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Auch ein Witz.
entsetzlichen Lärm, durch gräßliches Fluchen und Schimpfen dicht
unter seinem geöffneten Fenster hievon abgehalten.
Der Eigenthümer des Wagens war mit den Pferden ge-
kommen, um in's Feld zu fahren, sah aber zu seinem großen
Schrecken die Laterne an der Deichsel ein Stockwerk höher
schweben, als er vermuthet hatte. Sprachlos starrte er erst das
seltsame Phänomen an, dann aber löste sich sein Erstaunen
in eine furchtbare Wuth auf, und unter Fluchen und Drohen
verlangte er seinen Wagen zurück. Der gute R. hoffte an-
fänglich, die Sache ignoriren zu können und blies schnell das
Licht aus; doch umsonst, der Bauer ließ nicht nach und schimpfte
und tobte fort, so daß R. endlich an's Fenster trat, um Ruhe
zu verlangen. Aber da ging es erst recht los. Wüthend schrie
der Bauer den Unschuldigen an und verlangte von ihm seinen
Wagen, so daß R., nur um den Schreier zu beschwichtigen,
sich in die Kleider warf und das Haus öffnete. Nur mit
größter Mühe gelang es ihm endlich, dem Bauern klar zu
machen, daß er selbst mit der Ausführung der verruchten That
nichts zu thun gehabt habe, vielmehr selbst das Opfer des
Scherzes seiner Kameraden geworden sei. Durch einen Thaler
beruhigte er endlich des Scheltenden aufgeregtes Gemüth, doch
unter keinen Umständen wollte dieser darein willigen, sich für
jetzt zu entfernen und seinen Wagen erst zu späterer Stunde
aus die Straße schaffen zu lassen. Trotz aller Gegenvorstellungen
erklärte er vielmehr, da helfe Alles nichts, er müsse sein Fuhr-
werk sogleich haben, so das; sich der arme R. wohl oder übel
endlich entschloß, da andere Hülfe zu dieser frühen Stunde nicht
zu haben war, dem Bauern beim Zustellen seines Eigenthums
persönlich behülflich zu sein. Im Schweiße seines Angesichtes
schleppte er die schweren Rüder hinab und half mit unsäglicher
Mühe den Wagen unten wieder zusammensetzen, so daß der Bauer
endlich nach fast zweistündiger Arbeit wegfahren konnte — in
demselben Augenblicke, da Frank, R.'s getreuer Knappe, in die
Stube trat, um seinen Herrn des stattfindenden Exereirens halber
zu wecken. Seufzend stand der gute R. nach Wiederherstellung
der Ruhe und Ordnung vor seinem Bette; er war in schänd-
licher Weise durch unseren schlechten Witz um seinen Schlaf
und außerdem noch um einen Thaler gebracht worden. Er
legte die Hand auf die heute unberührte Schlummerstätte und
schwur, Rache und Vergeltung zu üben an den Veranstaltern
der schnöden That, an den Räubern seines friedlichen Schlafes.
- (Schluß folgt.)
Stramme Meldung.
Justizbeamter: „Nun, Wachtmeister, Sie glauben also,
daß der Verhaftete seine beiden Eltern ermordet hat?" —
W a ch t m e ist er: „ Mindestens!"
Der kurzsichtige Herr Professor.
„Ah, ich wußte doch, daß hier herum ein Briefkasten sein muß!"
Aus dem Examen.
Professor: „Sagen Sie mir, aus wie viel Theilen
besteht das bayerische Landrecht?" — Kandidat: „Ja, das
ist verschieden, je nachdem man sich's einbinden läßt!"
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Auch ein Witz.
entsetzlichen Lärm, durch gräßliches Fluchen und Schimpfen dicht
unter seinem geöffneten Fenster hievon abgehalten.
Der Eigenthümer des Wagens war mit den Pferden ge-
kommen, um in's Feld zu fahren, sah aber zu seinem großen
Schrecken die Laterne an der Deichsel ein Stockwerk höher
schweben, als er vermuthet hatte. Sprachlos starrte er erst das
seltsame Phänomen an, dann aber löste sich sein Erstaunen
in eine furchtbare Wuth auf, und unter Fluchen und Drohen
verlangte er seinen Wagen zurück. Der gute R. hoffte an-
fänglich, die Sache ignoriren zu können und blies schnell das
Licht aus; doch umsonst, der Bauer ließ nicht nach und schimpfte
und tobte fort, so daß R. endlich an's Fenster trat, um Ruhe
zu verlangen. Aber da ging es erst recht los. Wüthend schrie
der Bauer den Unschuldigen an und verlangte von ihm seinen
Wagen, so daß R., nur um den Schreier zu beschwichtigen,
sich in die Kleider warf und das Haus öffnete. Nur mit
größter Mühe gelang es ihm endlich, dem Bauern klar zu
machen, daß er selbst mit der Ausführung der verruchten That
nichts zu thun gehabt habe, vielmehr selbst das Opfer des
Scherzes seiner Kameraden geworden sei. Durch einen Thaler
beruhigte er endlich des Scheltenden aufgeregtes Gemüth, doch
unter keinen Umständen wollte dieser darein willigen, sich für
jetzt zu entfernen und seinen Wagen erst zu späterer Stunde
aus die Straße schaffen zu lassen. Trotz aller Gegenvorstellungen
erklärte er vielmehr, da helfe Alles nichts, er müsse sein Fuhr-
werk sogleich haben, so das; sich der arme R. wohl oder übel
endlich entschloß, da andere Hülfe zu dieser frühen Stunde nicht
zu haben war, dem Bauern beim Zustellen seines Eigenthums
persönlich behülflich zu sein. Im Schweiße seines Angesichtes
schleppte er die schweren Rüder hinab und half mit unsäglicher
Mühe den Wagen unten wieder zusammensetzen, so daß der Bauer
endlich nach fast zweistündiger Arbeit wegfahren konnte — in
demselben Augenblicke, da Frank, R.'s getreuer Knappe, in die
Stube trat, um seinen Herrn des stattfindenden Exereirens halber
zu wecken. Seufzend stand der gute R. nach Wiederherstellung
der Ruhe und Ordnung vor seinem Bette; er war in schänd-
licher Weise durch unseren schlechten Witz um seinen Schlaf
und außerdem noch um einen Thaler gebracht worden. Er
legte die Hand auf die heute unberührte Schlummerstätte und
schwur, Rache und Vergeltung zu üben an den Veranstaltern
der schnöden That, an den Räubern seines friedlichen Schlafes.
- (Schluß folgt.)
Stramme Meldung.
Justizbeamter: „Nun, Wachtmeister, Sie glauben also,
daß der Verhaftete seine beiden Eltern ermordet hat?" —
W a ch t m e ist er: „ Mindestens!"
Der kurzsichtige Herr Professor.
„Ah, ich wußte doch, daß hier herum ein Briefkasten sein muß!"
Aus dem Examen.
Professor: „Sagen Sie mir, aus wie viel Theilen
besteht das bayerische Landrecht?" — Kandidat: „Ja, das
ist verschieden, je nachdem man sich's einbinden läßt!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Auch ein Witz" "Der kurzsichtige Herr Professor"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 71.1879, Nr. 1794, S. 187
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg