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Benz, Richard [Hrsg.]
Die sieben weisen Meister: herausgegeben nach der Heidelberger Handschrift cod. pal. germ. 149, mit Berücksichtigung der Drucke des 15. Jahrhunderts und des cod. pal. germ. 106 (Die deutschen Volksbücher) — Jena, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.2043#0041
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L Vom Schatz imTurm

/Fs war em Ritter zu Rom in der Stadt, der
^ hatte einen Sohn und zwo Töchter. Er ritt
zu allem Turnei und Ritterspiel, und all sein
Gut, das er hatte, verzehrre er mit Herren und
Frauen. Zu der Zeit war ein Kaiser, der hieß
Octavianus, der war aus der Maßen reich an
Gold und Silber, kein Kaiser und kein König
mochte ihm gleichen. DennerhatteeinenTurm
voll GoldeS, den befahl er einemRitterzuHan-
den, daß er ihn wohl hüte. Jener Ritter aber,
der also gern zu Stechen und Turnieren ritt,
ward bald so arm, daß er glaubte, er müßte sein
Erb und Eigen verkaufen; und riefseinenSohn
und sprach: „Sohn, rate zu, waswir mögen
thun, ich habe nichts mehr, wir müssen unser
Erbe verkaufen um Not willen." Der Sohn
sprach: „Vater, es wäre gut/möchte man einen
Rat finden, daß du dennoch könntest ehrlich le-
ben, und nicht unser Erbe verkauftest." Der
Dater sprach: „Nimm wahr, ich weiß einen
guten Rat. Unser Herr, der Kaiser, hat einm
Turm voll Goldes, wir wotlen eines Nachrs da-
hin gehen, und einLoch darein machen,und neh-

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