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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

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Fleischer, Victor: Rudolf Junk, Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0109

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KUDULr JUINK IN WltN

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philosophische Doktorat erworben, als Schüler Heinrich
Leflers der Kunstakademie durch fünf Jahre angehört.
Durch die philologische Schule zu Sachlichkeit und
Detailbeobachtung erzogen, von Lefler (dessen Unter-
richt er mit Dankbarkeit gedenkt) zu fleißigem Natur-
studium angehalten, hat der junge Künstler gewiß

bald einen Vorrat an Kenntnissen und Erfahrungen
gesammelt, die seinen von künstlerischem Temperament
belebten Arbeiten eine sichere Grundlage geben. □
□ Zu seinen pointillistischen Ölgemälden, die ich in
Ausstellungen des »Hagenbunds« sah, habe ich ein
rechtes Verhältnis nicht gewinnen können. Mir scheint
sein Bestes eine Reihe farbiger Holzschnitte und unter
diesen wiederum eine Anzahl landschaftlicher Motive.
Die graphischen Arbeiten bilden wohl vorläufig auch
den weitaus größten Teil seines Oeuvres. Sie lassen
sich leicht in Gruppen ordnen: für den »Hagenbund«
als Katalogschmuck und zu ähnlichen Zwecken hat
Junk Zeichnungen für mechanische Reproduktion und
Holzschnitte geschaffen, in denen rein lineare Ele-
mente mit Naturstudien oft zu sehr feinen Wirkungen
vereinigt sind. Die Entwicklung der Buchgewerbe-
Bestrebungen, wie wir sie in den letzten zwei Jahr-
zehnten beobachten konnten, hat stark auf ihn ein-
gewirkt; Einflüsse japanischer Arbeiten sind mitunter
nicht zu verkennen, ein gutes rhythmisches Gefühl für
Flächendekoration spricht aus diesen Werken. Eine
charakteristische, leicht und angenehm lesbare lateinische
Kursivschrift fügt sich in der Regel sehr gut in den
Linienduktus der Ornamente. Manchmal (doch es
bliebe zu untersuchen, ob da der Drucker den Inten-
tionen des Künstlers gerecht geworden ist) wäre die
Wahl eines andern Farbentons von Vorteil gewesen:
so wirken z. B. die schwarzen Zierleisten zu der Mono-
graphie »Kaiser Franz Josef I. als Förderer der gra-
phischen Künste« schwer und unruhig. Eine Nuan-
cierung des Drucks (in einer weniger kräftigen,
stumpfen Farbe) gäbe ihnen gewiß einen viel vor-
nehmeren, feineren Charakter. Auch das schreckliche
Blaugrau in den Rahmenzeichnungen des Kalenders
der Druckerei Reißer scheint mir gar
nicht zum sonst so sicheren Farben-
sinn des Künstlers zu stimmen. An
diese Art von Arbeiten schließen
sich einige wenig bedeutende Ex-
libris-Zeichnungen an und ein paar
kleiner Holzschnitte, die einfache
Pflanzen- und Fruchtmotive in ge-
schickter, an japanischen Mustern
geschulter, rein-dekorativer Verwen-
dung zeigen. □
□ Eine Sonderstellung nimmt das
Werk ein, das voriges Jahr in Wien
das Entzücken vieler Ausstellungs-
besucher hervorgerufen hat: eine mit
dem Fleiß der alten Illuminatoren
auf Pergament gemalte Handschrift,
n Eine Bürgschaft für die künst-
lerische Zukunft Rudolf Junks sehe
ich — wie gesagt — vor allem in
seinen farbenfreudigen Holzschnitten,
die einfache anspruchslose Land-
schaftsbilder darstellen. Ich kann die
einzelnen Blätter nicht genau datieren,
aber eine eigentliche Entwicklung wird
sich an ihnen auch kaum aufzeigen
lassen. Man muß sie wohl in ihrer
 
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