."
Rechtliche Entscheidung.
Hardesvogt: „Bauer Hansen, Sie haben auf dänische
Anklage ein deutscher Vertheidigung versucht, das ist Beweis
Sie haben Unrecht und bleiben bestraft mit 8 Daler Brüche."
Hansen: „Ja wohl, Herr Hardesvogt, ich muß wohl
bezahlen! Hier sind die acht Thaler. (Die Fäuste ballend:)
Dürfte ich mich auf deutsch vertheidigen, so würde ich
bald zu meinen »Rechten kommen."
Hardesvogt: „Was? Deutsch! vertheidigen! Rechte!
Sie ist ein Wühler! Sie. befahlt 24 Daler und kriegt acht
Dage Arrest."
Ein Mittagessen in Jütland.
Deutscher Reisender: „Das sind appetitliche kleine
Vögel, schmecken famos! Acht habe ich gegessen, die vier bitte
ich mir für den Abend aufzubewahren. Wie heißen aber die
Vögelchen? Für Sperlinge sind sie zu groß und für Kram-
metsvögel zu klein, auch ist es für diese nicht die Zeit."
Magd: „Das ist die kleine Küken, der fallen in den
Mistgruben und bleiben versaufen."
Sentimentale Briefe.
Vierter Brief.
Laura Fischer an Leonie Maier.
Wien, am 7. August 1861.
Angebetete Busenfreundin!
Wieder habe ich Dir Vieles zu erzählen, zu berichten,
Vieles vor Deineiu innern Auge zu entwickeln, zu entwirren,
wie es sich vor meinem inneren Auge entwickelt und entwirrt
hat. Mit Freuden habe ich aus Deinen Briefen entnommen,
daß mein Stil Dich entzückt, daß Dich the tenor of my
speech hinreißt, daß Dich der liebeflatternde Bau meiner !
Perioden verdutzt und meine geistreichen Antithesen bezaubern.
Le style c’est l’liomme, das ist wahr, das ist gewiß, aber
zeitweise kann ein guter Stil auch mie deraoiselle sein, wie I
Du an mir und meinem Stile deutlich, o, stets deutlicher
wahrnehmen kannst. — Fülle von Stoff drängt sich mir auf;
ich greife blindlings zu, und will nun sehen, was ich erwischt
habe. Ha! Einen Büschel Nationalitäten! Wie einen Blu-
menstrauß halte ich ihn in der Hand, einen Blumenstrauß,
wie man ihn in ganz Deutschland nur in Wien pflücken kann!
Nationale Blüthen von verschiedenster Farbe, vom fremdartig-
sten Duft. Da gibt es deutsche Alpenblumen, slavische Wie-
senblumen, magyarische Haideblumen, italienische Gartenblu-
men; und aus dem Bouquet gucken noch hie und da griechi-
sche Wasserpflanzen und türkische Centifolieu hervor. Ein
buntes Gemisch! — Ein Spaziergang in den Straßen Wiens
ist mir amüsanter als ein Gang durch einen Maskenballsaal.
Man fühlt sich gleichsam im Centrum des modernen Europa,
und die Seele blättert sich nach Bedarf. Unsere Seele gleicht
einem historisch-geographischen Lexikon. Ja, Leonie, it is so
indeed, I can assure you! — Ich greife abermals in den
Stoffhaufen hinein, und sieh, was ich herausgezogen! Tausend
Omnibusse, 665 Fiaker, 1200 Comfortables und Cabs, ein
Paar Tausend brillanter Equipagen, eine Unzahl
Schiebkarren und einige Sesselträger! Ich schüttle
und rüttle diese Wagenburg in meiner Hand und
gieße die Miskulanz über das Straßennetz der Stadt
Wien aus! Welch ein Wirrsal, welche Bewegung,
welch' ein Durcheinander! Wie ein Ameisenhaufen
dnrchameiselt es das Bild vor meinen Augen. Lco-
nic! Was sagst Du zu dem Worte: „durchameiscln ?"
Du siehst deutlich, daß ich die berühmtesten Reiscn-
dinen nicht zu scheuen habe. Die unsterbliche Jda
gebraucht fremde Worte, wenn sic überzeugen, wenn
sic hinreißen, wenn sie erschüttern will. Ich habe
nur den Schatz der Muttersprache. Doch genug hie-
von. — A propos! Gestern war ich im Burgthea-
ter. Wie anders ist doch das Münchener Hofthcater!
(Zuelle dikkerence! Das Burgthcater gleicht einer
Heutenne mit Logen. Das Orchester ist miserabel,
die Darstellung göttlich, die Toilette der Actricen
elegant, das Zusammcnspiel unvergleichlich, die Thea-
terzugänge erbärmlich, ganz eingerichtet zum Verbren-
nen in Feuersgefahr, die Beleuchtung — doch halt,
ans selbige kann ich mich nicht mehr genau erinnern
pani ich stand, haben wir seks Peer Peersen gewesen, saa
sjikken König ein Ordden for Peer Peersen, inen Oberst weis
niks, wem sie soll haben. Da sreiben dem Oberst su König
un sie sjikken noch fünf Dannebrogsorden mehr for alle Peer
Peersen bei Kunipanic. Sie kriegen einen für und treffen
der Richtige."
