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Das Geld li

aber die Kathrina ist gut, die wird mir's verzeihen. Die
Leut' werden freilich meinen, Alles geschehe dem Geld halber,
das habe mich herumgebracht — sagt's ihnen aber offen und
ehrlich, wie's ist. Denn daß es fo ist, wie ich gesagt habe,
das weiß der liebe Gott."

Johann und der Alte standen am Bett, wortlos und
Thronen in den Augen. Denn diesen raschen Umschlag der
Dinge hatten sie nicht erwartet.

„Seht," fuhr die Frau fort, sich aufrichtend und über
den hohen Marumverumstock auf dem kleinen Fensterchen weg
in's Freie blickend, „ist sie das nicht? — Ja, dort unten
geht sie, der Jakob steht unter seiner Thür, sie waren wohl
in der Stadt. Ruft ihr, wir wollen heut' gleich Alles aus-
gleichen und richtig machen."

Wie eilte Johann zur Thüre hinaus, wie rief er freuden-
laut über den Garten hinab: „Kathrina, Kathrina! Geh'
herauf!"

Das Mädchen traute ihren Ohren und Augen nicht, sie
hielt den Fuß an, aber schon stand Johann vor ihr, faßte
ihre beiden Hände und erzählte ihr den Vorgang. „Komm'
nur, Schah, Alles ist in Ordnung!" rief er, sie, die noch

wie im Traum befangen widerstrebte, halb ziehend und schritt
mit ihr auf das Thor zu. Eine alte Nachbarin sah dies
aus der Ferne mit an — bald wußte es das ganze Dorf,
daß die Bäuerin die Kathrina zur Schwiegertochter annehme
und man vergaß nicht beizusehen: „Was das Geld nicht
Alles kann!"

Kathrina weinte sich am Krankenbett, die ihr unter süßen
Verheißungen dargereichte Hand der Bäuerin in der ihrigen,
eine Weile aus, dann sagte sie:

egt am Wege.

„Nun werdet nur recht bald gesund und lebt noch recht
lange und fröhlich mit uns. Ich will Euch auf den Händen
tragen und keinen Löffel von der Erde braucht Ihr mehr
aufzuheben."

„Jetzt möchl' ich wohl wieder auf den Beinen sein, ich
mein', es wird jetzt Alles gut und schön werden bei uns.
Morgen will ich das Aufstehen probiren. Jetzt aber bleibst
Du da beim Essen und nachher, wenn Du heimkommst, rich-
test Deiner Mutter einen schönen Gruß aus und sie soll ihr
Quartier aufsagen und den Werkstuhl und das Spulrad ver-
kaufen, sie braucht's nimmer. Wir haben Platz genug für sie."

„Was hast denn heut' schon in der Stadt gemacht?"
fragte sie nach einer Weile.

„Ich Hab' das Geld gehoben und fortgeschickt. Da ist
der Schein. Es ist gut aufgehoben, sagt der Fabrikant."

„Und wenn's auch verloren ginge — Du wirst nicht
des Geldes wegen unsere Schnur, Kathrina, das mußt Du
nicht denken. Es ist vieles anders geworden und ich bitt'

Dich um Verzeihung von früherher, Du weißt schon! --

Gelt, Kannes, gelt, Johann, die Kathrina wär' uns so grad
so lieb!"

„Ja wohl, Kathrina!" bekräftigte der Alte heiter, Johann
aber fügte mit Lächeln bei: „Ich brauch'Dir das wohl nicht
zu beschwören!"

„Das aber sag' ich jetzt gleich," fuhr der Bauer fort,
„daß Du bei der Hochzeit den ersten Reihen mit mir tanzen
mußt, Kathrina! Jetzt muß mein Traum ganz wahr wer-
den, weil einmal soviel davon eingetroffen ist!"

Kathrina sagte es fröhlich zu.

Dem Mädchen war so wohl, so heimisch in den alt-
gewohnten Räumen, die sie nun das erste Mal wieder be-
treten hatte und sic machte sich trotz des Sonntaggewandes,
das sie heute angelegt, sofort im Hause zu schaffen, da die
Mägde im Feld waren. Dann aß sie mit der Familie zu
Mittag und eine halbe Stunde später wußte ihre Mutter die
freudige, fast uuglaubliche Botschaft.

Als Kathrina den Hof verließ, fuhr Johann gleichzeitig
zu Feld, die Amerikagedanken waren verschwunden, er schaute
auf das nun gleichsam bereits sein Eigen gewordene Gut
zurück und sang:

„Dort drob'n aff selln Bergla,

Do stiht a schön's Haus,

Do langt mer mei Voder
Na Kammerwog'n 'raus.

A scheckets Porr Ochsn,

A blummeta Kuh,

Die gibt mer mei Voder,

Wenn ich heirathen thu.

Du harzig's traut's Schozela,

Du bist mei Leb'n, mei Leb'n —"

Mit einem schallenden „Juhu!" das noch in Kathrinens
Ohr klang, schloß er die unvollendete Strophe, denn das
Herz war ihm zu voll zum Singen. (Schluß folgt.)

17 *
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Das Geld liegt am Wege"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Liebespaar <Motiv>
Spaziergang <Motiv>
Dorf <Motiv>
Freude <Motiv>
Gespräch <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 49.1868, Nr. 1215, S. 131

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