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Grass, Carl August von [Bearb.]; Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 2,6): Der Adel in Baden: nebst Anhang, die Standes-Erhebungen des fürstlichen Hauses Fürstenberg enthaltend — Nürnberg, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.24727#0051
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DER ADEL IN BADEN.

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Gräfliches Wappen (1748): geviert, als Mittel-
schild das Stammwappen. I. und IV. in G. ein gekrön-
ter: 4^: Adler. II. und III. schräglinks in B. drei s.
Flüsse, belegt mit gekröntem g. Löwen, der in der rech-
ten Pranke ein blankes Schwert hält.

Kleinode: 3 gekrönte Helme. I. der gekrönte tfc
Adler. II. z. Stammwappen, die Flügel indessen beide s.

III. der g. Löwe wachsend zwichen zwei r.-s. dreimal ge-
streiften, s. gefranzten Fähnlein an s. Lanzen.

Decken: I. II. r.-g., III. b.-s.

(v. Heyer-Rosenfeld. v. Wechmar, Handb. S. 30 etc.)

Schenk von Castel. (Taf. 23.)

Das Stammhaus dieses nradeligen Geschlechtes ans
der Schweiz, ist das Bergschloss Castel im ehemaligen
Fürstenthum Constanz. Dasselbe hat einerlei Ursprung
mit den Freiherrn von Castelen im Aargau und ge-
hörte zu den Herrngeschlechtern in Schwaben.

Udalrich II., f 1140, wird als Stifter von Con-
stanz betrachtet. Die Familie bekleidete lange Zeit das
Erbschenkenamt bei den Hohenstaufen’schen Fürsten, da-
her der Name. Kaiser Leopold I. bestätigte derselben
am 19. Juni 1665 den Freiherrnstand, der Reichsgrafen-
stand aber kam am 1. März 1681 an das Haus. Max Joa-
chim Schenk v. C., machte sich 1612 in Freiburg an-
gesessen.

In Württemberg sind die Grafen reichsritterschaft-
lich "begütert und in Baden besassen sie die Herr-
schaft Gutenstein, Engelwies und Altheim im
Amte Stetten und finden sich noch 1834 in dem Ver-
zeichnisse der badischen Grundherrn.

Stammwappen: in S. ein r. achtendiges Hirsch-
geweih, an der ausgeschnittenen Hirnschale.

Kleinod: das Hirschgeweih.

Decken: r.-s.

Vermehrtes Wappen: geviert mit s. Mittelschild,
darin drei r. Pfähle. I. u. IV. Stammwappen, II. u. III.
übereinander zwei r., öfter gekrönte, leopardirte Löwen
(Landeck). •»

Kleinode: zwei gekrönte Helme (müsstenheraldisch
3 sein), dazwischen eine Krone (offenbar auf den mittle-
ren, fehlenden Helm gehörend), darauf ein s. rautenför-
miges, oben mit s. Kugel bestecktes Schirmbrett, darin
drei r. Pfähle (zum Mittelschild?). Helm I. zum Stamm-
wappen, II. armloser r.-gekleideter Jünglingsrumpf mit
sieben g. Knöpfen, wachsend.

Decken; beiderseits r.-s.

Gräfliches Wappen (1681): geviert mit geviertem
s. Mittelschild, darin I. u. IV. Stammwappen, II. u. III.
übereinander, die beiden r.-leopardirten Löwen von Landeck.
Hauptschild: I. u. IV. von S. u. R. fünfmal schräglinks
getheilt, oder auch drei s. linke Schrägbalken (Schelklin-
gen), II. und III. gespalten, vorn von B. und G. gerautet,
hinten r. (Berg).

Kleinode: vier Helme. I. offener r, Flug mit drei
s. Schrägbalken (Schelklingen), II. gekrönt, Stammwappen,

III. gekrönt, wachsend ein r.-gekleideter armloser Mannes-
rumpf mit s. Kragen (Landeck?), IV. gekrönter armloser
wachsender Mannesrumpf, rechts b., links r.-gekleidet mit
drei s. Knöpfen. Die rechte Seite des Anzugs auch b.-g.
gerautet (Berg).

Decken: 1. 11. 111. r.-s. IV. b.-g.

(Gritzner, Mittheilungen. Hof- und Staatshandb.
Dr. Schreiber, Geschichte von Freiburg S. 156 etc.
Historisches Handbuch zum Taschenbuch d. gräfi. Häuser
S. 125 etc.)

Sickingen. (Taf. 23.)

Der Stammsitz dieses dem schwäbischen Uradel an-
gehörenden Geschlechtes ist das heutige Pfarrdorf

Bd. II. Abth. 6.

