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Holbein als Autor und Erzähler

32-3

siert hier die Erkenntnis, daß ein Text um so glaub-
hafter im Sinne der Präsenz seines Stoffs sei, wenn
weder Autor noch Erzähler in Erscheinung treten, daß
dies z.B. das Drama vom erzählenden Text idealty-
pisch unterscheide, weniger. 151 Vielmehr ist davon
auszugehen, daß Autor und Erzähler auch als diejeni-
gen gezeigt sein können, deren auctoritas die Richtig-
keit der Geschichte wie der Darstellung garantieren
kann. Solange Gott der einzige Schöpfer ist, der durch
die von ihm begnadeten Autoren - Propheten und
Evangelisten - spricht, stehen alle Erzählungen dersel-
ben Geschichte im Rang der Paraphrase, deren Stoff
garantiert ist, deren Erzählung aber keine Wahrhaftig-
keit beansprucht.'53

Das gilt auch für die Bilder. Sie können die erzählen-
de Instanz, wenn sie als Figur in der (Bild-)Erzählung
auftreten soll, in zwei Weisen veranschaulichen: Ist der
Erzähler der Geschichte durch Gott autorisiert, wird er
außerhalb des Bildfeldes gezeigt, schreibend oder
lesend: Damit ist vor allem seine Bürgschaft für die
Richtigkeit des Dargestellten angegeben.'54 Der Produ-
zent des Bildes hat kein Recht auf diese Funktion; er
tritt folglich nicht auf, auch nicht als eine Instanz, die
die Richtigkeit des Dargestellten beeinflussen könnte.
Ist der Erzähler der Geschichte nur Augenzeuge, je-
mand, der nicht für den Wortlaut des kanonischen Tex-
tes, aber für die Richtigkeit der Darstellung stehen
kann, darf er als Figur im Bild erscheinen. Augenzeu-
gen werden gerne mit der Rolle des Proclamators ver-
bunden, sie zeigen dem Betrachter gewissermaßen das,
was er sieht.'55 Vom Status des Augenzeugen hängt
dabei die Glaubhaftigkeit des Bildberichts ab, dieser
gelangt nicht im Sinne einer unmittelbaren Präsenz,
sondern durch die Vermittlung des guten Zeugen an
den Betrachter. Dürer kennt beide Verfahren: In der
>Marter der 10. 000 Christen< ist er zusammen mit dem
hoch angesehenen Celtis Erzähler/Zeuge des Bildge-
schehens, will aber im Verweis auf die Signatur auch
Autor sein. Im Helleraltar und im Landaueraltar pro-
klamiert er sich selbst, mit Hinweis auf die Signaturen-
tafel, als den Autor. Er tut dies im Werk, aber in gewis-
ser Distanz zu der himmlischen Erscheinung, nicht auf
dem Rahmen. Er beansprucht somit die Autorität
gegenüber der Bilderzählung, wird zum Erfinder des
dargestellten Stoffs. Eine Äußerung zur physischen
Ausführung des Werks wird damit nicht gegeben.

Holbein dagegen tritt im allgemeinen nicht persön-
lich in Erscheinung. Durch die Signatur auf dem Rah-

zz8. Hans Holbein: Selbstbildnis
basiUka, Ausschnitt (Augsbi

men, auch durch die gemein
Bildhauer Erhart, beansprucj
schaft gegenüber dem Werk
physischen Erscheinung. Di|
einer kollektiven und arbeitst
stellt die Frage nach Eigenhci
wie die nach der Erfindung
meist läßt Holbein dem höj
Aufgabe der Bekräftigung, il
genschaft. Nur einmal gibt erj
die Rolle des Erzählers und Zi
lika< (Abb. 228). Vielleicht \
das im Wettbewerb mit Burg
besonders stolz. Es sicherte j
17. Jahrhundert einen gewiss
Absichten mißverstehend, d
mehr dem Autor und Erfin
Erzähler der Apostelgeschicht

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