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Benz, Richard [Editor]
Die sieben weisen Meister: herausgegeben nach der Heidelberger Handschrift cod. pal. germ. 149, mit Berücksichtigung der Drucke des 15. Jahrhunderts und des cod. pal. germ. 106 (Die deutschen Volksbücher) — Jena, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.2043#0066
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große Liebe und Verlangen ich hab, du hülfest
mir." Die Mutter sprach: „Thu, was ich dir
noch rate; es soll das letzte sctn, das gelob ich dir
bei meinen Treuen." „Ach" sprach fie „muß ich
noch langerwarten, das ist mir einegroßePein.
Nun sage mir, was soll ich thun? ich willeSnoch
einmalversuchen."DasprachdieMutter:„Hö-
re, amSonnrage, dasweißichwohhwirderunS
alle zum Effen laden, da kommt dein Vater und
ich und unsre Freunde und die Aeltesten von der
Stadt. Wcnn wir dann allebeiTischefitzen,und
Brotund Weinund alleSpeisenaufdem Tische
stehen, so sollst du deine Schlüssel heimlich ver-
stricken mit dem Tischlaken und sollst sprechen:
„Sieh, ich hab meinMesser vergessen, wo sind
meine Sinne" und steh aufmit Ungestüm und
ziehnach dirdasTischlakenmitWeinundSpei-
sen. Verzeiht er dir das ohneRache, so gelob ich
dir, daß ich dich nimmerhindernwill."DieToch-
ter sprach: „Jch will es ficher thun." Der Tag
kam, undesgeschah, wiedieMuttergesagthatte.
Da fie über Tisch saßen und Wein und Speise
aufdem Tische stund, da riefdes Ritterö Zrau:
„Gott, wie bin ich also vergessen, ich muß mein
Messerholen." Undstund aufundzognachsich

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