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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 11.1890

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II. Theil: Quellen zur Geschichte der kaiserlichen Haussammlungen und der Kunstbestrebungen des Allerdurchlauchtigsten Erzhauses
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Schönherr, David von: Urkunden und Regesten aus dem K. K. Statthalterei-Archiv in Innsbruck, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5770#0532
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K. k. Statthalterei-Archiv in Innsbruck.

CLXXVII

von Kaiser Ferdinand I. %u erlangen sich angelegen
sein und nach Erhalt desselben eine Abschrift nach
Prag gelangen lassen.
Conc, A. VII. 26g.

7302 i558 Juli 20, Prag.

Er^her^og Ferdinand schreibt an den Kurfürsten
Herzog August zu Sachsen, er habe demselben bereits
mitgetheilt, dass er f ür ihn einen Kürass habe schlagen
lassen. Es sei seine Absicht gewesen, den Kurfürsten
persönlich zu besuchen und ihm den Harnisch %u presen-
tieren; daran sei er jedoch immer wieder verhindert
worden und, da er nicht wisse, wann sich eine Gelegen-
heit zum Besuche des Kurfürsten ergeben werde, so
überschicke er den Kürass durch seinen Plattner, welcher
ihm auch guten Bescheid geben könne, wie die da^u ge-
hörigen Doppelstücke zu gebrauchen wären.

Conc, A. VII. 2.

7303 i558 Juli 27.

Wentel Jamnit^er, Goldschmied ^u Nürnberg, ent-
schuldigt sich bei Er^her^og Ferdinand, dass es ihm
derzeit unmöglich sei, zu erscheinen, obwohl er nichts
lieber wollte als dies. Er sei mit der Arbeit für des Erz-
herzogs Bruder noch nicht %u Ende und mit vielen Ge-
sellen und Gesinde überladen. Auch habe er kürzlich
seinen ältesten Sohn behufs Ausführung einer Arbeit
%um Herzog von Ferreira gesendet. Was den Künstler
betreffe, welcher mit dem verborgen über sich werfen-
den brunnenwerk in gerten guten verstand hat, hoffe
er, in zwei Monaten selbst mit der Arbeit über Prag nach
Wien zu Riehen, und werde dann den Künstler mit sich
nach Prag nehmen. Gleichzeitig melde er dem Erzher-
zog, dass er dieser Tage für einen guten Freund einen
112 Mark schweren künstlichen silbern und vergul-
ten brunnen ausgemacht habe, worüber der Er^her^og
von Paul Winklhayer das Nähere vernehmen werde.
Der Brunnen habe gewaltige wassersprüng; den mag
man in ainem sal brauchen. Der Eigenthümer wolle
ihn um 2800 Gulden verkaufen und er glaube, es würd
mit dem man wol zu handeln sein.

Or. mit aufgedrücktem Petschaft des Wentel Jamnit^er, A.

VII. 252.

7304 i558 Juli 2t, Innsbruck.

Die Regierung ^u Innsbruck berichtet an Kaiser
Ferdinand I. über den Saal- und Paradeisbau, esseii55i
vom Maler Degen Pirger ain schöne zierliche visier ^um
Saalboden gemacht und diese auf Befehl Ferdinands
dem Kaiser Karl V. bei dessen Anwesenheit in Innsbruck
vorgelegt worden; diese habe ihm von allen Visirungen,
die durch Innsbrucker und Augsburger Meister gemacht
worden wären, am besten gefallen, worauf Ferdinand
die Ausführung darnach anbefohlen habe. Während des
Kaisers langem Aufenthalt habe man dies nicht thun
können; darnach aber sei König Ferdinand gekommen
und habe sich alle Visirungen vorlegen lassen. Wegen
der grossen Kosten habe er gegen die Ausführung Be-
denken getragen und auch befürchtet, dass der Saalboden,
wan der staubig und von windlichtern verfinstert, die-
weil alle wappen darin geschnitten und erhebt, gar
bös auszuseubern und wieder licht zu machen sein
würde. Er habe sich darauf entschlossen, den Saal-
boden nit von geschnittnen wappen, angesichtern noch
XI.

