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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 11.1890

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Engerth, Eduard von: Bartel Beham's Bildniss des Königs Ferdinand I. in der kaiserlichen Gemäldegalerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.5770#0125
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BARTEL BEHAM'S BILDNISS DES KÖNIGS FERDINAND I.
IN DER KAISERLICHEN GEMÄLDEGALERIE.

Von

Eduard Ritter von Engerth.

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m Jahre 1886 hat die kais. Gemäldegalerie im Belvedere aus der Sammlung des
Mr. Humphy Ward in London ein kleines interessantes Bild erworben, welches den
Bruder des Kaisers Karl V., König Ferdinand, vorstellt und in der akademischen Aus-
stellung von Werken alter Meister in London im selben Jahre als ein Werk Bartel
Beham's ausgestellt war.

Als dieses Bild zur Ansicht nach Wien kam, überraschte es durch seine ener-
gische Charakteristik, seine strenge zeichnerische Malweise ebensosehr als durch seine
gute Erhaltung. Es war auf den ersten Blick zu sehen, dass man es hier mit einem echten zeitgemässen
Werke zu thun habe, und auch die Bezeichnung als Bartel Beham begegnete keinem ernsten Bedenken.
Dennoch musste die Frage, ob es auch sofort und ohne jeden Rückhalt als eine unzweifelhafte Arbeit
Bartel Beham's angesehen werden dürfe, im ersten Augenblicke mit einiger Zurückhaltung beantwortet
werden, umsomehr, als sich in Wien kein Bild dieses Künstlers befindet, mit welchem Vergleiche hätten
angestellt werden können. So dünn und glatt auch die Farbe hier auf dem Grunde sitzt, so zeigt sie doch
immer noch ein stärkeres Impasto, als auf den bisher als Malereien des Beham angesehenen Werken zu
erkennen ist. Freilich musste dieser Wahrnehmung auch gleich die Thatsache gegenübergestellt werden,
dass die meisten der bisher als Beham's Arbeiten angesehenen Bilder sich keiner guten Erhaltung zu er-
freuen haben und mehr oder weniger abgescheuert und durch Retouchen verunstaltet sind, während das
neu erworbene Bild rein, ohne Uebermalungen und — ein paar punktartige Abschürfungen im Gesichte
ausgenommen — unverletzt ist.

Das auf Holz gemalte Bild ist 2 5 Cm. hoch und 20 Cm. breit. Es ist ein Brustbild, doch sind beide
Hände sichtbar. Der König erscheint im Dreiviertelprofil, vom Beschauer aus nach rechts gewendet, das
Gesicht steht nahezu im Profil. Der Blick der grauen Augen, die unter den schweren Lidern hervorsehen,
scheint auf eine vor dem Könige befindliche Person gerichtet zu sein; dafür sprechen der gespannte Aus-
druck des Gesichtes und die Geberde der Hände, die die Rede zu begleiten scheint. Das blonde Haar ist
herabgekämmt, in der Mitte der Stirne abgeschnitten und fällt an den Schläfen bis unter das Ohr, dasselbe
bedeckend, herab. Ein schwacher Anflug von Bart sitzt auf der Oberlippe. Die Gesichtsfarbe ist blass mit
zartem Anflug von Roth auf den Wangen.

Auf dem Haupte trägt der König einen schwarzen Hut, mit goldenen Litzenschnürchen verziert; an
der linken Seite des aufgestellten Schirmes befindet sich ein Schmuckstück mit einem grossen Rubin. Das
knappe, am Halse rund ausgeschnittene Unterkleid ist schwarz, ebenso der weite, mit breitem Kragen von
Zobelpelz ausgelegte Ueberwurf. Am Halse sieht das weisse Hemd mit schmalem gefältelten Kragen her-
vor, der mit einem weissen Schnürchen gebunden ist. Die Manchetten, welche ebenfalls gefältelt sind,
bedecken die Handwurzel. Auf der Brust trägt der König das goldene Vliess, das an schwarzem schmalen
Bande weit herabhangt. Den Goldfinger der rechten Hand zieren zwei schmale Ringe mit einem rothen
und einem dunklen Steine.
 
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