Sickingen im badischen Amte Bretten. Aus ihm
entspross der kaiserliche Rath, Kämmerer und Oberster-
Hauptmann Franz v. S., geb. 1. März 1481, f 1523,
dessen Sohn Franz Conrad, kurpfälzischer Marschall,
Vice dom von Amberg, Reichshof- und Kriegsrath des
Kaisers Maximilian II., der Ahnherr verschiedener,
theils wieder erloschener Linien der Familie wurde.
Reinhard v. S., 1446 zum Bischof zu Worms er-
wählt, f 1483.

Schweithard v. S. zu Sickingen erlangte am
1. Februar 1623 den Freiherrnstand für Reich und Erb-
lande, die Bewilligung sich nach erwerbenden Gütern zu
nennen und das Privilegium de non usu.

Das Wappen blieb unverändert. Franz Conrad
v. S. machte sich 1603, Johann Jacob v. S. 1607 und
Friedrich v. S. 1630 in Freiburg ansässig.

Karl Anton Reichsfreiherr v. S. zuS. erhielt, Wien
den 5. März 1773, die Reichsgrafenwürde mit Titel „Hoch-
und Wohlgeboren“ und privilegium de non usu. Das
Wappen blieb dasselbe, nur findet sich jetzt statt des
Kleinods und der Decken, die Grafenkrone und ein Her-
melinmantel,

Ferner wurde aus der hierher gehörenden Sickin-
ger Linie, Josef Karl, kurpfälzischer Kammerherr,
wirklicher Geheimerath und Oberamtmann zu Bretten,
Wien, den 26. December 1784, ebenfalls in den Reichs-
grafenstand erhoben und zwar auch mit dem Titel „Hoch-
und Wohlgeboren“. Das Wappen wurde diesmal „ge-
bessert“, nämlich mit Grafenkrone und Hermelinmantel
statt Kleinod und Decken.

Zwei 4t bewehrte s. Schwäne dienen als Schild-
halter.

Die gegenwärtig noch in Oesterreich (Mähren)
und Preussen (Schlesien) blühende Linie zu Hohen-
burg wurde mit folgenden Standeserhöhungen be-
gnadigt :

Ferdinand Hart mann v. S. v. u. z. Hohen-
burg, kaiserl. Rath und Präsident des niederösterreichi-
schen Adels, mit dem Freiherrnstand für Reich und Erb-
lande mit Titel „Wohlgeboren“ und Bewilligung, sich
von zu erwerbenden Gütern zu nennen, sowie Privilegium
de non usu, Wien, den 5. März 1706. Das Wappen
blieb wie es war. — Sodann Kasimir, Reichsfreiherr v.
u. zu S. H., kaiserlicher wirklicher Kämmerer und sein
Bruder Ferdinand, mit dem Reichsgrafenstand nebst
Titel „Hoch- und Wohlgeboren“ und Wappenbesserung,
Wien, den 19. Februar 1790. Das Wappenschild erhielt
Rautenform,' der Helm wurde mit einer Grafenkrone be-
deckt, der g. Schwanenhals gekrönt und die Decken mit
Hermelinmantel vertauscht.

Wegen der ansehnlichen Besitzungen in Schwaben
wurde Reichsgraf Franz v. u. z. S., mit allen Aesten
seines Hauses, am 7. u. 17. Juni 1791 und am 21. Juni
u. 3. August 1793 in das schwäbische Reichsgrafen-Col-
legium aufgenommen.

Die Grundherrschaft Sickingen, die durch die
Grafen Josef und Franz in glänzenden Wohlstand ge-
bracht wurde, so dass erst 1813 ein Pfandbuch angelegt
zu werden brauchte, kam in demselben Jahre an Baden,
die Grafen selbst aber kamen immer mehr in ihren Ver-
mögensverhältnissen zurück und Graf Franz, geb. den
1. Juli 1760, f 25. Novbr. 1834 auf dem Hofe Fron-
born bei Sauerthal, in einer kleinen Sickingen’schen
Grundherrlichkeit im ehemaligen Herzogthum Nassau,
war der Letzte seiner Linie. „Er starb im Elend“, so
lautet die Inschrift des einfachen Grabsteines auf dem
Kirchhofe des Dörfchens Sauerthal.

Die ritterschaftlichen Dörfer Wi s n e c k und Witten-
thal, im Amte Fr ei bürg, gehörten bis 1808, wo sie
von Baden erworben wurden, ebenfalls den Grafen.

Stamm wappen, im Schilde niemals verändert: £f:,
r. umrandetes Feld mit fünf s. Kugeln, 2. 1. 2.

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