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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

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Hoeber, Fritz: Peter Behrens Verwaltungsgebäude der Mannesmann-Röhren-Werke in Düsseldorf am Rhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0194

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kunstgeschichtlich sozusagen umgekehrter: Unsere mo-
dernen Industriearchitekturen erscheinen nämlich nie-
mals als für die Ewigkeit errichtete Baumonumente
»aere perennius«, wie eine Kathedrale oder ein Re-
naissanceschloß. Vielmehr bedeuten sie tatsächlich
nur die durchaus wandelbare Hülle für einen sich
stetig vergrößernden Organisations- oder Produktions-
apparat, wie das gelegentlich ein so philosophischer
Geist wie Walther Rathenau, der zugleich das indu-
strielle Talent mit dem architektonischen vereinigt, aus-
spricht. Andererseits ist alle Baukunst in ihrer elemen-
taren Ausdruckstypik von sich aus konservativ und kann
die kunstgeschichtliche Tradition niemals willkürlich
umändern, sondern nur ganz allmählich weiterbilden. —
Daraus ergab sich für Peter Behrens zweierlei: ein-
mal mußte er die für die Repräsentation seit jeher
geeignetste Gestalt des — wie der italienische Palast in
sich geschlossenen — mächtigen Bauwürfels beibe-
halten; sodann aber galt es, hier auch dem eigen-
tümlich modernen, transitorischen Inhalt der bestän-
digen internen Beweglichkeit und der äußeren Er-
weiterungsmöglichkeit das charakteristische Antlitz zu
verleihen. So wurde in dem Düsseldorfer Verwaltungs-
gebäude nicht nur tatsächlich Raum geschaffen für
einen späteren Vergrößerungsanbau, sondern auch die
ganze Fassadenidee der vielen, dicht gereihten, lang
gestreckten Fensterachsen erscheint nur als das logische

Abbild seiner inhaltlich - zwecklichen Grundrißein-
teilung: Denn alle diese Bureaus müssen je nach
dem momentanen Bedarf schnell verkleinert oder ver-
größert werden können, indem zwischen die engen
Fassadenpfeiler dünne Querwände aus leichtestem
Mauerwerk beliebig eingestellt oder wieder entfernt
werden. n
n Auf diese realistische Weise hat Peter Behrens in
dem Verwaltungsgebäude der Mannesmannröhren-
Werke zu Düsseldorf den architektonischen Typus
der Spezies geschaffen, raumkünstlerisch klar und in-
haltlich konform, während Messels A-E-G-Bau hierfür
höchstens eine stilistisch noch gebundene Vorstufe
darstellt. □
11.
□ Das in den Jahren 1911 bis 1912 errichtete Ver-
waltungsgebäude der Mannesmannröhren-Werke erhebt
sich mit freier Aussicht auf den Rheinstrom am Berger-
ufer in Düsseldorf. Mit seinen 67 Metern Frontlänge
und seinen 42,5 Metern Tiefe bildet es ein wichtiges
Glied in der großen Reihe industrieller und öffentlicher
Gebäude, die hier den Kai stattlich umsäumen. ■—
Das Sockelgeschoß des Mannesmannbaues besteht aus
flachen Bossenschichten von rustikal bearbeitetem
Muschelkalkstein. In den Sockel sind die klein wir-
kenden Fenster eingeschnitten. Die Obergeschosse
 
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