Grobe Leut'.
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daß es nicht schicklich sei, vor den Geschäftsläden stehen zu bleiben und die
Zunge herauszustrecken. Das wäre eine Grobheit, hat man ihm gesagt. Dann wurde
er entlassen.. Das war zu toll, jetzt hieß es gar, Er wäre grob gewesen! „Nä,
meinetwegen", sagt er, „ich fahr' nach Haus, — mich sieht die Stadt nimmer!"
Und er hält Wort, der Wurzelsepp, und Recht hat er. Denn was ihm in der
Stadt passirt ist, das kann ihm daheim in seinem Dörfchen nie und nimmer passiren;
auch gibt's zu Hause nicht gar so grobe Leut', wie in der Stadt.
Adolf tzolskk.
Aus dem römischen Rcchtslcbcn.
Mom Thnrme schlägt's nach Zwölf ein Viertel,
V Da schnallt der Prätor seine» Gürtel
Und spricht zu seineni Amtskollegeu:
„Ich muß jetzt zum Consul von Diensteswegen,
Zu berathen das Wohl der respublica.
In einer Stund' bin ich wieder da —
Der Lictor braucht mich nicht zu begleiten!"
Und stolz sieht man ihn von dannen schreiten.
Vor Gericht.
Richter: „...Nun habe ich an Ihnen schon die ganze Strenge
des Gesetzes walten lassen, aber es hilft Alles nichts; Sie fallel,
immer wieder in den alten Fehler zurück!"
Strolch: „Da sehen Sie, Herr Richter, daß das Gesetz nichts
taugt!"
Emporkömmling: Gut, ich werde Sie als Kammerdiener engagiren.
Können Sie sich aber auch über gute Leistungen ausweisen?"
Kammerdiener: „Gewiß, ich habe schon drei Parvenüs abgerichtet!"
Schwacher Beweis.
Herr: „Ich liebe Sie!"
Dame (scheinbar spröde): „Können
Sie mir dies beweisen?"
(Herr niest zufällig.)
Dame: „Dein auf ewig!"
Nie verlegen.
Gast: „Das heutige Beefsteak ist viel
kleiner als das gestrige - wie kommt das?"
Kellner: „Ja, da wird halt das
gestrige von einem grüße renOchsen
gewesen sein!"
Drauf kratzt der zweite der Prätoren
Sich listig lächelnd hinter den Ohren;
Zum Sekretär, dem seriba, spricht er:
„Bleib' Du an meiner Statt als Richter;
O Lictor, schließ' indeß die Thüren, —
Bald kehr' ich zurück, das Amt zu führen."
Ich geh' ein Bischen in den Senat,
Wo Wichtiges man zu verhandeln hat."
Er spricht es, und beim letzten Worte
Enteilt er durch die Nebenpforte.
Der soriba ist kaum ein Weilchen gesessen,
So ruft er: „Der Prätor hat hier vergessen
Eine wichtige Staatsurkunde,
Ich bring' sie ihm; in einer Stunde
Bin ich längst wieder da —
Es gilt ja das Wohl der rsspublioa!
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daß es nicht schicklich sei, vor den Geschäftsläden stehen zu bleiben und die
Zunge herauszustrecken. Das wäre eine Grobheit, hat man ihm gesagt. Dann wurde
er entlassen.. Das war zu toll, jetzt hieß es gar, Er wäre grob gewesen! „Nä,
meinetwegen", sagt er, „ich fahr' nach Haus, — mich sieht die Stadt nimmer!"
Und er hält Wort, der Wurzelsepp, und Recht hat er. Denn was ihm in der
Stadt passirt ist, das kann ihm daheim in seinem Dörfchen nie und nimmer passiren;
auch gibt's zu Hause nicht gar so grobe Leut', wie in der Stadt.
Adolf tzolskk.
Aus dem römischen Rcchtslcbcn.
Mom Thnrme schlägt's nach Zwölf ein Viertel,
V Da schnallt der Prätor seine» Gürtel
Und spricht zu seineni Amtskollegeu:
„Ich muß jetzt zum Consul von Diensteswegen,
Zu berathen das Wohl der respublica.
In einer Stund' bin ich wieder da —
Der Lictor braucht mich nicht zu begleiten!"
Und stolz sieht man ihn von dannen schreiten.
Vor Gericht.
Richter: „...Nun habe ich an Ihnen schon die ganze Strenge
des Gesetzes walten lassen, aber es hilft Alles nichts; Sie fallel,
immer wieder in den alten Fehler zurück!"
Strolch: „Da sehen Sie, Herr Richter, daß das Gesetz nichts
taugt!"
Emporkömmling: Gut, ich werde Sie als Kammerdiener engagiren.
Können Sie sich aber auch über gute Leistungen ausweisen?"
Kammerdiener: „Gewiß, ich habe schon drei Parvenüs abgerichtet!"
Schwacher Beweis.
Herr: „Ich liebe Sie!"
Dame (scheinbar spröde): „Können
Sie mir dies beweisen?"
(Herr niest zufällig.)
Dame: „Dein auf ewig!"
Nie verlegen.
Gast: „Das heutige Beefsteak ist viel
kleiner als das gestrige - wie kommt das?"
Kellner: „Ja, da wird halt das
gestrige von einem grüße renOchsen
gewesen sein!"
Drauf kratzt der zweite der Prätoren
Sich listig lächelnd hinter den Ohren;
Zum Sekretär, dem seriba, spricht er:
„Bleib' Du an meiner Statt als Richter;
O Lictor, schließ' indeß die Thüren, —
Bald kehr' ich zurück, das Amt zu führen."
Ich geh' ein Bischen in den Senat,
Wo Wichtiges man zu verhandeln hat."
Er spricht es, und beim letzten Worte
Enteilt er durch die Nebenpforte.
Der soriba ist kaum ein Weilchen gesessen,
So ruft er: „Der Prätor hat hier vergessen
Eine wichtige Staatsurkunde,
Ich bring' sie ihm; in einer Stunde
Bin ich längst wieder da —
Es gilt ja das Wohl der rsspublioa!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Gute Empfehlung" "Aus dem römischen Rechtsleben"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1892 - 1892
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 96.1892, Nr. 2427, S. 40
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg