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zeitliche Lehen gingen zugrunde: ”Von der Fußsohle bis zum Scheitel war
nichts Gesundes mehr daran"G6 Dabei lst zu bemerken, daß Sigehard aus
dem Kloster Hirsau stammte, das mit Lorsch zweimal wegen der Hirsauer
Klosterreform tn heftigem Streit lag. Ob der Chronist sich auch deshalb
eines direkten Urteils über den Abt, unter dessen Regierung er an seinem
Werke schrieb, enthielt? Immerhin, die Gegenüberstellung der "guten
alten Zeit” und des aktuellen Niedergangs ist schon eine deutliche Kritik.
Von 1191 - 1199 war Lorsch wiederum ohne Abt, bis Lupold [1199 - 1206]
gegen einen päpstlicher Einspruch 1202 den Abtstab entgegennahm. Die
letzte Sedisvakanz 1206 - 1214 läutete schon das Ende der Freiheit des
Klosters an. Der Mainzer Bischof, dem für das Kloster schon- wie in der
oben zitierten Quelle- einige Verfügungsrechte zustanden, bemühte sich,
das Kloster ganz seinem Bischofsstuhl zu unterstellen. Abt Konrad (1214 -
1229] wurde abgesetzt und Erzbischof Sigfrid II. von Mainz regierte von
1229 bis 1231 als Verweser, gefolgt von seinem Nachfolger Sigfrid III., der
dann als 50. und letzter Abt 1232 die Reichsabtei Lorsch endgültig seinem
Bistum unterstellen konnte und die Benediktiner aus dem Kloster ver-
trieb.

Das liturgische Leben konnte unter solchen Wirren nur leiden. Stunden-
gebete und Messen werden bis zur Vertreibung 1232 wohl ihren routine-
mäßigen Gang genommen haben, aber inwieweit die Riten und Handlun-
gen mit Geist, Frömmigkeit und Gebet gefüllt waren, läßt sich aus der
Sicht des Historikers noch schwieriger beurteilen als aus der Sicht des
Zeitgenossen. Vielleicht sind auch aus diesem Grund alle Bemerkungen
des Chronisten zu Liturgie, Frömmigkeit und klösterlichem Leben so
allgemein und wenig greifbar gehalten.

3. Die Quellen

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Probleme der Überlieferuna

Will man das Repertoire an Gregorianischen Gesängen in Lorsch wieder-
entdecken und erfahren, was und wie die Lorscher Mönche gesungen
haben, so stößt man auf große Schwierigkeiten. Im Gegensatz zu vielen
anderen Klöstern (allen voran Sankt Gallen und Einsiedeln] haben sich in
Lorsch keine vollständigen Musikhandschriften erhalten. Kein Buch, das

66 Lorscher Codex S. 224, Codex Laureshamensis, Chronik 164, S. 450: «Ex eo tempore
laurensis ecclesia funditus concidit. eamque subinde iuxta uaticinium Johel locusta. bru-
chus, eruca et erugo indestinenter comedunt adeo, ut tam spiritalibus quam temporalibus
ipsius propemodum annulatis, a planta pedis usque ad uerticem non sit in ea sanitas
 
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