DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.4925#0237
X.
Der Wettstreit mit Jacopo dei Barbari.
»Des fehen wir exempel bei der Römer
zeyten, da fie in irem bracht waren; was
bei inen gemacht ift worden der drümer
wir noch fehen, dergleichen von kunft in
vnfern werken yetz wenig erfunden wurdet«.
Dürer.
om hat im Wechfel der Zeiten feine welt-
belierrfchende Stellung niemals aufgegeben;
unter ftets verändertem Titel erhebt es
immer auf's Neue feine alten Anfprüche.
Indefs deutfche Meifter, wie Wolgemut und
Dürer, aus den Gewiffensnöthen ihres Vol-
kes heraus unter dem antiken Rom der
Apokalypfe noch das mittelalterliche, päpft-
liche verftehen, fieht der Italiener in ihm den
Glanz alter, längft begrabener Herrlichkeit wieder erflehen. Vor feinen
Augen erhebt fich die antike Roma wieder aus ihren Trümmern, und wie
einft ihre Legionen, fendet fie nun ein Heer von unfichtbaren Geiftern und
von fichtbaren Formen aus, als wollte fie ihrer Macht auch dasjenige wie-
der fichern, was etwa der kirchlichen Vorherrfchaft zu entfchlüpfen
drohte. Sie erfcheint ihren Enkeln wieder in der fieghaften Geftalt,
in der fie auf den Münzen der Caefaren dargeftellt war: in Helm und
Rüftung fitzt fie über Trophäen vor einem Triumphbogen, in der
Rechten eine Victoria haltend. So zeigt fie uns der KupferfHch
eines Venetianers, der nächft Wolgemut den meiften unmittelbaren
Einflufs auf Dürers künftlerifche Entwickelung genommen hat. Es ift
Jacopo de' Barbari1), der Proteus unter den italienifchen Malern des
i) Paffavant, Peintre-graveur III. 139.
hält das unbezeichnete Blatt ganz irrthüm-
lich für eine freie Copie nach der Victoria,
B. 23. — Copien darnach mit Verände-
rungen vonJcronymusHopfer, Bartfeh Nr. 59,
und von Giovanni Battifta del Porto, Paffa-
vant P. Gr. IV. 150. Nr. 7. Eine beiläufige
Reduction des Originals enthält unfere Ini-
tiale. Vergl. F. Kenner: Die Roma-Typen,
Sitzungsber. d. hiftor. phil. Klaffe der
Wiener Akademie XXIV, 253.
Der Wettstreit mit Jacopo dei Barbari.
»Des fehen wir exempel bei der Römer
zeyten, da fie in irem bracht waren; was
bei inen gemacht ift worden der drümer
wir noch fehen, dergleichen von kunft in
vnfern werken yetz wenig erfunden wurdet«.
Dürer.
om hat im Wechfel der Zeiten feine welt-
belierrfchende Stellung niemals aufgegeben;
unter ftets verändertem Titel erhebt es
immer auf's Neue feine alten Anfprüche.
Indefs deutfche Meifter, wie Wolgemut und
Dürer, aus den Gewiffensnöthen ihres Vol-
kes heraus unter dem antiken Rom der
Apokalypfe noch das mittelalterliche, päpft-
liche verftehen, fieht der Italiener in ihm den
Glanz alter, längft begrabener Herrlichkeit wieder erflehen. Vor feinen
Augen erhebt fich die antike Roma wieder aus ihren Trümmern, und wie
einft ihre Legionen, fendet fie nun ein Heer von unfichtbaren Geiftern und
von fichtbaren Formen aus, als wollte fie ihrer Macht auch dasjenige wie-
der fichern, was etwa der kirchlichen Vorherrfchaft zu entfchlüpfen
drohte. Sie erfcheint ihren Enkeln wieder in der fieghaften Geftalt,
in der fie auf den Münzen der Caefaren dargeftellt war: in Helm und
Rüftung fitzt fie über Trophäen vor einem Triumphbogen, in der
Rechten eine Victoria haltend. So zeigt fie uns der KupferfHch
eines Venetianers, der nächft Wolgemut den meiften unmittelbaren
Einflufs auf Dürers künftlerifche Entwickelung genommen hat. Es ift
Jacopo de' Barbari1), der Proteus unter den italienifchen Malern des
i) Paffavant, Peintre-graveur III. 139.
hält das unbezeichnete Blatt ganz irrthüm-
lich für eine freie Copie nach der Victoria,
B. 23. — Copien darnach mit Verände-
rungen vonJcronymusHopfer, Bartfeh Nr. 59,
und von Giovanni Battifta del Porto, Paffa-
vant P. Gr. IV. 150. Nr. 7. Eine beiläufige
Reduction des Originals enthält unfere Ini-
tiale. Vergl. F. Kenner: Die Roma-Typen,
Sitzungsber. d. hiftor. phil. Klaffe der
Wiener Akademie XXIV, 253.