Äas Portrait.
Herr A.: „Was tragen Sie dort für ein Portrait,
Madame?"
Pastorin B.: „Ihm ist das Brystbildportrait von
mein salig Mann, sie trag ich en miniatüre in Lebensgröse
auf mein Herfen."
Rechtliche Entscheidung.
Hardesvogt: „Bauer Hansen, Sie haben auf dänische
Anklage ein deutscher Vertheidigung versucht, das ist Beweis
Sie haben Unrecht und bleiben bestraft mit 8 Daler Brüche."
Hansen: „Ja wohl, Herr Hardesvogt, ich muß wohl
bezahlen! Hier sind die acht Thaler. (Die Fäuste ballend:)
Dürfte ich mich auf deutsch vertheidigen, so würde ich
bald zu meinen »Rechten kommen."
Hardesvogt: „Was? Deutsch! vertheidigen! Rechte!
Sie ist ein Wühler! Sie. befahlt 24 Daler und kriegt acht
Dage Arrest."
Ein Mittagessen in Jütland.
Deutscher Reisender: „Das sind appetitliche kleine
Vögel, schmecken famos! Acht habe ich gegessen, die vier bitte
ich mir für den Abend aufzubewahren. Wie heißen aber die
Vögelchen? Für Sperlinge sind sie zu groß und für Kram-
metsvögel zu klein, auch ist es für diese nicht die Zeit."
Magd: „Das ist die kleine Küken, der fallen in den
Mistgruben und bleiben versaufen."
Sentimentale Briefe.
Vierter Brief.
Laura Fischer an Leonie Maier.
Wien, am 7. August 1861.
Angebetete Busenfreundin!
Wieder habe ich Dir Vieles zu erzählen, zu berichten,
Vieles vor Deineiu innern Auge zu entwickeln, zu entwirren,
wie es sich vor meinem inneren Auge entwickelt und entwirrt
hat. Mit Freuden habe ich aus Deinen Briefen entnommen,
daß mein Stil Dich entzückt, daß Dich the tenor of my
speech hinreißt, daß Dich der liebeflatternde Bau meiner !
Perioden verdutzt und meine geistreichen Antithesen bezaubern.
Le style c’est l’liomme, das ist wahr, das ist gewiß, aber
zeitweise kann ein guter Stil auch mie deraoiselle sein, wie I
Du an mir und meinem Stile deutlich, o, stets deutlicher
wahrnehmen kannst. — Fülle von Stoff drängt sich mir auf;
ich greife blindlings zu, und will nun sehen, was ich erwischt
habe. Ha! Einen Büschel Nationalitäten! Wie einen Blu-
menstrauß halte ich ihn in der Hand, einen Blumenstrauß,
wie man ihn in ganz Deutschland nur in Wien pflücken kann!
Nationale Blüthen von verschiedenster Farbe, vom fremdartig-
sten Duft. Da gibt es deutsche Alpenblumen, slavische Wie-
senblumen, magyarische Haideblumen, italienische Gartenblu-
men; und aus dem Bouquet gucken noch hie und da griechi-
sche Wasserpflanzen und türkische Centifolieu hervor. Ein
buntes Gemisch! — Ein Spaziergang in den Straßen Wiens
ist mir amüsanter als ein Gang durch einen Maskenballsaal.
Man fühlt sich gleichsam im Centrum des modernen Europa,
und die Seele blättert sich nach Bedarf. Unsere Seele gleicht
einem historisch-geographischen Lexikon. Ja, Leonie, it is so
indeed, I can assure you! — Ich greife abermals in den
Stoffhaufen hinein, und sieh, was ich herausgezogen! Tausend
Omnibusse, 665 Fiaker, 1200 Comfortables und Cabs, ein
Paar Tausend brillanter Equipagen, eine Unzahl
Schiebkarren und einige Sesselträger! Ich schüttle
und rüttle diese Wagenburg in meiner Hand und
gieße die Miskulanz über das Straßennetz der Stadt
Wien aus! Welch ein Wirrsal, welche Bewegung,
welch' ein Durcheinander! Wie ein Ameisenhaufen
dnrchameiselt es das Bild vor meinen Augen. Lco-
nic! Was sagst Du zu dem Worte: „durchameiscln ?"
Du siehst deutlich, daß ich die berühmtesten Reiscn-
dinen nicht zu scheuen habe. Die unsterbliche Jda
gebraucht fremde Worte, wenn sic überzeugen, wenn
sic hinreißen, wenn sie erschüttern will. Ich habe
nur den Schatz der Muttersprache. Doch genug hie-
von. — A propos! Gestern war ich im Burgthea-
ter. Wie anders ist doch das Münchener Hofthcater!
(Zuelle dikkerence! Das Burgthcater gleicht einer
Heutenne mit Logen. Das Orchester ist miserabel,
die Darstellung göttlich, die Toilette der Actricen
elegant, das Zusammcnspiel unvergleichlich, die Thea-
terzugänge erbärmlich, ganz eingerichtet zum Verbren-
nen in Feuersgefahr, die Beleuchtung — doch halt,
ans selbige kann ich mich nicht mehr genau erinnern
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Bilder aus Schleswig"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 36.1862, Nr. 866, S. 46
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg