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Barbari in Nürnberg.

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XV. Jahrhunderts, deffen fchwankende Erfcheinung wiederholt die

Wege Dürers kreuzt.

Dem Namen nach war Jakob von Haus aus ein Schutzbefohlener
der Patrizierfamilie Barbari in Venedig. Im Uebrigen find die Nach-
richten über feine Perfönlichkeit, wie über feine Thätigkeit m der
Heimath fo mangelhaft, dafs bis auf die neuefte Zeit felbft feine
Nationalität in Zweifel gezogen werden konnte '). Der Anonymus des
Morelli, der ihn Jacomo de Barbarino nennt, erwähnt bereits, er fei
nach Deutfchland und Burgund gegangen und habe die dortige Mal-
weife angenommen, und bis jetzt find in ganz Italien noch keine Ge-
mälde von feiner Hand nachgeliefert worden. Doch befanden lieh
deren mehrere im Jahre 1521 im Haufe des Cardinais Domenico Gn-
mani, für welchen Jan Goffaert de Mabufe die Illuftrierung des be-
rühmten Breviariums beforgte *). Möglich, dafs die fpätere Bekannt-
fchaft und Gemeinfchaft beider Meifter auf ihre Beziehungen zu dem
kunftfinnigen Patriarchen von Venedig zurückzuführen ift. Vor dem
Jahre I5oo kann Jacopo de' Barbari feinen Wohnfitz in Venedig nicht
für immer aufgegeben haben. Denn in diefem Jahre erft wurden die
Holzfchnitte feines Planes von Venedig dafelbft vollendet. Die Vor-
arbeiten zu diefem Werke hatten drei Jahre in Anfpruch genommen,
und die fechs grofsen Holzftöcke dazu werden heute noch im Muieo
Correr zu Venedig aufbewahrt. Das Unternehmen gieng von dem
Nürnberger Anton Kolb, einem der angefehenften Kaufleute der
deutfchen Faktorei im Fondaco dei Tedeschi aus. In dem Geiucne
nun, mit welchem Kolb im October 1500 das Privilegium der bignona
für die Pubhcation nachfucht, hebt er unter anderen, noch nicht da
gewefenen Eigenfchaften derfelben auch die neue Kunft hervor,
Formen von folcher Gröfse zu drucken *). Ohne Zweifel hatte fich der
Herausgeber die Fortfchritte feiner Vaterftadt in der Holzfchneide-
und Druckkunft zu Nutze gemacht und es waren wohl geübte Leute
aus den Werkftätten Wolgemuts und Koburgers, wenn nicht gar auch
Dürers, die er dabei verwendete. _

Dies führt uns zunächft auf den Zufammenhang Barbaris mit
Nürnberg, der ein fo inniger gewefen fein mufs, dafs die Tradition
den venetianifchen Meifter früh fchon unter dem Namen Jakob Walch
(d. i. der Wälfche oder Italiener) zu den Nürnberger Künftlern ge-
rechnet hat. In deren "Reihe führt ihn bereits Neudörffer in feinen
Nachrichten unmittelbar vor Dürer auf. Er fah felbft von ihm blofs

1) E.Harzen: Jacob de Barbary, Archiv
für zeichn. Künfte I, S. 210. Dagegen H.
Grimm, Ueber Künillcr II, 141.

2) Dürers Briefe, 223—24.

3) Cicogna, Iscrizioni Veneziane IV. 647
u. 699 ff.
 
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