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„Edle Donna, übermorgen
Muß ich zieh'n aus Salamanca:
Darf ich morgen Nacht es wagen, —
Eine Blume wirf herab!"

Das Haus der drei Schönen.

An den Hut steckt zu der Malve
Er die Rose: nur der weißen
Blüthe Duft verlangt er sehnlich,

Die er hält in seiner Hand.

Schwebt die bräunliche Ximene:

Doch ein weißes Füßlein streckt sich
Schüchtern unter'm Vorhang in den
Rundsaal und Ximene flieht.

lind bevor der Ton verhallt ist,

Sieh, schon öffnen sich drei Lädchen,
Und es sinken ihm zü Füßen
Wunderschöner Blumen drei.

Eine rabenschwarze Malve:

„Das ist von der Tante Laura!"
Eine dunkelbraune Nelke:

„Von Ximene dies, dem Bräunchen!"
Rothes Röslein: „Sancha roth!"

Schwer betroffen steht der Jüngling!
„Alle Drei? Wie soll das werden?"
Auf den Hut steckt er die Malve,

An das Wamms die Nelke braun!

Doch wie er die rothe Rose
Mit der Hand führt an die Nase,
Sieh', aus schmaler Mauerritze
Eine vierte Blume fallt.

II.

In der nächsten Nacht im runden
Saale steht des ersten Stockwerks
Don Alfons, die seid'ne Leiter
Zieht er nach auf den Balkon.

(Nun darf das Euch nicht befremden,
Daß er solch ein Werkzeug hatte:

Dies gehört in Salamanca
Nun einmal zum Studium.)

Sieh', drei Schlafgemächer münden
Mit den Thüren in den Rundsaal,
Nur ein Vorhang deckt die Oeffnung,
Welche zu der Treppe führt.

Ans der Ostthür tritt in rothen
Flechten Sancha — doch der Vorhang
Wallt so seltsam — er verscheucht sie.
Auf die Schwelle nun im West

Eine kleine, weiße Blüthe:

Niemals sah er ihresgleichen,

Und ein Duft entströmt der Weißen,
Wie er niemals ihn genoß.

Aus der Südthür stürmt da glühend
Im Gewog der schwarzen Locken
Tante Laura: besser als die
Mädchen weiß sie, was sie will.

Mag der Vorhang weh'n, das Füßlein
Kecker auf der Schwelle spielen,

Sie erschließt ihm tveit die Arme:

„Aber Tante!" tönet da

Aus dem Vorhang süß ein Stimmlein,
Und die Tante flüchtet zürnend.

Aber aus dem Vorhang schwebt nun
In den Saal ein Zauber-Traum:

Ganz gehüllt in weiße Schleier,

Schwebt ein Kind von fünfzehn Lenzen,
Schlank und schmal und zart und zaghast,
Wie ein frommes Heil'genbild.

Lichte gold'ne Locken fluthen
Auf den kaum entknospten Busen
Und Madonnenaugen schlägt sie
Schämig zu dem Jüngling auf.

Dieser sinkt auf's Knie vor Staunen,
Süße Gluth durchrinnt ihn leise:

„Sprich, werbist Du? Und wie heißt Du?"
„Ach, Maria bin ich nur,

Bin das Bäslein aus Asturien.

Tante haben und Cousinen
Immer mich versteckt gehalten,

Wohl weil sie sich schämten mein.

Wann sie aus den Läden grüßten
Alle Herrn von Salamanca,

Ich — aus meiner Mauerritze —

Sah verstohlen nur nach Euch!

In den Bergen von Asturien
Lernt' ich Künste nicht, noch Feinheit,

Und ich weiß nicht viel zu sagen —:

Doch ich sterbe, scheidest Du!"

Auf vom Boden sprang Alfonso,

An die Brust riß er die Blonde,

„O, Maria! Weiße Blume!

Ewig, ewig bist Du mein!"

Und herab die seid'ne Leiter
Trug er die verschämte Kleine,

Und er hob sie auf sein Rößlein
Im Gebüsche von Jasmin.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das Haus der drei Schönen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Gehrts, Karl
Entstehungsdatum (normiert)
1887 - 1887
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 86.1887, Nr. 2177, S. 130

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