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gelingt es, auch diese Frage bald zu lösen. Sie ist fiir unsere Orts-
geschichte nicht bedeutungslos.
Neue Fnnde aus Cannstatt.
Yon E. Kapff.
Yorrömisehe Zeit.
Bei Erdarbeiten an der St.rasse nach üntertürkheim wurde letzten
Winter eine ganz flache, von der Mitte nach oben und unten sich
verjtingende steinerne Lanzenspitze von 15 cm Liinge und 2,5—5 crn
Breite zusammen mit Röhrenknochen und Unterkiefer vom Menschen
im Diluviallehm gefunden. Die Lanzenspitze ist sorgfältig aus weissem,
blau und grau gesprenkeltem Feuerstein zugehauen, nicht geschliffen
noch poliert, und in dieser Form und von diesem Material unseres
Wissens in den wiirttembergischen Sammlungen nicht vertreten. Nur
ein einziges Artefakt, das ebenfalls aus der Cannstatter Gegend stammt,
diirfte, wenn wir uns richtig erinnern, von demselben Material ge-
fertigt sein, eine Pfeilspitze von auffallender Kleinheit, die bei der
Ziegelei von Gebr. Sixt in Waiblingen ebenfalls im Diluviallehm
gefunden wurde. Vergl. Jahrg. III S. 12 dieser Blätter, wo an-
genommen wird, dass dieses Fundst.ück zugleich mit römischen Arte-
fakten ausgegraben wurde, was sehr unwahrscheinlich klingt. Der
Typus, dem die Lanzenspitze angehört, ist sonst in Skandinavien
reichlich vertreten. Die Skelettteile weisen unseres Erachtens nicht
auf ein Begräbnis hin, sondern wir sind besonders im Hinblick
auf ihre nahezu fossile Beschaffenheit geneigt anzunehmen, dass sie
mit dem Diluviallehm in das Thal hinabgeschwemmt worden sind.
Gehören die Knochen, wie kaum bezweifelt werden kann, zu der
Lanzenspitze, die nach der zur Zeit üblichen Klassifikation in die
palaeolithische Periode eingefügt werden muss, so ist eine
Provenienz im angedeutet.en Sinne schon deshalb wahrscheinlich,
weil in palaeolitliischer Zeit das Cannstatter Thal kaum fiir Menschen
bewohnbar gewesen sein kann, und da ferner eine eigentliche Be-
stattung in der Erde fiir jene Periode mit ihren ungefiigen Werk-
zeugen stark anzuzweifeln ist. (Vergl. in diesem Sinne Florschütz,
Die Diluvialhöhlen und ihre Leute. Frankf. Zeitung, Morgenbl. vom
18. Dez.) Jedenfalls, mag man dieser Annahme beitreten oder nicht,
dürfte es sich liier um den interessantesten Fund aus vorgeschicht-
licher Zeit handeln, der überhaupt nachweisbar im Cannstatter Thal
gemacht wurde, wobei wir natürlich die rein palaeontologischen
Funde ausschliessen. Die Fundstücke befinden sich vorläufig in der
Sammlung des Cannstatter A.-V.
Nachzutragen ist vom vorigen Jahr, dass im September bei
Erdarbeiten an der neuen Kaserne an der Untertürkheimer Strasse
ein Skelett zum Vorschein kam, bei dem sicli ein kleiner Scherben
von zweifellos prähistoi'ischem Typus fand.
gelingt es, auch diese Frage bald zu lösen. Sie ist fiir unsere Orts-
geschichte nicht bedeutungslos.
Neue Fnnde aus Cannstatt.
Yon E. Kapff.
Yorrömisehe Zeit.
Bei Erdarbeiten an der St.rasse nach üntertürkheim wurde letzten
Winter eine ganz flache, von der Mitte nach oben und unten sich
verjtingende steinerne Lanzenspitze von 15 cm Liinge und 2,5—5 crn
Breite zusammen mit Röhrenknochen und Unterkiefer vom Menschen
im Diluviallehm gefunden. Die Lanzenspitze ist sorgfältig aus weissem,
blau und grau gesprenkeltem Feuerstein zugehauen, nicht geschliffen
noch poliert, und in dieser Form und von diesem Material unseres
Wissens in den wiirttembergischen Sammlungen nicht vertreten. Nur
ein einziges Artefakt, das ebenfalls aus der Cannstatter Gegend stammt,
diirfte, wenn wir uns richtig erinnern, von demselben Material ge-
fertigt sein, eine Pfeilspitze von auffallender Kleinheit, die bei der
Ziegelei von Gebr. Sixt in Waiblingen ebenfalls im Diluviallehm
gefunden wurde. Vergl. Jahrg. III S. 12 dieser Blätter, wo an-
genommen wird, dass dieses Fundst.ück zugleich mit römischen Arte-
fakten ausgegraben wurde, was sehr unwahrscheinlich klingt. Der
Typus, dem die Lanzenspitze angehört, ist sonst in Skandinavien
reichlich vertreten. Die Skelettteile weisen unseres Erachtens nicht
auf ein Begräbnis hin, sondern wir sind besonders im Hinblick
auf ihre nahezu fossile Beschaffenheit geneigt anzunehmen, dass sie
mit dem Diluviallehm in das Thal hinabgeschwemmt worden sind.
Gehören die Knochen, wie kaum bezweifelt werden kann, zu der
Lanzenspitze, die nach der zur Zeit üblichen Klassifikation in die
palaeolithische Periode eingefügt werden muss, so ist eine
Provenienz im angedeutet.en Sinne schon deshalb wahrscheinlich,
weil in palaeolitliischer Zeit das Cannstatter Thal kaum fiir Menschen
bewohnbar gewesen sein kann, und da ferner eine eigentliche Be-
stattung in der Erde fiir jene Periode mit ihren ungefiigen Werk-
zeugen stark anzuzweifeln ist. (Vergl. in diesem Sinne Florschütz,
Die Diluvialhöhlen und ihre Leute. Frankf. Zeitung, Morgenbl. vom
18. Dez.) Jedenfalls, mag man dieser Annahme beitreten oder nicht,
dürfte es sich liier um den interessantesten Fund aus vorgeschicht-
licher Zeit handeln, der überhaupt nachweisbar im Cannstatter Thal
gemacht wurde, wobei wir natürlich die rein palaeontologischen
Funde ausschliessen. Die Fundstücke befinden sich vorläufig in der
Sammlung des Cannstatter A.-V.
Nachzutragen ist vom vorigen Jahr, dass im September bei
Erdarbeiten an der neuen Kaserne an der Untertürkheimer Strasse
ein Skelett zum Vorschein kam, bei dem sicli ein kleiner Scherben
von zweifellos prähistoi'ischem Typus fand.