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Benz, Richard [Hrsg.]
Die sieben weisen Meister: herausgegeben nach der Heidelberger Handschrift cod. pal. germ. 149, mit Berücksichtigung der Drucke des 15. Jahrhunderts und des cod. pal. germ. 106 (Die deutschen Volksbücher) — Jena, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.2043#0061
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DieTochtersprach: „Mein Vater undihr ka-
met jungzusammenundhattetalle Freude mit
einander. So ist es nicht mit meinem Mann, er
ist alt und kalt und liegetwohl stille bei mir." Da
sprach die Muner: „Willst du immer einen lieb
haben, so sag mir, wer soll es sein?" Sie ant-
wortete: „Es soll derPfarrer sein, den seh ich
gerne." SprachdieMmrer:„Wär es nicht bes-
serund weniger Sünde, du nahmst einen Ritter
oder einen Edelmann?" „Jhre Liebe wahrt
kurzeZeit"sprach dieTochter „unddarnach ver-
schweigen sie es nicht, und werden sich meiner
rühmenund mich zu Schanden machen. Mit
dem Pfaffen ist es nicht also: meine Ehre be-
wahrt er wie die seine, und er ist seiner Freund-
schaftgetreuundhatsielieb: das thun die welt-
lichen Leute nicht." Da sprach die Mutter:
„Tochter, folge meinem Rat, es soll dir gut sein.
Sieh, alte Manner sind wunderlich und jah in
ihremZorn. Versucheihnzumersten mit einem
Zorn, laßt er dich dann ungestraft, so nimm den
Pfaffen." Da sprach die Tochter: „Jch kann
nicht watten." Die Mutter sprach: „Jch rate
es dirernstlich, Tochter, folgemir." Siesprach:
„Womit soll ich ihn versuchcn?" Da fagte die

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