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'Ar. 6. (Bfrltn, den 6. Februar 1898. LI. IllHlgiMg.

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An Ir-crnkreich. (§^_

Penn du, o Frankreich, solches vorher gewußt,
w Wenn nur geahnt du hättest, was kommen sollt',
Du haltest nie die unvorstcht'gen
Hände gelegt an den schlimmen Dreyfus.

Jetzt hält er fest dich, hält dich umklammert so,
Wie im Ertrinken einer den Rettenden
Umklammert, und ihn abzuschütteln
Mühst du umsonst dich und ringst vergebens.

Was Hilst dir's, daß du dorthin geschickt ihn hast,
Wo er dem Tod unrettbar verfallen ist,

Daß du ihn aus die Teufelsinsel
Sandtest, damit er dort langsam sterbe!

Ob auch zum Schweigen selber er ist verdammt,
Doch wirbt für sich er muthiger Männer Mund,
Die kühn ins Angesicht dir leuchten,

Nimmer beirrt durch der Menge Toben.

Ob Geistesnacht allmählich umhülle ihn,

Mit Geistesklarheit rüstet Vertheid'ger er,

Und ob er such in Staub zerfalle,

Noch aus dem Staub' ihm ersteht ein Anwalt.

Ganz außer Athem fetzt er, o Frankreich, dich,
Den einst für immer glaubtest du abgethan,

Von Grund aufregt er deines Volkes
Geister, unseligen Hader stiftend.

Recht ist dir's, Frankreich, quälen nun mögst du dich,
In tiefem Unmuth jammern und Klagen laut,

Ein warnend Beispiel andern Völkern,

Daß es nicht ihnen wie dir ergehe;

Daß frei und offen sie in des Tages Licht
Ihr Recht ausüben, nicht in Verborgenheit;

Daß ein verheimlicht Unrecht rächend
Ihnen nicht auch der Vergelter komme.

Kladderadatsch.
 
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