L Manuscripte
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I.
MANUSCRIPTE
1 Ahnen - Galerie der bayrischen Herzöge. Bilder-Handschrift auf Papier.
Bayrisch-schwäbisch. Anfang 16. Jhdts. Gr.-Folio. 30 unn. Bll. mit 62
kolor. blattgroß. Porträts bayrischer Herzöge. Pgtbd. d. Zt.
(Rücken lose).
Schöne Handschrift von hervorragend künstlerischer Bedeutung, großem
historischen Wert und ausgezeichneter Erhaltung. Die Portraits stellen die Herzöge
in ganzer Figur dar, meist zwei auf einer Seite, in verschiedener Haltung und Be-
kleidung, darunter befinden sich die Wappen. Die Ausführung zeugt von großem
künstlerischem Geschick und Geschmack, besonders in der verschwenderischen
Anwendung des Kolorits; die kostbaren Ritterrüstungen und farbenprächtigen
Kostüme, vom einfachen Jagdkleid bis zum prachtvollen Ornat, sind dabei von
besonderem historischen Interesse. Die Portraits sind am oberen Rand mit Na-
men versehen; auf der gegenüberliegenden Seite sind kurze Erläuterungen in
lateinischer Prosa mit deutscher Übersetzung in Versen hinzugefügt.
Das Album beginnt mit den Portraits der beiden sagenhaften Herzöge „Ba-
varus" („Der erst Hertzog der hier oben stat / von dem das Bairenlandt sein namen
hat/Hertzog Bauarus war sein nam / von Armenia er her kam") und „Norix"
(„Der Ander Hertzog Norix hieß / daß Narkaw nach Im er nennen ließ / auch zu
seiner Haubt Stat / Regnspurg aufgepauwen hat"); es schließt mit einem pracht-
vollen ganzseitigen Portrait des Herzogs Albertus, der zur Zeit der Entstehung des
Manuskriptes Regent war (Albrecht IV., der Weise) und im Jahre 1508 starb.
Da dieser erst im Jahre 1501 die Regentschaft antrat, läßt sich also das Album
ziemlich genau datieren: es muß zwischen 1501 und 1508 entstanden sein. Der
Text zu diesem Portrait nimmt mit folgenden Worten auf den Herzog Bezug:
„Hic Albertus Bauarie dux Comes palatinus Rheni propter altissimam prudentiam
qua cunctos Germaniae principes facile superat... cui vitam diuina de-
mentia longissimam durare faciat precemu r."
Die Erhaltung der Handschrift ist abgesehen von den durch den häufigen
Gebrauch entstandenen Schäden wie Flecken, Rissen und abgenutzten Ecken, sehr
gut — ja angesichts der Tatsache, daß solche Bilderhandschriften durch allzu-
häufige Benutzung meist sehr bald ganz zugrundegingen (wofür ihre große Sel-
tenheit zeugt), als ganz vorzüglich zu bezeichnen. Dies ist dem Umstand zu ver-
danken, daß jedes Blatt aus zwei zusammengeklebten Blättern besteht, wodurch
eine größere Widerstandsfähigkeit erzielt ist. Die Portraits selbst sind von ausge-
zeichneter Farbenfrische und Erhaltung; die Farbe hat zum Teil auf den gegen-
überliegenden Seiten abgefärbt. Am Schluß befinden sich 4 weiße Blätter, die
offenbar zur Fortsetzung der Portraitreihe bestimmt waren. Aui der oberen weißen
Seite des ersten Blattes findet sich ein alter Besitzvermerk aus der Zeit: Joannis
Card. Columne Auiniane (aus Avignon?).
— s. Taf. I —
Karl & Faber, München, Karolinenplatz 1
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I.
MANUSCRIPTE
1 Ahnen - Galerie der bayrischen Herzöge. Bilder-Handschrift auf Papier.
Bayrisch-schwäbisch. Anfang 16. Jhdts. Gr.-Folio. 30 unn. Bll. mit 62
kolor. blattgroß. Porträts bayrischer Herzöge. Pgtbd. d. Zt.
(Rücken lose).
Schöne Handschrift von hervorragend künstlerischer Bedeutung, großem
historischen Wert und ausgezeichneter Erhaltung. Die Portraits stellen die Herzöge
in ganzer Figur dar, meist zwei auf einer Seite, in verschiedener Haltung und Be-
kleidung, darunter befinden sich die Wappen. Die Ausführung zeugt von großem
künstlerischem Geschick und Geschmack, besonders in der verschwenderischen
Anwendung des Kolorits; die kostbaren Ritterrüstungen und farbenprächtigen
Kostüme, vom einfachen Jagdkleid bis zum prachtvollen Ornat, sind dabei von
besonderem historischen Interesse. Die Portraits sind am oberen Rand mit Na-
men versehen; auf der gegenüberliegenden Seite sind kurze Erläuterungen in
lateinischer Prosa mit deutscher Übersetzung in Versen hinzugefügt.
Das Album beginnt mit den Portraits der beiden sagenhaften Herzöge „Ba-
varus" („Der erst Hertzog der hier oben stat / von dem das Bairenlandt sein namen
hat/Hertzog Bauarus war sein nam / von Armenia er her kam") und „Norix"
(„Der Ander Hertzog Norix hieß / daß Narkaw nach Im er nennen ließ / auch zu
seiner Haubt Stat / Regnspurg aufgepauwen hat"); es schließt mit einem pracht-
vollen ganzseitigen Portrait des Herzogs Albertus, der zur Zeit der Entstehung des
Manuskriptes Regent war (Albrecht IV., der Weise) und im Jahre 1508 starb.
Da dieser erst im Jahre 1501 die Regentschaft antrat, läßt sich also das Album
ziemlich genau datieren: es muß zwischen 1501 und 1508 entstanden sein. Der
Text zu diesem Portrait nimmt mit folgenden Worten auf den Herzog Bezug:
„Hic Albertus Bauarie dux Comes palatinus Rheni propter altissimam prudentiam
qua cunctos Germaniae principes facile superat... cui vitam diuina de-
mentia longissimam durare faciat precemu r."
Die Erhaltung der Handschrift ist abgesehen von den durch den häufigen
Gebrauch entstandenen Schäden wie Flecken, Rissen und abgenutzten Ecken, sehr
gut — ja angesichts der Tatsache, daß solche Bilderhandschriften durch allzu-
häufige Benutzung meist sehr bald ganz zugrundegingen (wofür ihre große Sel-
tenheit zeugt), als ganz vorzüglich zu bezeichnen. Dies ist dem Umstand zu ver-
danken, daß jedes Blatt aus zwei zusammengeklebten Blättern besteht, wodurch
eine größere Widerstandsfähigkeit erzielt ist. Die Portraits selbst sind von ausge-
zeichneter Farbenfrische und Erhaltung; die Farbe hat zum Teil auf den gegen-
überliegenden Seiten abgefärbt. Am Schluß befinden sich 4 weiße Blätter, die
offenbar zur Fortsetzung der Portraitreihe bestimmt waren. Aui der oberen weißen
Seite des ersten Blattes findet sich ein alter Besitzvermerk aus der Zeit: Joannis
Card. Columne Auiniane (aus Avignon?).
— s. Taf. I —
Karl & Faber, München, Karolinenplatz 1