Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Koepplin, Dieter; Falk, Tilman; Cranach, Lucas [Ill.]
Lukas Cranach: Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik ; Ausstellung im Kunstmuseum Basel 15. Juni bis 8. September 1974 (Band 1) — Basel, Stuttgart, 1974

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10453#0097
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
III. CRANACHS BILDNIS UND SEINE MALERFREUNDE

Lukas Cranach d.Ä.

Martin Luther als Augustinermönch, Büste über Inschrifttafel

1520. Kupferstich. 13,8 x 9,7 cm.

a. /. Zustand: Vor der zweiten waagerechten Linie und senkrechter Schraf-
fierung unmittelbar über der ersten Schriftzeile. Vor Hinzufügung des
Profilkopfes links oben. - Wasserzeichen-Fragment: Stange und Dreieck,
als Anhänger einer Ochsenkopf( ?)-Marke.

Wien, Graphische Sammlung Albertina. Abb. 32

b. 2. Zustand: Mit der zweiten waagerechten Linie über der Schrift. Ein-
fügung eines Profilkopfes in der linken oberen Ecke. - Wasserzeichen:
kleiner laufender Bär mit Halsband (nicht so bei Briquet). Schwer erkennbar,
daher nicht exakt zu bestimmen. «Der Typ darf jedoch zwischen 1540-15 50
angesetzt werden. Provenienz: Oberrhein/Vogesen. » (Freundl. Auskunft
von Prof. G. Piccard, Hauptstaatsarchiv Stuttgart.)

Weimar, Schlossmuseum (Unikum). Abb. 33

c. ^. Zustand: Der Profilkopf links oben zum grossen Teil getilgt, Spuren des
Umrisses schwach sichtbar. - Wasserzeichen: kleines sächsisches Wappen
(verwandt Briquet 1203).

Wien, Graphische Sammlung Albertina.

Zu den ] Zuständen (F): Eine aus einem Cranach-Seminar mit Basler Studenten unter
Prof. Dr. Hanspeter Landolt hervorgegangene Rundfrage des Kupferstichkabinetts Basel
von 1972, gerichtet an ca. 60 Museen und Bibliotheken, bestätigte die bereits von Schu-
chardt (II, S. 189 f.) vermutete Existenz von drei Plattenzuständen. Der 1. Zustand ist
ausser in Wien in einem Exemplar in Jenkintown (USA), Alverthorpe Gallery, Sammlung
Lessing J. Rosenwald, erhalten. Im 2. Zustand (Unikum in Weimar) ist, entsprechend
dem Lutherbildnis im Profil von 1521 (Nr. 38), durch Einfügen einer zweiten waage-
rechten Linie und kleiner Schattenschraffur über dem Text, das unräumliche Schriftfeld
zu einer Schrift-« Tafel» abgeändert. Links oben ein bärtiger kleiner Kopf, von dem
Strahlen (?) gegen die Stirn Luthers ausgehen, im Profil nach rechts. Der Kopf dürfte
eher von fremder Hand hinzugefügt sein und ist keinesfalls ein Selbstbildnis Cranachs,
wie manchmal behauptet (Ficker, Lankheit). Im 3. Zustand (etwa 30 Exemplare nach-
zuweisen) ist der Kopf fast gänzlich getilgt. In London, British Museum (1867-6-16-363),
ein Zwischenzustand: Konturen und Bart des Kopfes noch deutlich sichtbar, starke
senkrechte und diagonale Kratzlinien. Da die überwiegende Zahl der Exemplare im
3. Zustand ein Wasserzeichen Sächsisches Wappen (verwandt Briquet 1203, Dresden
ca. 1570—90) aufweist, ist erwiesen, dass eine breite Auflage des Kupferstiches erst nach
Luthers und Cranachs Tod gedruckt wurde. (Allen Sammlungen sei an dieser Stelle
für ihre Auskünfte bestens gedankt.)

Ho. K. 6. — B. 5. — Flechsig, Cranachstudien, S. 56F. — Glaser 1921, S. 151. — J. Ficker,
Die Erstgestalt von Cranachs erstem Lutherbildnis, in: Studien und Kritiken zur Theo-
logie, CHI, 1931, S. 285—91. — Ders. in: Luther-Jb., XVI, 1934, S. 103fr., bes. S. 115. -
K. Lankheit, Das Freundschaftsbild der Romantik, Heidelberg 1952, S. 26. — Weimar
1953, Nr. 141. - Jahn, S. 58f. — Deutsche Kunst der Dürer-Zeit, Kat. Dresden 1971/72,
Nr. 130. - Bielefeld 1972, Nr. 49. - Kronach-Coburg 1972, Nr. 5. - Berlin 1973, Nr. 61.

(K) Inschrift übersetzt: Ein ewiges Abbild seines Geistes brachte Luther selbst zum
Ausdruck, Cranach zeichnete das vergängliche Gesicht. — Es ist das früheste Luther-
Bildnis Cranachs, als Druck zur Verbreitung (also demonstrativ) geplant. Der Kupfer-
stich kam aber zunächst nicht zum Ausdruck, vielmehr wurde ein zweiter Luther-Stich
 
Annotationen