rosen oder auch nit dermassen vertieft, wie des schon
ain probstück am saalpoden angehengt, sonder allain
von ainem glatten wol gezierten gemäl mit ainem
flachen, nidern gesimbswerch machen %u lassen, ausge-
nommen die drei grossen Hauptwappen, die aufs fieissi-
gist und zierlichist geschnitten und gefasst werden
sollten. Ferdinand habe auch Degen Pirger beauftragt,
hie^u eine Visirung zu machen, die er jedoch wegen
Kürze des Aufenthaltes nicht mehr habe sehen können.
Inzwischen sei aber der Stifts- und Collegiumbau gekom-
men und die andere Bausache liegen geblieben. Das
nöthige Holzwerk sei jedoch vorhanden und die Tisch-
ler könnten ihre Arbeit beginnen. Sie sende daher die
letzte Visirung ^u allfälliger Aenderung und Beschluss-
fassung. Die Malerei komme ungefähr auf 4000 Gul-
den, die Tischlerarbeit auf $85 Gulden, die Bildhauer-
arbeit von den drei grossen haubtwappen in den
rundein sambt den kragstainen auf 212 Gulden, Holz-
werk, Leim, Schrauben und Nägel auf i5o Gulden zu
stehen.

Und dieweil aber euer kais. maj. die Vertiefung
am gesimbswerch und friesen also auch an allen fel-
dungen im gemäl nit sehen mügen, haben wir ain
klains stückle von holz machen lassen, wie euer maj.
hieneben sehen werden, also das der fries ain zoll und
die feldungen zwen zoll vertieft sein; und unseres
achtens kan es flacher on sondern ublstand nit ge-
macht werden. Gegenüber der Ansicht des Kaisers,
dass Alles mit Oelfarbe gemalt werden solle, müsse sie
betonen, dass die Werkleute dies widerriethen und be-
haupteten, dass man dies an solchen Böden nirgends
finde; dann in das alter verdunklen sich die färben;
darzue, wann sich rauch, staub und dergleichen un-
seubere darein leg, mög das nit mer daraus bracht
werden. Es sei vil nüzer von gueten leimbfarben zu
machen; bleiben die färben albeg frischer und liechter
und, wann die rauchig und unsauber sein, mögen die
jederzeit gar leicht wider geseubert und liecht gemacht
werden. Der alte Saal- und Paradeisboden sei früher
auch von leimbfarben gemacht gewesen.

Was den Boden und das Brustgetäfel der Pa-
radeisstube betreffe, so sei der Kaiser bei den zuerst
gemachten Visirungen geblieben; da aber das Brust-
getäfel von edlem Holz, a^s Eschen-, Ahorn- und Oel-
baumholz, gemacht werden solle, schöne Edelahornspäne
aber, deren 1000 nöthig seien und von denen jeder
4 Schuh lang und von entsprechender Breite sein solle,
in Tirol nicht zu bekommen seien, so habe der Kaiser
nach einem Schreiben vom Jahre i54g sie in Schle-
sien und anderen Gegenden ankaufen und nach Inns-
bruck bringen lassen wollen, was bisher nicht geschehen
aber nunmehr zu thun nothwendig sei.
Missiven an Hof i558, f. 244 u.f.

7305 i558 Juli 21, Innsbruck.

Die Regierung zu Innsbruck schreibt an Nicolaus
von Trauttmansdorff, Kaiser Ferdinand I. beabsichtige,
in seiner Burg zu Innsbruck einen Saalboden von
schönem zierlichen vergulten gemäl, wappen, ange-
sichtern, rosen und allerlai pildwerch malen und fassen
zu lassen, wozu man einen künstlichen Maler benöthige.
Nun solle sich in Trient ein Maler, Meister Marcell
genannt, befinden, welcher schöne, kunstvolle Arbeit
mache. Trauttmansdorff, dem der Maler gewiss bekannt

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