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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 11.1890

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Engerth, Eduard von: Bartel Beham's Bildniss des Königs Ferdinand I. in der kaiserlichen Gemäldegalerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.5770#0126
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Eduard Ritter von Engerth. Bartel Beham's Büdniss des Königs Ferdinand I.

Der Hintergrund ist dunkelbraun, die Farbe des ganzen Bildes ist harmonisch; Gesicht, Hände und
Wäsche treten hell aus der sonst tiefen Stimmung heraus. Die Technik, zeigt die bekannte wenig pastöse
zeichnerische Maiweise, die Zeichnung ist streng und correct.

Das Bild ist seit dem Sommer des Jahres 1886 als neue Erwerbung in der kais. Galerie im Belvedere
aufgestellt, als das Bildniss Ferdinands, gemalt von Bartel Beham, bezeichnet, ohne dass Jemand bisher an
dieser Bezeichnung Anstand genommen hätte. Der fast dreijährige Zeitraum, der seit der Erwerbung ver-
strich, hat mehrfach Gelegenheit gegeben, Vergleiche anzustellen, wie sich das Bildchen zu den als Arbeiten
Beham's angesehenen Werken im Auslande stellt. Obwohl diese Vergleiche nicht unmittelbar von Bild zu
Bild sondern stets nur in kürzeren oder längeren Zeitabschnitten durch Vermittlung des Gedächtnisses
vorgenommen werden konnten, so gewinnt doch die Ansicht immer mehr Raum, dass wir es hier mit
einer echten Arbeit Beham's zu thun haben.

Die grossen Tafeln in Schieissheim, welche fürstliche Personen darstellen, können ungeachtet ihrer
unzweifelhaften Echtheit bei diesen Vergleichen nur wenig mitsprechen, weil diese Bilder ihrer mangelhaften
Erhaltung wegen ein leeres und unter der malerischen Tüchtigkeit der anderen als Werke dieses Meisters
anzusehenden Arbeiten stehendes Aussehen haben.

Unser Bildchen zeigt Ferdinand etwas jünger als der Kupferstich Beham's (B. 61) mit der Beischrift:

PROXIMVS • A • SVMMO • FERDINANDVS • CAESARE • CARLO • REX • ROMANORVM • SIC • TVLIT •

ORA • GENAS • AET • SVE • XXIX.
ANNO • M • D • XXXI.

Es könnte aber auch zu derselben Zeit entstanden sein als das seither angeblich in Spanien ver-
schollene Porträt des Königs, welches Beham im Jahre i53o gleichzeitig mit jenem Kaisers Karl V. in
München gemalt haben soll, wonach dann beide Kupferstiche im Jahre darauf entstanden sein mögen.

Die Kleidung des Königs auf unserem Bilde weicht insoferne von jener auf Beham's Stich ab, als
Ferdinand dort einen lichten Ueberwurf ohne Pelzbesatz trägt. Der Hut ist ähnlich aber nicht voll-
ständig gleich.

Ueber die Provenienz unseres Bildes konnte nicht mehr erforscht werden, als dass es sich vor 3o Jahren
bei dem Kupferstichsammler Piffen in London befand, aus welcher Zeit auch der auf der Rückseite befind-
liche Zettel mit folgender Schrift stammen dürfte:

Portrait of the Emperor Ferdinand of Austria.
Bartholomew Beham. Engraved by the painter.

Ein Stich nach dem Bilde, wenn auch nicht von Beham selbst herrührend, konnte indessen nicht auf-
gefunden werden und die darauf hinweisende Bemerkung auf dem Zettel mag auf einer Verwechslung mit
dem oben angeführten Stiche Bartel Beham's aus dem Jahre i 5 3 i beruhen.

Der jetzige Rahmen unseres Bildes, der aus alten Fragmenten zusammengesetzt ist, trägt zwei In-
schriften, oben: »Barthel Beham«, unten: »PROXIMVSA MAGNO FERNANDVS CAESARE CARLO REX ROMA-
NORVM SIC TVLIT ORA GENAS.«

Es ist nicht schwer zu erkennen, dass die Beischrift auf Beham's Stich die Vorlage zu dieser Inschrift
abgegeben hat.

Unser neu erworbenes Bild aber ist schon durch.den Umstand allein, dass es unzweifelhaft den König
Ferdinand darstellt und eine vorzügliche Arbeit einer der Zeit angehörenden Künstlerindividualität auf-
weist, eine werthvolle Bereicherung unserer Galerie und bliebe es selbst dann, wenn die Autorschaft Bartel
Beham's — gleichwie bei manchem andern als seine Arbeit geltenden Werke aus der Bildnissgruppe —
nicht ganz ausreichend nachgewiesen werden könnte.

Die gute, hier als Tafel X beigegebene Radirung ist von Jakob Groh nach dem Originale mit grosser
Sorgfalt gemacht worden.
 
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