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Noack, Ferdinand
Ovalhaus und Palast in Kreta: ein Beitrag zur Frühgeschichte des Hauses — Leipzig, Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.902#0041
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Daten für Tiryns. 35

der ältere Palast war demnach jünger als diese, ja, nach
Curtius' Versicherung, jünger noch als selbst die Schacht-
gräberkeramik, — folglich war er gleichzeitig erst mit den
jüngeren kretischen Palästen. Und diese müssen längst
bestanden haben, als man den uns erhaltenen jüngeren Palast
in Tiryns erbaute, dem derjenige von Mykenä so nahe steht.
Ich sehe keinen anderen Ausweg aus diesen ganz klaren, ein-
deutigen Verhältnissen*: die „achäischen" Paläste der Argolis
sind zu jung für die Rolle, die sie in Dörpfelds Schlußfolge-
rungen spielen. Es kann umgekehrt nur die Architektur der
jüngeren kretischen Paläste gewesen sein, die ihrerseits auf
die Baukunst des Festlandes wirkte. Und das stünde doch
nur in vollstem Einklang mit der Tatsache, daß auch die ein-
zelnen Kunstformen sowie die Wanddekorationen in Tiryns,
Mykenä und selbst in Orchomenos den Stil der großen
Kunst der jüngeren Paläste auf Kreta zeigen. Jener Schluß
würde auch schon für den älteren Palast in Tiryns verbind-
lich werden, wenn wir für ihn in allen Teilen, gleichwie bei
dem Propylon, eine gleiche Raumdisposition mit Sicherheit
voraussetzen könnten.

Ich meine, von immer neuen Seiten her werden wir zu
stets gleichem Resultat geführt: Kreta allein ist der gebende
Teil, die Anaktensitze des Festlandes sind lediglich emp-
fangend, — empfangend allerdings auch nur soweit, als
ihre eigene, längst gefestigte Tradition das erlaubte.
Denn diese Tradition ist da, und der These, daß die Achäer
des südlichen und östlichen Peloponneses sich unter kretischem
Einflüsse bereits weit von ihr entfernt hätten (A. M. 07, 601),
widersetzen sich am nachdrücklichsten die Monumente selbst.

Der kretische Einfluß, der, im Sinne einer einheitlichen Der kretische
Kultureinwirkung genommen, erst in einem verhältnismäßig die Baukunst
späten Stadium auf dem Festland einsetzt, ist, wenn wir von , d'fs Fes'"

r ' ' landes ein be-

der künstlerischen Ausstattung absehen (s. u.) und nur die schränkten
Architektonik bedenken, doch nur auf bestimmte Einzelheiten
beschränkt gewesen.

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