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Zweites Kapitel.

Die Taufkirche des hl. Johannes in Neapel.

§ 1. Beschreibung des Baues.

eapel hat den Vorzug, eine Taufkapelle zu besitzen, welche nicht bloß zu den ältesten
zählt, sondern auch einen großen Teil ihres ursprünglichen musivischen Bilderschmuckes
gerettet hat: dieser ist es, der ihr den ersten Platz unter den gleichartigen Monumenten
sichert. Auch die architektonische Seite ist nicht ohne Interesse: der Grundriß bildet ein
vollkommenes Quadrat, welches mittels apsisförmig ausgehöhlter und in den vier Ecken
angebrachter Pendentifs in ein Achteck übergeht und dann in einer Kuppel endigt.

Das Baptisterium war anfangs ein selbständiges Gebäude und stand isoliert neben der
Kathedrale. Es war mit der dem Eingang gegenüberliegenden Hauptseite nach Osten ge-
richtet; heute noch ist die Orientierung an dem Bild im Zentrum der Kuppel erkenntlich.
Der Bau hatte nur zwei 1,30 m breite und 2 m hohe Fenster, das eine über dem Eingang,
das andere in der Wand gegenüber. Da man bisher allgemein auch in den beiden andern
Wänden Fenster angenommen hatte, so ließ ich durch den Grafen Antonio Filangieri di
Candida, den Direktor der ,Königlichen Inspektion der Monumente Neapels', darüber Unter-
suchungen anstellen, welche zu dem von mir angegebenen Resultat geführt haben. Auch
in dem Alten Baptisterium am Lateran, mit dem wir uns im nächsten Kapitel beschäftigen
werden, scheint das Licht, welches durch die Fenster eingeführt wurde, nicht genügend ge-
wesen zu sein; denn über der Tür, die aus der Vorhalle in das Innere der Taufkirche
führte, hat man noch ein Fenster angebracht, um das Licht zu vermehren1. Der Grund
einer so spärlichen Beleuchtung ist wohl in der Tatsache zu suchen, daß die Taufe damals
zur Nachtzeit gespendet wurde und die Kandidaten sie durch Untertauchen, also im Zustand
völliger Nacktheit empfingen. Unter solchen Umständen hatte man künstliches Licht not-
wendig und war das Halbdunkel die angemessenste Beleuchtung.

In späterer Zeit erlitt das Baptisterium in dem unteren Teile mancherlei Veränderungen:
es wurde, um nur die hauptsächlichsten zu erwähnen, mit der Kathedrale durch eine Nebentür
verbunden, verlor deshalb durch Vermauerung seinen ursprünglichen Eingang; von den
Fenstern wurde das eine ebenfalls geschlossen, das andere dafür vergrößert.

1 Den Beweis werden wir im nächsten Kapitel bringen.
 
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