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276 ^' -Der zwei'e Aufenthalt in Venedig.

Genua. Es ift das Bruftbild eines jungen Mannes, deutfchen Stammes
den Gefichtszügen nach; er trägt eine fchwarze Mütze, ein braunes
Mieder und eine fchwarze Jacke darüber und ift faft ganz von vorne
gefeiten. Leider ift das Bild fehr verdorben und übermalt bis
auf ein Stück Mieder mit der fchwarzen in zwei Häftchen enden-
den Schnur und auf einige forgfältig und fcharf ausgeführte Haar-
partien. Nur die vortreffliche Zeichnung fchlägt noch durch. Es ift
auf Holz gemalt mit der Infchrift in Goldbuchftaben: »Albertus
Dürer germanus faciebat post virginis partum 1506« und dem Mono-
gramme.

Wir wiffen nun auch, dafs Dürers Abreife von Venedig nicht zu
der wiederholt in feinen Briefen feftgefetzten Zeit erfolgte, fondern
fich noch bis in das Jahr 1507 hinzog. Die Bibliothek zu Wolfen-
büttel befitzt nämlich ein Exemplar der lateinifchen 1505 in Vene-
dig erfchienenen Ausgabe von Euklids Elementen der Mathematik,
in welches Dürer neben fein Monogramm die Worte fchrieb: »Dz
puch hab ich zw Venedich vm ein Dugatn kawft im 1507 jor.
Albrecht Dürer« '). Ich glaube darum auch noch ein anderes Bildnifs
von Dürer, das die Jahreszahl 1507 trägt, in die Zeit feines Aufent-
haltes in Venedig verfetzen zu muffen. Es ift das Porträt eines
jugendlichen Deutfchen, etwas linkshin gewandt, mit blondem, kraufem
Haar und kleinem Schnurr- und Kinnbart in der kaiferlichen Galerie
zu Wien. Er trägt eine runde Mütze und einen braunen, mit Hafen-
pelz ausgefchlagenen Rock, zwifchen dem auf der Bruft das Hemd
herausfieht. Das kleine Gemälde hat durch Reibung ftark gelitten,
die Eafuren find gefchwunden und der röthliche Fleifchton der Unter-
malung liegt blofs; doch erkennt man noch die Refte der urfprüng-
lich feinen, forgfältigen Ausführung. Merkwürdiger noch als diefe
Vorderfeite ift uns die Rückfeite des Holztäfelchens, die einem derben
Künftlerfcherz ihre Bemalung verdanken mag. Der Dargeftellte ift
vermuthlich einer der deutfchen Kauf leute des Fondaco; der Preis
den er für das Bildrjifs zahlte — oder auch nicht zahlte —■ mag dem
befreundeten Meifter nicht angemeffen erfchienen fein. Er rächte fich
nun indem er auf die Rückfeite noch rafch das fcheufsliche Bild einer
Avaritia, des leidigen Geizes, malte. Es ift die Halbfigur eines run-
zeligen alten Weibes mit langer Nafe und Triefaugen höhnifch her-
auslachend, dafs die zwei einzigen Zähne im Munde fichtbar werden;

1) Hausmann im Archiv für zeichn. [ ben, ein Bruftbild, ein Weiblein de 1507

K. II. 91. In dem Verzeichniffe der Im- I von Albrecht Dürers eigner handt zu Ve-

hofffchen Sammlung von 1625 kömmt auch nedig gemahlt, fehr lieblich umb 300 fl.

vor als Nr. 5: Ein Täffelein von Oehlfar- | Eye, Dürer, Ueberfichtstafel.
 
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